Kernkraft – Ein Jahr nach der Abschaltung

Es gibt ja immer noch Politiker von vorgestern, die immer noch den deutschen Kernkraftwerken nachweinen. Manche fordern sogar eine Reaktivierung dieser Kraftwerke. Egal, ob das technisch möglich oder sinnvoll ist. Oder gar den Nebau von Atomkraftwerken, damit man in ein bis zwei Jahrzehnten zu unkalkulierbaren Kosten ein neues, schlecht steuerbares Großkraftwerk hat. – Man wird ja wohl noch bescheuerte Forderungen stellen können…

Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke gab weder einen Blackout noch kam es zu einer massiven Erhöhung der Kohleverstromung.

Was viele vergessen, oder absichtlich unter den Tisch fallen lassen, ist die Tatsache, dass wir ja ständig dabei sind, die erneuerbaren Energien auszubauen. In den letzten zwölf Monaten wurden 3 GW Leistung an Windenergie zugebaut, bei Solar eine zusätzliche Kapazität von 10 GW. Aber es gibt Leute die meinen, die 4 GW Leistung aus Kernkraft wären unverzichtbar. Ist DAS nicht Ideologie?

Das Ende der Kernenergie in Deutschland

Wenn alles klappt, wie geplant, sollen am 15.04.2023 die restlichen Kernkraftwerke vom Netz gehen. Geplant war das Ganze ja schon ein paar Mal. So hat 2000 die rot-grüne Regierung beschlossen, dass bis spätestens 2020 alle AKWs abgeschaltet sein sollten. 2010 gab es dann bei einer schwarz-gelben Mehrheit eine Laufzeitverlängerung (“Ausstieg vom Ausstieg”). Nach der Katastrophe in Fukushima 2011 beschloss die gleiche Regierung einen Ausstieg bis Ende 2022. Als letzter Akt kam dann der von der Ampel-Regierung beschlossene Streckbetrieb der verbliebenen 3 AKWs bis zum 15. April 2023.

Man müsste in diesem Zug noch mal die finanziellen und sonstigen Zugeständnisse gegenüber den Kraftwerksbetreibern zusammenfassen. Da kommt einiges zusammen.

Aber halten wir mal fest, sowohl eine Regierung mit SPD und Grünen als auch eine mit CDU und FDP hat letztendlich für den Ausstieg aus der Kernenergie gestimmt. Das nenne ich mal eine breite Basis. Wobei, wenn man sich aktuell die Äußerungen einiger Politiker anhört, diese wohl vergessen haben, wie sie mal abgestimmt haben.

Leider wird das Ganze Thema ja stets höchst emotional diskutiert. Da gibt es Kernkraftgegner, für die Bauschutt zum Atommüll wird und mal meint ein Ministerpräsident in Süddeutschland, die Energieversorgung wäre akut in Gefahr. Beides ist unwahr. Ich bin grundsätzlich gegen AKWs, kann und werde das hier auch noch sachlich begründen, kann aber auch einige Argumente für eine Laufzeitverlängerung verstehen.

Aber schauen wir uns doch mal die aktuelle Lage an. Die Website. energy-charts.info vom Fraunhofer ISE liefert umfangreiche Daten und Diagramme zur Stromerzeugung in ganz Europa auch für zurück liegende Zeiträume.

Screenshot https://energy-charts.info

Das ist die Stromproduktion und der Verbrauch für die 13. Kalenderwoche 2023, aufgeschlüsselt nach Kraftwerkstypen. Die schwarze Linie ist der Verbrauch. Verbrauch und Produktion müssen jederzeit gleich sein, ansonsten wird das Netz instabil. Die beiden Kurven ähneln sich zwar, sind aber nicht deckungsgleich. Die Differenz wird durch Im- und Exporte ins bzw. aus dem Ausland ausgeglichen.

Der Bereich über den wir sprechen ist der rote Streifen ganz unten im Diagramm. Das ist die Stromerzeugung durch die Kernkraftwerke. Schön gleichmäßig, nicht wahr. Deswegen werden solche Kraftwerke auch gerne als Grundlastkraftwerke bezeichnet, da sie dauerhaft eine gleichbleibende Leistung liefern können. Allerdings können AKWs auch gar nicht viel anders. Sie sind, technisch bedingt, nur sehr langsam regelbar.

