Verkaufte Namen

Ein Name dient unter Anderem zur Identifizierung von Personen und Objekten. Allerdings verliert er genau diese Funktion, wenn er immer wieder geändert wird.

Bei Konzernen kommt es ab und zu mal, dass die sich einen neuen Namen geben, mal wird der bestehende Name nur leicht abgewandelt, manchmal wird ein komplett neuer genommen. In letzter Zeit sind das dann irgendwelche nichtssagende Fantasiewörter. Da weiß man schon nicht mehr, ob das nun eine Versicherung oder eine Hämorridensalbe ist. Oft stellt sich das Unternehmen dann “neu auf”; breiter oder auf die Kernkompetenzen konzentriert. Manchmal wird ein ganzer Bereich, oder sogar das bisherige Kerngeschäft abgetrennt und unter einem weiteren Fanatsienamen weitergeführt. Dass damit vielleicht eine negative Firmengeschichte verloren geht, ist durchaus gewollt.

Wo es auch richtig nervig ist, wenn die Namen wechseln, sind Veranstaltungsstätten. Irgendwann wurde es ja mal Mode, dass Fußballvereine, die Namensrechte an ihrem Stadion verkaufen, um noch ein paar mehr Euro in die Kasse zu spülen. So hat das Hamburger Volksparkstadion folgende Namenshistorie.

  • Volksparkstadion
  • AOL Arena
  • HSH Nordbank Arena
  • Imtech Arena
  • Volksparkstadion

Sämtliche Unternehmen sind pleite gegangen und deswegen hat der Hauptgeldgeber des HSV die Namensrechts zwar gekauft, aber darauf verzichtet, den eigenen Firmennamen ins Spiel zu bringen.

Gleich daneben entstand in den 90ern eine große Mehrzweckhalle. Diese wurde gleich als “Color Line Arena” gebaut. Viele Einheimische haben den Namen aber zu Colina abgekürzt. Wohl nicht im Sinne des Sponsors. Auch diese Halle mittlerweile schon mehrere Namenswechsel hinter sich.

  • Color Line Arena
  • O2 World Hamburg
  • Barclaycard Arena
  • Barclays Arena

Um das Ganze noch etwas komplizierter zu machen, wurde neben der Colina noch eine weitere, kleinere Halle gebaut, deren “Arena-Name” natürlich auch schon geändert wurde:

  • Volksbank Arena
  • q.beyond Arena

Wer soll denn da den Überblick behalten? Gerade wenn man nicht regelmäßig in diesen Stätten ist. So hat der offizielle Name keine Funktion und verliert auch an Wert. Wer will denn schon noch Millionen dafür ausgeben, wenn die Bevölkerung eh eigene Namen für die Arenen benutzt? Man kann sich auch mit Geldgier das eigene Geschäft kaputtmachen.

Der Markt regelt das – NICHT

Es gibt da eine Partei, die sich mal als frei und demokratisch bezeichnet hat und von anderen “die Liberalen” genannt wurde. Heute ist sie nur noch für den von ihr propagierten Volldampf-Kapitalismus bekannt. Ihr ganzes Konzept lässt sich auf “Der Markt regelt das” und “Unternehmenssteuern senken” zusammenfassen.

Eigentlich sollte mittlerweile Jeder verstanden haben, dass wir (die Weltbevölkerung im Allgemeinen und die “westliche Zivilisation” im Speziellen) so mit der Ausbeutung des Planeten nicht weitermachen können. Vor einigen Wochen war wieder der “Earth Overshoot Day”. Also der Tag im Jahr, an dem wir rechnerisch die Ressourcen verbraucht haben, die uns die Natur in einem Jahr liefert. Seit diesem Tag zerstören wir bis Ende des Jahres die Grundlage unseren Lebens. Wir zerstören die Natur und die Zukunft unserer Nachkommen. Wir bräuchten fast zwei Erden um uns unseren globalen Lebensstil zu leisten.

Gerade hier zeigt sich, dass ein ungeregelter Markt zu Problemen führt. Die Natur liefert uns vielfach gratis ihre Ressourcen. Wasser und Luft sind fast umsonst. Deswegen haben diese Ressourcen für die Wirtschaft auch keinen Wert. Der Markt regelt nur dass die Unternehmen ihre Produkte zu Hungerlöhnen unter schlechtesten Arbeitsbedingungen in den ärmsten Ländern der Welt herstellen. Gleiches gilt für die Beschaffung von Rohstoffen oder die “Entsorgung”. Stets wird wird ausgebeutet, wo es nur geht. Die Arbeitnehmer sind keine gleichberechtigten Mitglieder des “Arbeitsmarktes”.