Es wird ja immer gerne behauptet wir müssten irgendwie die Grundlast abdecken. Nein, das ist falsch. Wir müssen die komplette Last, also den Verbrauch, abdecken, jederzeit. Ob man dazu einen Teil mit großen, dummen, kaum regelbaren Kraftwerken abdeckt ist völlig egal. Auch wenn wir die Lastspitzen nicht abdecken können, kommt es zu Stromausfällen.

Grundlastkraftwerke sind also nicht zwingend notwendig, es beschreibt nur deren mangelhafte Steuerfähigkeit. Und auch Grundlastkraftwerke stehen nicht ständig zur Verfügung. In Frankreich waren letzten Sommer nur etwa die Hälfte aller AKWs in Betrieb. Einige wegen planmäßiger Wartung, einige wegen Defekten und eine ganze Reihe musste abgeschaltet werden, weil nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Die Flüsse hatten durch die Dürre einfach einen zu niedrigen Pegel.

Wenn man sich den schmalen roten Balken ansieht, entspricht das hier im Beispiel nur 3,6 bis 5,9% der gesamten Stromproduktion. Die drei Reaktoren liefern ca. 2,8 GW. Zum Vergleich: Strom aus Biomasse liefert 4,8 GW.

Der Ausstieg ist mehrfach mit breiter Mehrheit beschlossen worden, und das ist auch gut so. Jetzt an der Grundsätzlichkeit rum zu diskutieren bringt gar nichts. Die Wende zu erneuerbaren Energien muss fortgeführt werden. Eigentlich war Strom aus Erdgas als Brückentechnologie vorgesehen. Doch durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine sind die Versorgungsmöglichkeiten für Erdgas verringert. Deswegen hätte man tatsächlich über begrenzte Laufzeitverlängerungen nachdenken können. Aber die Kernkraftwerksbetreiber haben ja schon vorher mit dem Aus gerechnet und daher keinen Brennstoff auf Lager. Auch müssten dann wieder Revisionen in den Kraftwerken durchgeführt werden, wenn man die Verlängerung nicht auf Kosten der Sicherheit umsetzen wollte. Unklar wäre auch die Personalsituation. Wären überhaupt noch genügend qualifizierte Mitarbeiter da? Oder gehen einige in den Ruhestand oder haben sich schon was Neues gesucht?

Aber wenn wir die Kraftwerke abschalten, dann importieren wir doch Atomstrom aus dem Ausland, oder? Die Polen setzen doch jetzt auf Kernkraft und wollen neue AKWs bauen. Deutschland hat in Summe schon immer mehr Strom produziert, als wir selbst verbraucht haben. Das wird wohl jetzt etwas weniger. Und natürlich müssen wir weiterhin die Erneuerbaren Energien und auch Speicher ausbauen. Das wird schneller gehen, als die Atomkraftwerke in Polen. Die wurden zwar jetzt beschlossen. Baubeginn soll 2026 und erst Mitte der 40er Jahre sollen alle sechs AKWs fertig sein. Ob die geplanten Kosten von 40 Milliarden Euro eingehalten werden können, ist zweifelhaft.

Negativbeispiel ist der dritte Reaktorblock des Kernkraftwerkes Olkiluoto. 2003 war die Ausschreibung, 2005 Baubeginn und 2009 sollte er fertig gestellt werden. Nun er kann wohl erst JETZT den regulären Betrieb aufnehmen. 14 Jahre später, als geplant; während sich die Kosten von 3 auf 9 Milliarden erhöht haben. Super billig, diese Kernenergie. Und man sieht, dass die Realisierung von großen Anlagen nicht nur in Deutschland Zeit braucht. Auch nach dem regulären Zeitplan wären es 6 Jahre gewesen.

Überhaupt die Kosten. Wenn man alle Kosten ehrlich einrechnet, dann ist die Kernenergie plötzlich nicht mehr so günstig, wie immer wieder behauptet. Da wären natürlich die Kosten für die Endlagerung. Hier haben die Betreiber in einen Topf eingezahlt, der garantiert nicht die Kosten für Erstellung und Betrieb eines Endlagers für 1 Million Jahre decken würden. Die Betreiber haben durch die Einzahlung aber ihre Schuldigkeit getan. Für den Rest muss der Bund sorgen.

Ob die Kosten für den Rückbau der Kraftwerke vollständig von den Betreibern übernommen werden, oder ob dann die eine oder andere Tochtergesellschaft in die Insolvenz geschickt wird, ist auch noch fraglich.

Auch im Betrieb haben sich die Betreiber um Kosten gedrückt. So mussten sie das Havarierisiko nicht versichern. Es wäre einfach unbezahlbar gewesen. Jährlich 72 Milliarden. Im Katastrophenfall hätte der Bund einspringen müssen.

Aber die neuen Kraftwerkstypen sind doch alle viel sicherer, oder? Das kann schon sein, dass die Hersteller aus Fehlern, bzw. Katastrophen gelernt haben. Aber vor den Unfällen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima, hätten die Verantwortlichen auch nicht vorher gesagt, dass diese Unfälle so passieren können. Überhaupt hat die ganze Branche viel Vertrauen verspielt. Bei jedem Unfall und bei jeder großen Katastrophe wurde das Ausmaß zunächst stets runter gespielt. Und die Behörden haben im Zweifelsfall lieber weniger, als zu viel unternommen.

Jede Technik hat ihre Schwachstellen und ein weiterer großer Schwachpunkt ist der Mensch. Menschen machen Fehler entweder aus Versehen oder mit Absicht und in einem Kernkraftwerk können solche Fehler katastrophal sein.

Und was ist mit den neuen kleinen Reaktoren, den Small Modular Reactors (SMR)? Mein Bild von den SMR war dass das einfach so ein normaler Transportcontainer ist, der mit der Technik vollgestopft ist, alleine vor sich hin läuft und den sich jedes größere Unternehmen einfach irgendwie in eine Ecke des Betriebsgeländes stellt. Ich denke dieses Bild, haben viele.

Es handelt sich allerdings nur um ETWAS kleinere Anlage. Das sind immer noch große Industrieanlagen, die aktiv mit entsprechendem Fachpersonal betrieben werden müssen, die ein umfangreiches Kühlsystem brauchen und ein Sicherheitssystem benötigen. Kann sein, dass durch Reihenfertigung die Kosten der einzelnen Reaktoren sinken, allerdings sind wir da noch im Prototyp-Stadium. Und viele grundlegende Probleme der Kernenergie werden damit auch nicht gelöst.

Kann man den Atommüll nicht unschädlich machen? Es gibt da die Idee der Transmutation. Da soll der langlebige Atommüll umgewandelt werden, so dass er nur noch kurze Zeit strahlt. Rein von der Physik funktioniert das. Auch im Labor konnte das überprüft werden. Von einer Umsetzung im kommerziellen Maßstab sind wir aber auch hier noch weit entfernt. Bei der ingenieurstechnischen Realisierung einer im Labormaßstab funktionierenden Technik können noch ganz neue Herausforderungen auftreten.

Allerdings würde es sich bei Transmutations-Anlagen auch wieder um Atomreaktoren handeln. Mit all den technischen und sicherheitsrelevanten Problemen. Aktuell hilft uns das nicht. Vielleicht wird es irgendwann mal solche Anlagen geben, bis dahin müssen wir aber schauen, dass wir den Atommüll irgendwo sicher lagern.

Die Versorgung mit Kernbrennstoff ist auch nicht unbedingt sichergestellt. Auch hier ist eine hohe Abhängigkeit von Schurkenstaaten gegeben. Russland kontrolliert z.B. direkt und indirekt einen großen Teil des Uran-Marktes.

Und noch mal ein anderer Punkt zum Thema Sicherheit. Die Situation im Kernkraftwerk Saporischschja war im Ukrainekrieg bis jetzt schon mehrfach kritisch. Zum einen durch direkten Beschuss, zum anderen dadurch, dass das Personal übermüdet war und vor allem dadurch, dass die Stromversorgung von außen immer wieder zerstört wurde und so die Kühlung gefährdet war. Es musste mehrfach ein großer Aufwand betrieben werden, um weitere Gefahren abzuwenden. Auch solche ungewollten Situationen durch Krieg, Unruhen, Sabotage, Terrorismus oder Katastrophenfälle, die indirekt auf ein AKW einwirken, müssen bei der Bewertung der Kernenergie mit einfließen.