Wo ich persönlich ja auch über Jahrzehnte das Versagen des Marktes zu spüren bekommen habe, war beim Breitbandausbau. Die Telekommunikationsunternehmen, und vor allem die Deutsche Telekom, haben ihre Ausbautätigkeiten auf die Bereiche beschränkt, in denen sie schnell und einfach viele Kunden erreichen konnten. Dort gab es oft mehrere Ausbaustufen, während im ländlichen Bereich nichts passiert ist.

Auch auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt spielt alles verrückt. Die Preise schießen dermaßen in die Höhe, dass sich ein normaler Arbeitnehmer das praktisch nicht mehr leisten kann. Stattdessen gibt es immer mehr Ferienwohnungen bzw. -häuser und die Gutverdienenden geben sich nicht nur mit einem Haus ab. Neben dem Häuschen am Stadtrand wäre doch auch noch ein Wochenendhäuschen, was allerdings ein vollwertiges Einfamilienhaus ist, irgendwo in Wassernähe doch was Schönes. Und mal wieder geht das alles zu Lasten der Ärmsten, die keine Wohnungen mehr finden.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis und kein Luxusgut. Aber die Kommunen haben diese Situation selbst mit herbeigerufen. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften wurden vielfach an private Investoren verkauft. Und dann wundert man sich, dass es plötzlich keine Sozialwohnungen mehr gibt, weil die alten aus der Preisbindung herausgefallen sind und die privaten Investoren lieber “exklusive Eigentumswohnungen” verkaufen, als Sozialwohnungen zu vermieten.

Das Lustige ist, dass, wenn man Freunde des freien Marktes auf Missstände hinweisst, die der Markt eben beseitigt hat, sondern vielleicht noch verschärft hat, dann argumentieren diese Leute, dass der Markt an dieser Stelle eben nicht frei sei, weil es da irgendwelche Einschränkungen oder staatliche Eingriffe gäbe.

Bleibt als Fazit: Der freie Markt existiert nicht oder er funktioniert nicht, also können wir uns am besten gleich von diesem Hirngespinst lösen.

Ein kleiner Hörtipp zum Schluss: In einer Satire-Ausgabe des WDR-Zeitzeichens wird der Erfinder des Kapitalismus vorgestellt.

Übergewinnsteuer – Sinnvoll oder sinnlos?

Aktuell wird ja über die sogenannte Übergewinnsteuer diskutiert. Dabei geht es darum, Unternehmen, die aktuell besonders von den Krisen profitieren mit einer Zusatzsteuer zu belegen. Gedacht wird vor allem an die diversen Unternehmen aus dem Energieversorgungssektor. Während sich die Endkundenpreise für Strom, Heiz- oder Kraftstoffe vervielfachen, steigen die Gewinne der großen Energiekonzerne mindestens ebenso sprunghaft an. Von meinem Gerechtigkeitsempfinden befürworte ich eine solche Steuer. Ich habe aber ERHEBLICHE Zweifel ob die Übergewinnsteuer überhaupt ihren Zweck erfüllt.

Berufsbedingt kenne ich mich ein wenig mit größeren Unternehmen und deren Besteuerung aus. Ich will jetzt nicht auf die Details von z.B. Gewerbe- oder Körperschaftssteuer eingehen, daher spreche ich vereinfacht von “der Steuer”.

Unternehmen müssen in der Regel regelmäßig im laufenden Jahr Vorschüsse für ihre Steuerlast zahlen. Dafür werden die vorherigen Steuerbescheide als Grundlage genommen. Der aktuellste Steuerbescheid kann dabei aber schon einige Jahre zurücklegen. Das hat mehrere Gründe. Meistens lassen die Unternehmen sich Zeit. Die Steuererklärung von große Konzerne ist recht komplex und nicht in 10 Minuten erledigt. Dafür werden beim Finanzamt regelmäßig Fristverlängerungen beantragt. Eine Steuererklärung zwei Jahre nach dem Ende des Geschäftsjahres abzugeben, ist nicht ungewöhnlich.

Wenn wir also ein Unternehmen mit höheren Steuern “bestrafen” wollen, für Mehrgewinne, das es in diesem Jahr realisiert, dann würde es dafür die Steuererklärung vielleicht erst Anfang 2025 abgeben. Bis das Finanzamt diese geprüft hat und einen Steuerbescheid ausgestellt hat, können noch einmal ein paar Jahre ins Land gehen. Gerade wenn noch einige grundsätzliche Punkte geklärt werden müssen. Erst dann würde das Unternehmen die Steuern zahlen.