Also Alles in Allem: viele ungelöste Probleme, große Sicherheitsrisiken, sehr hohe Kosten und lange Bauzeiten. Das Geld sollten wir stattdessen in erneuerbare Energien stecken. Hier können wir schneller und nachhaltiger einen Ausbau erreichen.

Verhinderungspartei

Also, wenn die FDP irgend etwas gut hinkriegt, dann ist es Blockieren von sinnvollen und mehrheitsfähigen Beschlüssen. So wurde z.B. ein generelles Tempolimit verhindert. Dabei haben sie dann noch ein eigenes Gutachten erstellen lassen, in dem der positive Klimaeffekt klein gerechet wird. Wirklich ernst nimmt, außer der FDP und Klimawandelleugnern, dieses Gutachten aber keiner.

Nun sollte EU-weit beschlossen werden, dass Neuzulassungen für Verbrenner-Fahrzeuge ab 2035 nicht mehr möglich sein sollen. Die FDP war, als Auto-Partei, natürlich dagegen, auch wenn dass die Hersteller selbst anders sehen. Das Schlagwort der FDP war in diesem Zusammenhang “Technologieoffenheit”. Wobei sich diese Offenheit in erster Linie auf E-Fuels bezieht. Diese synthetischen Kraftstoffe sollen mittels Strom aus erneuerbaren Energien aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden. Das Verfahren gibt es bereits und funktioniert. Allerdings verbraucht es extrem viel Strom. Mit der gleichen Energie, die benötigt wird, um ein Fahrzeug mit E-Fuels zu betreiben, könnte man sechs entsprechende E-Autos fahren lassen. Entsprechend teuer sind diese synthetischen Kraftstoffe in der Hersteller; völlig unabhängig von eventuellen Steuern.

Aber solche Fakten sind für die FDP uninteressant, wenn Porsche-Freund Christian Lindner, für Porsche die E-Fuels pushen soll.

Gerne wird ja bei der FDP auch das Wort “Innovation” benutzt. Das bedeutet aber nur, dass man JETZT lieber noch nichts machen will und darauf hofft, dass es irgendwann in der Zukunft vielleicht eine Technologie gibt, die dann eventuell auf einen Schlag alle Probleme schnell, elegant und kostengünstig löst.

Leider beweist die FDP damit nur immer wieder, dass sie das Pariser Klimaschutzabkommen nicht verstanden hat. Danach hat jeder Staat nur noch ein begrenztes CO2-Budget zur Verfügung. Und je länger wir zögern, des Ausstoß nachhaltig zu verringern, desto schneller, und somit radikaler, muß am Ende der Wechsel sein (Übrigens auch für “die Wirtschaft” und “Leistungsträger” liebe FDP).

Selbstverständlich jubelte sie am lautesten als letzten Dezember Forscher in einem Forschungsreaktor erstmals bei einer Kernfusion überhaupt einen Energieüberschuss bei einem Kernfusionsexperiment erzielt haben. Kernfusion ist zwar noch Zukunft, aber sooo innovativ. Und es tummeln sich ja in dem Bereich ja auch eine Menge Startups. Also richtig mit Wirtschaft und Markt und nicht so blöde öffentlich finanzierte Grundlagenforschung. Aber wir man ja weiß, wird höchstens jedes zehnte Startup erfolgreich; die anderen verbrennen nur das Geld der Investoren. Bei Fusions-Startups dürfte die Erfolgschance noch deutlich niedriger liegen.

Aber nach Bekanntgabe der Forschungsergbnisses vom LLNP hat unsere Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sogar tatsächlich gesagt, Ziel sei es in zehn (10) Jahren in Deutschland ein funktionierendes Fusionskraftwerk ans Netz zu bringen.