Also dass eine Übergewinnsteuer JETZT irgendetwas ändert, ist illusorisch. Man könnte natürlich einfach höhere Abschläge festsetzen. Doch auf welcher Basis?

Einen exakten Übergewinn als Folge des Profits aus einer Krise wird wohl niemand feststellen können. Es bleiben etwa nur Schätzungen anhand Vorjahren. Da Gesetze und somit auch Steuern allgemeingültig sein müssen, werden dann aber auch eine Reihe von anderen Unternehmen fälschlicherweise von der Übergewinnsteuer betroffen sein, z.B. Neugründungen von Unternehmen, die bisher wenig Gewinn ausgewiesen haben. Oder Unternehmen, die besonders im ersten Corona-Jahr extreme Einbußen hatten. Ich kenne das selbst aus einem Betrieb, der nachteilig von einer Steueränderung betroffen war, die eigentlich ein Steuerschlupfloch schließen sollte.

Und natürlich darf man nicht den bürokratischen Mehraufwand zur Ermittlung eines “Übergewinns” vergessen. Dieser trifft jedes Unternehmen.

Vor allem aber sollte man sich ansehen, wenn man genau mit dieser Zusatzsteuer treffen will. Das sind vor allem internationale Konzerne. Die haben ganze Abteilungen, die sich damit beschäftigen, Steuern zu vermeiden. Das bringt für die Aktionäre mehr Profit als irgendeine Produktivitätssteigerung. Die einfachen Werkzeuge sind die Gewinne einfach in andere Geschäftsjahre oder andere Staaten zu transferieren. Je größer ein Konzern ist, um so mehr Möglichkeiten Steuern zu umgehen, hat er. Und das sind nur die legalen Mittel. Ob am Ende dann auf dem Papier noch ein Übergewinn übrig bleibt, ist sehr fraglich.

Und man kann sicher sein, dass im Falle der Veranlagung einer Übergewinnsteuer, die Anwälte der entsprechenden Konzerne, die Klage dagegen schon vorbereitet in der Schublade liegen haben.

Bleibt als Fazit: Eine Übergewinnsteuer wäre prinzipiell ein gute Idee, um etwas mehr Gerechtigkeit herzustellen, doch sind schnelle Effekte nicht zu erwarten. Stattdessen sollte man mittelfristig EU-weit die Versteuerung vereinheitlichen und legale Steuerschlupflöcher sinnvoll stopfen.

Medien-Tipps 08.08.2022

Ich stelle hier mal ein paar Tipps zu Sendungen, die ich in letzter Zeit gesehen habe und weiter empfehlen möchte.

Wem gehört mein Dorf?

Eine Dokumentation, die Probleme des Ostseebades Göhren auf der Insel Rügen mit Investoren beschreibt; mit Blick auf Kommunalpolitik, Umweltschutz, Baumfrevel und Wohnungsmangel. Ich sehe da durchaus Parallelen zu meiner hiesigen Gemeinde.

ACHTUNG: Nur noch bis zum 10.08.2022 online verfügbar.

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/wem-gehoert-mein-dorf-video-100.html

Weltspiegel-Reportage: Amerikas Eltern im Kontrollwahn

Die Reportage ist zwar schon etwas älter, zeigt aber schön, wie in den USA eine Angst um die Kinder erzeugt und verbreitet wird, die zur vollständigen Überwachung des Nachwuchses führt. Die hiesigen Helikoptereltern sind dagegen gar nichts.

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/weltspiegel-reportage-amerikas-eltern-im-kontrollwahn-104.html

Techno House Deutschland

Eine sehr sehenswerte und unterhaltsame achtteilige Doku über die Entwicklung des Technos und andere elektronischer Musik von Ende der 80er bis jetzt.

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/techno-house-deutschland-folge-1-100.html

Lehren aus dem 9-Euro-Ticket

Jetzt sind zwei von drei Monaten rum, in denen das Neun-Euro-Ticket gilt. Ich selbst habe im Juni und Juli das Angebot genutzt, im August bisher noch nicht. Ich fahre selten mit dem ÖPNV. Hier auf dem Land ist das Angebot nicht so super. Die Busse fahren eigentlich nur zu Schulzeiten und deswegen auch nicht in den Ferien. In der Nähe gibt es aber zwei Bahnhöfe von verschiedenen Strecken. Beide sind ca. 4 Kilometer entfernt. Mit dem Fahrrad oder zur Not auch zu Fuß erreichbar. Über beide Strecken kommt man nach Lübeck, in die andere Richtung nach Kiel oder Richtung Fehmarn.

Für drei Fahrten nach Lübeck (hin und rück) habe ich das ÖPNV-Angebot genutzt, diese haben PKW-Fahrten ersetzt. Eine einfache Fahrt von Kiel aus war sowieso geplant. Selbst bei diesen wenigen Fahrten habe ich mit zweimal 9,00 € einiges gespart. Was ich an diesem Ticket aber noch besser finde, ist die Tatsache, dass man sich nicht mit Fahrkartenautomaten, Preisstufen, Tarifgemeinschaften, Verkehrsverbünden und Tarifzonen herumschlagen muss. DAS ist nämlich echt ein Hemmnis für Wenigfahrer. Auch regelmäßige ÖPNV-Nutzer haben manchmal Probleme, wenn sie mal in anderen Regionen unterwegs sind, die dortigen Regelungen zu durchschauen. Einerseits will man ja nicht schwarzfahren, andererseits will man für seine Fahrkarten auch nicht zu viel bezahlen. Das ist auch eine Idee hinter dem, schon länger diskutierten, Vorschlag des fahrscheinlosen ÖPNV. Das Neun-Euro-Ticket war an diesem Vorschlag schon ziemlich dicht dran.

Und es gibt ja auch Nachfrage, wie man sieht. Das Angebot wird reichlich angenommen, zum Unmut der Berufspendler und Mitarbeiter bei den Verkehrsbetrieben. Jetzt rächt sich eine Verkehrspolitik, die Schiene jahrzehntelang vernachlässigt hat, mit Streckenstilllegungen und Schließung von Bahnhöfen. Eigentlich sind diese selbst gemachten Probleme schon länger bekannt, doch jetzt werden die Versäumnisse noch deutlicher.

Auf jeden Fall müsste geprüft werden, ob durch das Neun-Euro-Ticket in Summe PKW-Fahrten eingespart wurden oder ob die ÖPNV-Fahrten hauptsächlich zusätzliche Fahrten waren. Dann hätte man vielleicht, wie damals bei der Einführung der Sommerzeit keine Energieeinsparung sondern einen gegenteiligen Effekt.

Andererseits ist diese Fahrkarte auch eine finanzielle Entlastung für viele Menschen, die regelmäßig den ÖPNV nutzen, praktisch analog zu dem Tankrabatt. Und dieser Effekt kommt besonders den Armen in unserem Land zu Gute.

Musik-Streaming-Dienste

Eine Sache, die ich nach Aktivierung des Glasfaser-Anschlusses gemacht habe, war ein Abo bei einem Musik-Streaming-Dienst abzuschliessen. Ich habe mich nicht für den Platzhirschen Spotifiy entschieden. Es muss ja nicht immer der Größte sein, ansonsten gibt es nachher nur noch den Einen. Außerdem hat Spotify mal bei mir mal einen ganzen Sack Negativpunkte bekommen, als sie vor Jahren die Neuanmeldung nur mit einem Facebook-Account ermöglicht hatten. Und laut Testergebnissen sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern auch nicht so gewaltig, weder vom Angebot, als auch vom Preis. Ich habe mich dann für Deezer entschieden. Ich hatte schon vor Jahren mal einen kostenlosen Probeaccount angelegt. Nun habe ich gleich das Familien-Paket genommen, um auch die Kinder den Zugriff auf Musik zu ermöglichen.

Zu den Kinderaccounts komme ich später noch mal in einen extra-Artikel zurück.

Da das Ganze Thema ja schon recht etabliert ist, nur für mich neu ist, wollte ich trotzdem mal kurz meine Eindrücke schildern.

Das Angebot ist ja riesig. Man findet wirklich sehr viel. Selbst kleine Gruppen, wie lokale Shanty-Chöre habe ich gefunden. Dafür fehlen aber oft spezielle Versionen, wie man sie auf Maxi-Singles gefunden hat. Die Quelle der Lieder sind wohl hauptsächlich Alben.

Es gibt es viele verschiedene Wege, sich die Musik anzuhören. Man kann sich einzelne Alben oder Interpreten heraussuchen, verschiedene Playlists abspielen, die teilweise von Deezer, aber oft auch von Nutzern zusammen gestellt wurden und es gibt den “Flow”, wo einem nicht nur Lieder präsentiert wird, die man als Favorit markiert hat bzw. von den Interpreten, sondern auch Musik zu dem Geschmack passen soll. Hier ist ja das große Geheimnis der Anbieter, wie sie diese Musik aussuchen. Wahrscheinlich irgendwie aus dem Verhalten der anderen Nutzer und reichlich KI, bzw. Machine Learning. Aber sicherlich auch, ob die Label etwas dazu geben, um bestimmte Künstler zu pushen.