Wobei Experten eher von 30 Jahren ausgehen. 30 Jahre ist zwar die Fusionskonstante, ich persönlich gehe aber von einem noch späteren Zeitpunkt aus; gerade in Deutschland. Wenn man sieht wie gnadenlos schlecht und unprofessionell Groß- und Prestigeprojekte in den letzten Jahrzehnten umgesetzt wurden. Da haben sie Bauzeiten langgezogen wie ein Kaugummi und die Kosten sind explodiert wie eine Cola-Flasche mit einem Mentos.

Da braucht es gar keine FDP zum Blockieren und Verhindern.

Gehackte Sirenen?

Im gesamte Kreis Herzogtum Lauenburg gingen am Sonnabend mehrfach die Sirenen. Die Ursache ist noch unklar. Handelt es sich um einen technischen Defekt oder hat jemand, wie auch immer böswillig den Alarm Ausgelöst? Bestimmt irgendwelche “russischen Hacker” 😉

Was mich bei den Berichten aber am meisten irritiert hat, war die Tatsache, das sehr sehr viele Menschen bei der Polizei angerufen haben. Vor allem im Geesthachter Raum, in dem es noch einige Atomanlagen gibt.

Die Menschen verstehen anscheinend nicht nur das System “Sirenen” nicht mehr, sondern habe auch keine Ahnung, wofür Notruf und Polizeirufnummern das sind. Die sind nicht dazu da individuelle Beratungen durch zu führen, sondern im Ernstfall Schadensmedlungen entgegegn zu nehmen. Wenn da jeder Hans und Franz anruft um eine persönliche Schilderung der Lage zu bekommen, dann blockieren sie damit die Leitungen für wirklich wichtige Telefonate.

Früher gab es ja noch überall Sirenen. Die wurden meistens sonnabends um 12 Uhr einmal kurz getestet. Dann gab es (einmal im Jahr?) größere Tests mit unterschiedlichen Signalen. Dies wurden vorher angekündigt und meistens haben die Medien bei dieser Gelegenheit auch noch mal über die Bedeutungen der verschiedenen Alarmierungen aufgeklärt. Keines der Zeichen bedeutet übrigens “Rufen sie den Notruf oder die Polizei an”. Eigentlich ging es darum das Radio einzuschalten und auch Durchsagen zu warten, um weitere Informationen zu bekommen.

Ein wirklich flächendeckendes System zur Alarmierung der Bevölkerung gibt es zur Zeit nicht mehr. Viele Sirenen sind abgebaut. Es gibt zwar für Smartphones Warn-Apps. Aber ich denke, diese hat nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung. Ansonsten soll es ja noch Broadcast-Meldungen auf Handys geben. Ob diese hier eingerichtet sind, glaube ich nicht. Denn ansonsten müsste man, erstens das System regelmäßig testen und zweitens den Bürger über diese Funktion aufklären müssen.

Überhaupt wird der Zivilschutz sehr stiefmütterlich behandelt. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, in der man stets damit rechnete, dass durch irgendeinen dummen Zufall, ein Atomkrieg ausgelöst werden kann. Da gab es ständig eine latente Gefahr eine Katastrophe. Es gab es regelmäßig Hinweise zur Bevorratung von Lebensmitteln, doch ich kenne niemanden der das tatsächlich gemacht hat. Obwohl die Schneekatastrophe 1978/1979 gezeigt hat, wie schnell man auf sich allein gestellt sein kann.

Vor ein paar Jahren gab es ja auch mal wieder Empfehlungen, man sollte sich Vorräte an Lebensmitteln, Trinkwasser und anderen lebensnotwendigen Sachen anlegen. Allgemein wurde das eher als Panikmache aufgenommen. Es ist auch tatsächlich schwierig die entsprechenden Mengen bei sich zu lagern. Zumal man diese Vorräte auch regelmäßig erneuern muss, damit sie nicht verderben.

Aber gerade in unsere hochtechnisierten Gesellschaft, kommt es leichter zum Ausfall von Infrastruktur. Und es sicherlich falsch, sich mal zu überlegen, wie man da ein wenig vorsorgen kann. Man muss ja deswegen nicht gleich zum Prepper werden.

Ungeliebte Windenergie

Die Energiewende ist notwendig, wer das nicht verstanden hat, muss nachsitzen. Die Menschheit kann nicht so weitermachen, wie bisher und muss innerhalb weniger Jahrzehnte den kompletten Bedarf aus erneuerbaren Energien beziehen. Ein wichtiges Standbein ist die Windkraft. Ich verstehe nicht, warum die Menschen so ablehnend gegenüber Windrädern sind.