Ich fand es hat am Anfang auch gut geklappt. Es kam viel Musik dazu, die ich noch nicht kannte, mir aber auch gefallen hat. Aber irgendwie scheint das Ganze eingefroren zu sein. Künstler oder Titel ich in letzter Zeit mit “gefällt mir” markiert haben tauchen gar nicht auf. Ich habe so auch noch nicht einen einzigen deutschsprachigen Titel im “Flow” gehabt, obwohl ich diverse Interpreten als Lieblingskünstler markiert habe. Ganz Alben durchgehört, Ärzte, Farin Urlaub, Klee, Mia, Wir sind Helden, Judith Holofernes, Pohlmann, Fanta 4 usw. Nichts! Aber stattdessen wird auf der Startseite vorgeschlagen, dass ich doch Helene Fischer bestimmt ganz toll finde. – Sicherlich nicht. Es wird also noch ein wenig dauern, bis die Maschinen der Herrschaft übernehmen.

Die Vergütung der Künstler ist ja immer wieder ein Kritikpunkt. Erst neulich hat Carolin Kebekus in ihrer Sendung gesagt, dass die Künstler pro Stream bei Spotify nur 0,003 Cent also 0,00003 Euro bekommen. Ich konnte die Zahlen allerdings nicht nachvollziehen. Es gibt wohl auch nichts Offizielles dazu. Aber ich habe vor allem Zahlen gefunden, die rund einhundert mal höher waren. Das fände ich schon deutlich besser. Spotify ist bei all den Listen aber stets den denen, die am wenigsten auszahlen, allerdings sind zwischen den verschiedenen Anbietern keine gewaltigen Unterschiede.

Bei dem aktuellen Preis für das Familienpaket zahle ich 17 Euro im Monat. Das wären bei 0,003 € pro Titel, ca. 5700 Titel, also bei 3 Minuten pro Song 285 Stunden Musik, bei bis zu 6 Nutzern. Finde ich jetzt nicht so schlecht. Schließlich hat Deezer auch noch andere Kosten (Hosting, Software-Entwicklung, Marketing, Steuern, etc.)

Allerdings ist wohl so, dass die Vergütung wohl nicht danach berechnet, welche Titel ich gehört habe, sondern welche allgemein häufig gehört werden. Und da gibt es ja gehöriges Missbrauchspotential, wodurch immer wieder deutscher Pseudo-Gangster-Proll-Autotune-Rapmist in Streaming-Charts gepusht wird.

(direkter Link zu Youtube)
Hinweis: beim Anklicken des Videos oder des Links wird eine Verbindung zu Youtube aufgebaut

Grundsätzlich sind Streaming-Platformen aber doch eine Chance für kleiner Künstler bekannt zu werden. Ohne solche blöden und offensichtlichen Manipulationen. Durch die Empfehlungen und vor allem aber auch durch Playlists andere Nutzer. Ich weiß nicht, wie leicht oder schwer es ist, bei Spotify etwas reinzustellen. Aber ich glaube, das geht auch ohne Vertrag mit einem großen Label. Schließlich werben die Anbieter ja gerne mit den zig Millionen Titel, die sie im Katalog haben. Zum Glück gibt da noch keine Zersplitterung, wie bei den Video-Diensten.

Ich bin ja früher immer so der Sammler gewesen. Ich wollte möglichst alles auf eigenen Datenträgern haben (CDs, LPs, Festplatten) und habe dafür vor allem in jungen Jahren eine Menge Geld ausgegeben. Aber in den letzten Jahren hat das deutlich nachgelassen. Für mich ist das Streaming eher ein Ersatz fürs Radio. Ja, und ich bin mir bewusst, dass ich nichts mehr habe, wenn ich den Dienst kündige oder wen er pleite geht. Aber zur Not hätte ich da immer noch mein altes Musikarchiv.

Ich glaube auch, das vor allem die Radiosender unter den Streamingdiensten leiden. Praktisch auf jedem Sender hört man Werbung für die eigene App oder die Website wo man zig Musikstreams, je nach Wunschmusikrichtung anhören kann.

Permakultur

Ich habe letztens die aktuelle Ausgabe des CRE zum Thema Permakultur gehört. Ich kannte den Begriff nicht und war um so neugieriger. Im Einstiegs-Audio wurde erzählt, dass die Form der heutigen Landwirtschaft alles andere als natürlich oder nachhaltig sei. In einer unberührten Natur würden bei uns hauptsächlich Wälder vorherrschen. Die haben die Menschen auch lange Zeit ernährt, bis der Mensch angefangen hat, diese zu roden um Landwirtschaft zu betreiben. Das sei alles unnatürlich und man solle ein System doch sich selbst entwickeln lassen und dann nur soviel Nahrung entnehmen, wie das System verkraften kann.

Dem ersten Teil kann ich zustimmen, aber die Ernährung der Menschheit durch ein paar gesammelte Beeren oder Pilze aus dem Wald zu ermöglichen, scheint völlig absurd. Aber es stellte sich dann im Gespräch heraus, dass das Ganze auch nicht das Ziel ist. Das grundsätzliche Ziel, sei wohl, so wenig wie möglich zu machen und trotzdem etwas ernten zu können. Auch nicht nur in Mengen für den Eigenverbrauch, sondern durchaus auch zum Verkauf.

Es wurde auch erklärt, wie man versucht grundsätzliche Probleme (schlechte Bodenqualität, Trockenheit) zu bewältigen. Die Ansätze klingen für mich nicht so grundlegend neu. Manches wird sich auch in der normalen Bio-Landwirtschaft wiederfinden.

Was mich aber gestört hat, war wie das Ganze aufgezogen wird. Es gibt da wohl ein bis zwei “Gurus” weltweit, die diese Methode propagieren, natürlich auch mit den entsprechenden Büchern. Und dann wurde da auf einen Online-Kurs hingewiesen, der alles Notwendige in 72 Stunden erklären soll.

Danach soll man mit dem Design anfangen können. Der Begriff hat mich zunächst ein wenig irritiert, aber es geht um die Gestaltung des zur Verfügung stehenden Geländes. Das ist ein wichtiger Schritt.

Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass der Interviewgast, Falk Gärtner, sich teilweise widersprochen hatte. Mal sei es ein kaum wieder gut zu machender Schaden, wenn der Boden seine Natürlichkeit verloren hätte. Es würde Jahrhunderte dauern, bis wieder fruchtbarer Boden entstehen könne. Dann hat er erzählt wie schnell aus dem ausgelaugten Boden einen fruchtbaren Untergrund geschaffen hat.

Ich habe auch den Eindruck bekommen, dass dieses Konzept, mit den Kursen und Büchern auch oder sogar vor allem, für Leute gedacht ist, die mit Landwirtschaft oder gärtnern bisher wenig zu tun hatten. Auch der Gast war ursprünglich ein Stadtmensch. Ich finde ja Menschen, die Begeisterung zeigen in der Regel faszinierend. Auch Herr Gärtner ist sehr begeistert, von dem, was er tut.

Aber leider kam da auch ein wenig Überheblichkeit raus. Man hatte so den Eindruck, als wenn, alle anderen Landwirte, die nicht auf Permakultur setzen, als dumm angesehen werden. Da muss erst mal ein fachfremder, aber zivilisierter Großstadtmensch kommen, um denen auf dem Land mal zu zeigen wie das so alles läuft. Schließlich gibt es in Kreuzberg (oder wo er vorher gewohnt hat) mehr Bioläden, als jetzt bei ihm im ganzen Kreis. Ich vermute mal, dass der Stadtteil erstens mehr Einwohner hatte und zweitens ein anderes soziales Niveau hat. Wenn er das mit einem Berliner Problembezirk verglichen hätte, sähe es wohl auch nicht so gut aus.

Letztendlich ist das Bild, welches ich am Anfang des Beitrages im Kopf hatte, komplett weg. Übrig bleibt nur ein großer verwilderter Garten. Leider habe ich im Internet keine Bilder von dem Projekt gefunden, die meine Ansicht stärken oder widerlegen. Der verlinkte Blog ist leer.

Es zeigt sich aber, dass man vieles in der Landwirtschaft überdenken sollte. Viele von den angesprochenen Ideen sind nicht unbedingt neu. Das Gewese um die Permakultur hatte hier so ein bisschen was absolutes, fast schon religiöses. Das muss sicherlich auch nicht sein. Man kann sich sicherlich auch mit Landwirten austauschen. Denn man kann nicht nur von australischen “Gurus” etwas lernen.

BASF und das Russen-Gas

Durch den Krieg in der Ukraine, kommt ja immer mehr die Frage auf, ob wir auf das russische Erdgas verzichten können. Also entweder entweder wenn Putin den Gashahn zudreht oder wenn Deutschland ein Embargo verhängt. Anfangs hieß es dann immer noch die Haushalte würden auf jeden Fall versorgt werden; die Industrie müsste als erstes verzichten. Doch die Rufe aus der Wirtschaft, die Reihenfolge müsse umgedreht werden, ansonsten käme es zu einer Katastrophe, werden immer lauter. Natürlich ist der Einsatz von Erdgas vielfältig, sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff. Aber natürlich werden dann immer Beispiele vorgetragen, die jeden Bürger direkt treffen würden. Etwa die Großbäckereien, die plötzlich nichts mehr produzieren könnten, weil sie die Öfen nicht mehr mit Gas betreiben können.