Der absolute Hammer war vor vielen Jahren die geplante Errichtung eines Windparkes in meiner Heimatgemeinde. Im Gemeinderat wurde darüber abgestimmt: CDU und SPD waren dafür, abgelehnt wurde er ausgerechnet von den Grünen. Jeder hatte eine Meinung, aber oft nicht das entsprechende Wissen. So wurde eine Fahrt zu einem bestehenden Windpark organisiert, bei der sich Windkraftgegner in der Realität ihre Kritikpunkte ansehen konnten. Erstaunlicherweise lösten sich dann viele Bedenken in Luft auf.

Der Windpark wurde dann also gebaut und ich habe mich gefreut, daß unsere Gemeinde eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Der Windpark wurde zwischenzeitlich erweitert und ich dort am Rande jahrelang gewohnt, ohne das es mich gestört hat.

Lärm: Ich weiß nicht, was die Leute meinen, wenn sie vom Lärm eines Windparkes sprechen. Das leichte Wusch-Wusch? Ich bin kreuz und quer zwischen die Windräder gegangen um zu hören, wo es denn mal etwas lauter wird. Ich habe nur leichte Geräusche vernommen.

Schlagschatten: Ich habe tatsächlich mal den Schlagschatten bemerkt. Ich stand eines Morgens unter der Dusche und das Licht von draußen flackerte ein wenig in regelmäßigen Abständen. Die Sonne stand so tief und genau so, daß der Schatten der Rotorblätter durch mein Badezimmerfenster in die Dusche fiel. Das war ungewohnt, aber nicht schlimm. Nach wenigen Minuten war damit auch schon wieder Schluß, da die Sonne einfach weitergewandert ist. Im Normalfall steht die Sonne so hoch, daß der Schatten gar nicht mehrere hundert Meter lang ist.

Landschaftsbild: Natürlich verändern Windräder das Landschaftsbild. Kritiker sprechen auch gerne von einer “Verspargelung”. Aber die Windräder sind schmal und man an den Windrädern vorbeigucken. Windkraftanlagen (WKA) sind für mich Zeichen einer modernen, sauberen Welt. Ich sehe gerne Windräder.

Ich habe lieber einen Windpark in einem Kilometer Entfernung, als ein Kernkraftwerk in 100 Kilometer Entfernung.

So kann die Energiewende gelingen

Ich habe neulich einen sehr interessanten Podcast aus der Reihe Forschergeist gehört. Thema war die Energiewende. Tim Pritlove sprach mit dem Professor Volker Quaschning, der sich mit dem Thema schon lange beschäftigt.

Bisher erzeugt Deutschland nur einen kleinen Anteil der benötigten Gesamtenergie aus erneuerbaren Energieträgern. Die Zahlen die man meist hört beziehen sich nur auf den Stromsektor. Hier ist Deutschland zwar schon gut dabei, muß allerdings die Kapazitäten noch vielfach ausbauen. Interessant fand ich den Ansatz überschüssigen Strom mit Power-to-Gas in Gas umzuandeln, welches in den vorhandenen Erdgasspeichern gelagert und mit vorhandenen und neu zu bauenden Pipelines bundesweit verteilt werden kann. Dafür müssen zusätzliche Gaskraftwerke gebaut werden, die die Schwankungen der erneuerbaren Energien auffangen sollen.

Es gibt neben dem Stromsektor auch noch den Verkehrs- und den Wärmesektor. Letztendlich läuft alles darauf hinaus, alles mit Strom zu betreiben. Im Wärmebereich müsste massiv auf Wärmepumpentechnik umgerüstet werden. Eine solche Heizung kann bei vielen Gebäuden in das alte Heizungssystem integriert werden.

Bei der Mobilität sind wir ja gerade bei den ersten Schritten. Da muß die deutsche Wirtschaft aufpassen, dass sie nicht den Anschluss verliert und als Autoproduzent ganz schnell in die Bedeutungslosigkeit abrutscht. Auch interessant war der Blick nicht nur auf das reine Herstellen von Fahrzeugen, sondern die damit verbundenen Geschäftskonzepte. So gibt es bei einem Elektrofahrzeug, außer dem Akku, viel weniger Verschleißteile. Werkstattbesuche sollten dadurch weniger werden. Und neben dem fossilen Kraftstoff fällt auch der Schmierstoff weg.