Oder es wird erwähnt, dass die chemische Industrie aus Erdgas wichtige Rohstoffe produziert, um Medikamente oder Dünger herzustellen. Wer will schon für Hungersnot verantwortlich sein? Natürlich werden die Grundstoffe auch für andere Produkte eingesetzt, aber dort klingt ein Verzicht nicht so dramatisch.

Als Beispiel für ein Unternehmen, dass auf Erdgas angewiesen ist, wurde in letzter Zeit oft BASF herangezogen. Die Prozesse im Chemiewerk seien so komplex und fein eingestellt, dass man sogar gar nicht ohne weiteres auf Erdgas anderer Herkunft ausweichen könne, da sich die Zusammensetzung wohl etwas unterscheide.

An dieser Stelle habe ich in jedem Beitrag, in dem BASF aufgetaucht ist, ein wenig kritisches Nachfragen vermisst. Zum einen sollte erwähnt werden, dass BASF über ihre Tochterfirma “Wintershall Dea” selbst russisches Erdgas produziert. BASF hält 2/3 an Wintershall Dea und das restliche Drittel gehört dem russischen Oligarchen Michail Fridman. Also auch deswegen wäre die BASF gegen ein Gasembargo.

Andererseits frage ich mich, wenn die Produktionsprozesse tatsächlich so hochkomplex sind, dann sind sie doch, wie jetzt behauptet wird, auch leicht zu stören. Das wäre doch gewaltiges unternehmerisches Risiko. So etwas müsste doch im Jahresbericht für die Aktionäre erwähnt werden, insbesondere weil doch schon seit mehreren Jahren von viele Seiten erwähnt wird, dass die Lieferung von Russland auf wackeligen Beinen steht. Tatsächlich habe ich dazu in dem Bericht nichts gefunden. Demzufolge kommen für mich drei Möglichkeiten in Frage: Entweder gibt es das Risiko gar nicht, weil man doch schnell auf andere Gaslieferanten ausweichen kann, oder der Vorstand war so verblendet und hat dieses Risiko überhaupt nicht gesehen oder die BASF-Aktionäre wurden absichtlich getäuscht.

Teslas-“Gigafactory” in Brandenburg

Seit einigen Wochen ist nun das neue Werk des Automobilbauers Tesla, eine sogenannte “Gigafactory”, im brandenburgischem Grünheide eröffnet. Das Ganze ging tatsächlich extrem schnell.

Anfang 2020 stellte Tesla die Genehmigung und zwei Jahre später ging das Werk in Betrieb. Der Baubeginn erfolgte ohne Baugenehmigung. Tesla Chef Elon Musk hat gesagt, dass ihm das Risiko bewusst sei, dass im Falle einer Nichtgenehmigung, alles zurück gebaut werden müsse. Natürlich haben die Musk-Fanboys mal wieder geraunt, was Musk doch für ein toller Kerl sei, dass er so ein Risiko auf sich nimmt.

Nun betrachten wir die Sache mal etwas nüchterner. Das Ganze war und ist ein Prestigeobjekt. Viele Politiker befürworten den Bau. Das ist hat nur regional ein Wirtschaftseffekt. Viele sehen hier die Zukunft der Wirtschaft ganz Deutschlands, in der Tradition als großer Autoproduzent und gleichzeitig zukunftsorientiert mit Elektrofahrzeugen – wo die deutschen Autobauer tatsächlich zu lange geschlafen haben – und natürlich mit der “Innovationskraft der Lichtgestalt Elon Musk”.

Mal ganz ernsthaft: Welcher Mitarbeiter im Bauamt wäre gerne dafür verantwortlich, dass so ein Projekt scheitert? Die Politik hätte schon dafür gesorgt, dass das Ganze genehmigt wird. Es wäre halt nicht nur ein riesiger Prestigeverlust für die Region und ganz Deutschland, sondern sicherlich hätte Tesla auch eine Horde Anwälte losgejagt, die den Ablehnungsbescheid auf jeden noch so kleinen Fehler untersucht und die entsprechenden Verordnungen und Gesetze bis aufs kleinste Details abgeklopft hätten, um so die Entscheidung anzufechten. Bei vielen größeren juristischen Entscheidungen geht oft gar nicht um den Inhalt, sondern vielfach einfach um Formfehler. Und davon kann es viele geben.