Überhaupt ist in die Politik am Zuge, die Umstellung auf regenerative Energie massiv voranzutreiben, in einem deutlich höheren Tempo als bisher. Das wird sicherlich nicht ganz einfach sein und auch zunächst einiges kosten. Aber wir müssen unseren Beitrag zur Klimarettung leisten. Wir können uns nicht hinstellen und auf andere zeigen und sagen, daß die viel schlimmer sind. China wird uns in vielen Bereichen links und rechts überholen. Wer jetzt in die Techniken einsteigt, hat gute Chancen den Weltmarkt zu beherrschen und ich sehe aktuell nicht, daß Deutschland da in 50 Jahren noch mitspielen wird.

Aber können wir überhaupt, das Klima retten, wenn die anderen nicht mitmachen? Wir können nur unseren Beitrag leisten und wenn wir entsprechende Produkte habe, dann können wir sie auch anderen Ländern verkaufen. Außerdem zahlt Deutschland bis zu 100 Milliarden Euro jährlich in andere Staaten, um dort Energieträger einzukaufen. Mit einem Ausbau der erneuerbaren Energien wäre eine Versorgung aus Deutschland möglich. Dann müssten wir keine Despoten mehr unterstützen.

Ich kann den Podcast nur wärmstens empfehlen. Er zeigt auch wie die Energiewende gelingen könnte und woran es hapert. Ich habe allerdings so meinen Zweifel, ob Deutschland die Umsetzung rechtzeitig gelingen wird. Die Deutschen kriegen einfach nicht ihren Arsch hoch.

Erst einmal hinsetzen und über die Folgen nachdenken

Im vergangenen Bundestagswahlkampf hat die FDP ja mit dem schrecklichen, denglischen Slogan “Digitalisierung first – Bedenken second” geworben. Das spiegelt genau das wieder, was die Menschheit und vor allem die Wirtschaft in den letzten zwei Jahrhunderten getan hat. Erst einmal die tollen neuen Dinge nutzen und erst wenn es (fast) zu spät ist, die Konsequenzen einschränken. Wir haben massiv Kohle und Öl verbrannt ohne über die Folgen nachzudenken. Die Klimaerwärmung konnte man damals noch nicht vorhersehen, aber verqualmte Städte gab auch da schon. Man hat dann einfach höhere Schornsteine gebaut, damit sich der Dreck weiter verteilt und woanders hinweht. Aufgelöst hat er sich dadurch aber nicht. Das Problem wurde nur verlagert.

Aber auch jetzt, wo alle (fast alle) Menschen wissen, wie schädlich die Treibhausgase sind und welche verheerenden Folgen die Veränderung des Weltklimas mit sich bringt, fehlt immer noch der Ruck, der die Menschheit zu einem schnellen Handeln bringt. Die Konsequenzen müssen ja wahrscheinlich nicht wir tragen, erst die späteren Generationen. Wir verlagern die Probleme mal wieder, diesmal in die Zukunft.

Es ist auch unglaublich, daß etwa moderner Müll jahrzehntelang einfach so auf einen großen Haufen geschmissen wurde. Auch war es lange üblich flüssigen Sondermüll einfach so in die Gewässer zu leiten. Warum tun Menschen das? Was denken diese Leute, passiert mit dem gefährlichen Dreck?

Die Kernkraft ist ja ein weiteres Beispiel, daß man erst einmal loslegt, und den folgenden Generationen die Entsorgung des Atommülls überlässt. – Unverantwortlich.