Glasfaser, es läuft – endlich

Es hat geschlagene 1.599 Tage gedauert, von meiner Unterschrift unter dem Auftrag zur Herstellung eines Glasfaser-Anschlusses bis zur erfolgreichen Aktivierung. Das muss nicht immer so lange dauern. In anderem Ortschaften hatten die Anwohner schon vorher einen funktionierenden Anschluss. Nur sind bei uns anscheinend alle Unwägbarkeiten auf ein minder gutes Projektmanagement getroffen. Da stellte man plötzlich fest, die Ausschreibungen nicht korrekt waren, dass man Genehmigungen der Bahn braucht, wenn man die Gleise mit einem Leerrohr unterqueren will oder dass man auch die Grundstückseigentümer um Erlaubnis fragen muss, auf deren Feldern, man die Außerorts-Leitungen geplant hat. Auch Corona durfte im Reigen der Begründungen der Terminverschleppung nicht fehlen. Mal konnten die Mitarbeiter nicht in die einzelnen Häuser und gab es Probleme mit der Einreise der polnischen Sub-Sub-Unternehmer.

Ich bin negativ überrascht worden, wie schlecht, das Projekt gemanagt wurde und wie schlecht die Kommunikation mit den Kunden war. Ständig wurde man vertröstet und dann ist doch nicht passiert und man wurde wieder vertröstet. Dabei ist es nicht das erste Glasfaser-Projekt für den Provider “TNG”; und mit dem kommunalen Ver- und Entsorger “Zweckverband Ostholstein” hatte man doch auch jemanden im Boot, der sich doch mit größeren Tiefbauprojekten, Ausschreibungen und Genehmigungsverfahren auskennt.

Vor vier Jahren, war ein Anschluss mit 300 MBit im Downstream und 75 MBit im Upstream das höchste der Gefühle. Heutzutage ist es immerhin noch guter Standard. Wichtig ist aber, dass ich ohne großen technischen Aufwand die Bandbreite bis auf 1 GBit/s erweitern kann. Theoretisch wäre noch mehr denkbar, doch das ist im Endkundengeschäft noch nicht umzusetzen.

Bei dem Test hatte ich den Upload in der Fritzbox auf 50 MBit/s begrenzt, verfügbar sind aber 75

Nun bin ich also mit dem Internetanschluss endlich in der Gegenwart angekommen. Der vorherige DSL-Anschluss hatte mit (bestenfalls) 3 MBit/s nur 1% der Leistung des jetzigen Zugangs.

Manche Sachen waren nur nervig, wie etwa das Warten auf den Download von Podcasts. Andere Sachen erforderten gewisse Koordination, so z.B. bei größeren Updates von mehreren Geräten (PCs, Tabletts, Smartphones, Spielkonsole). Für den Download von manchen Spielen musste der Rechner schon mal eine Woche am Stück an bleiben. Trotz umfangreicher Konfiguration an der Fritzbox, war die Telefonie qualitativ deutlich eingeschränkt, wenn gleichzeitig etwas aus dem Netz geladen wurde.

Einige Sachen gingen gar nicht. An Videostreaming war gar nicht zu denken. Youtube-Videos konnte man nur in einigermaßen guter Qualität sehen, wenn man Download-Tools benutzt hat. Videokonferenzen waren auch nur mäßig. Fürs Home-Office stellte man am besten sicher, dass nicht sonst jemand großartig etwas im Internet macht. Selbst Musik-Streaming war praktisch nicht möglich, da wir uns ja mit mehreren Personen im Haushalt den Zugang teilen und man nie eine garantierte Bandbreite hatte

Wir haben im Haus auch einen Windows-Rechner. Früher wurde der Update-Dienst von Windows durch BITS gelobt, weil dieser unauffällig nur nicht genutzte Ressourcen beansprucht hat. In der Realität war es aber so, dass wenn dieser Rechner an war, den kompletten Internetzugang lahmgelegt hat. Meistens war der Rechner aber auch nicht lange genug an, um die Updates korrekt zu laden und zu installieren, so dass es bei der nächsten Benutzung wieder von vorn los ging.

Mit dem Glasfaseranschluss konnte ich den Rechner endlich einmal innerhalb aktualisieren, inklusive der obligatorischen Neustarts.

Ebenso hatten sich in meinen Steam- und Epic-Accounts einige Spiele angesammelt, auf deren Download ich auch wieder mehrere Tage hätte warten müssen. Nun ging das alles in wenigen Stunden.

Und endlich kann ich mir mal Gedanken machen, wie ich bestimmte lokale Daten auf meinem externen Server sichere.

Außerdem habe ich endlich eine stabile Leitung. Die DSL-Leitung ist mehrfach am Tag zusammengebrochen. Wie die Deutsche Telekom mir auf diesem Klingeldraht mit Wackelkontakt realisieren wollte, kann ich beim besten Willen nicht sagen.