Auch im Weltraum haben wir schon ein Müllproblem. Seit Ende der 1960 schiessen wir Satelliten, Raumkapseln, Forschungssonden und anderen Kram in den Weltraum. Auch da wurde anfangs nicht darüber nachgedacht, was nach dem Nutzungszeitraum mit den ausgedienten Vehikeln passiert. Der Weltraum ist zwar riesig, wir nutzen allerdings nur den winzigen Teil in direkter Nähe der Erde. Und dort gibt es bestimmte Umlaufbahnen die relativ häufig benutzt werden. Diese ergeben sich einfach aus den physikalischen Gesetzmäßigkeiten und des Verwendungszweckes der Satelliten. Und genau diese Umlaufbahnen sind schon ziemlich vermüllt. Daß ist nicht so, daß jemand seine Altreifen in den Wald schmeißt oder die leere McDonalds-Tüte aus dem Auto wirft. Der Müll rast mit mehreren 10.000 km/h um die Erde. Trifft auch nur ein kleines solches Objekt etwa eine Raumstation, kann das schwerwiegende Schäden verursachen. Mittlerweile ist man sich auch diesem Problem bewusst und bei neuen Missionen muß stets vorher geklärt sein, wohin der Müll verschwinden soll. Aber es gibt schon jetzt so viel Müll, dass es schwierig die begehrten Umlaufbahnen nutzbar zu halten.

Das sind nur ein paar Beispiele, die zeigen, daß es vielleicht besser gewesen wäre, zunächst einmal nachzudenken, bevor man Fakten schafft. Mit diesem Wissen sollte ein halbwegs kluger Mensch doch von selbst auf die Idee kommen, in Zukunft nicht die gleichen Fehler zu machen. Aber die FDP stellt sich hin und will die Bedenken hinten an stellen. Denken, Überdenken, Nachdenken, Bedenken; das ist alles nichts für die FDP und die Wirtschaft. Die wollen loslegen; stets auf Kosten der Allgemeinheit. Und im Bereich der Digitalisierung gibt es ja schon genug begründete Bedenken. Deshalb gibt es ja das Bürgerrecht des Datenschutzes. Hätte es vor 200 Jahren bereits ein Umweltschutzrecht gegeben, wäre die Welt nicht im Mittelalter stehen geblieben, sondern es wären gleich umweltschonende Methoden entwickelt worden. – Die Welt wäre jetzt ein ganzes Stück weiter.

Also erst einmal in Ruhe hinsetzen und nachdenken, was man vor hat. Bedenken, was das für negative Folgen haben könnte. Seine Idee überdenken und besser machen, wenn das nicht geht, war das wohl keine gute Idee.

Elektroautoquote

Das Elektroauto scheint aktuell ja DIE Lösung für einen sauberen Straßenverkehr zu sein. Auf den Straßen wird sicherlich sauberer, aber muß halt auch sehen, wo der Strom herkommt. Wenn für den Strom für die Autos Braunkohle verbrannt werden muß, ist das ganze mehr als dreckig. Auf Strom aus Kernkraftwerken sollte man sowieso nicht setzen, da bei dieser Technik grundsätzliche Probleme mit Sicherheit und Entsorgung gibt. Elektroautos sind nur wirklich sauber, wenn der Strom aus regenerativen Quellen kommt. Dieser Aspekt wird zur Zeit aber immer leicht vergessen; ein Elektroauto ist per se sauber, so heißt es.

Grundsätzlich ist die Idee eines Elektroantriebes nicht verkehrt. Schwachpunkt sind immer noch die Batterien, deren Herstellung und Rohstoffgewinnung. Der Rest am E-Auto ist aber Technik die sehr gut ausgereift ist. Strom hat vor allem den Vorteil, daß man ihn ohne größere Probleme aus unterschiedlichsten Primärenergiequellen herstellen kann. Daher ist Strom DER Energieträger der Zukunft. Alle anderen Energieträger wie etwa Wasserstoff sind in der Herstellung, beim Transport und der Lagerung deutlich problematischer.

Manche Staaten haben den klassischen Diesel- und Ottomotoren den Kampf angesagt und ein Verbot dieser Techniken in mehreren Jahren angesetzt. Andere Länder setzen explizit auf feste Quoten für Elektromobilität die zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden müssen. Den deutschen Autobauern, die den Trend “Elektromobilität” verschlafen haben, passt das überhaupt nicht. Statt dessen jammern sie rum und fordern die Länder auf, die Quoten und Verbote abzuschaffen.

Ich habe auch schon manche Leute sagen gehört, daß ein Verbot von Neuzulassungen von Otto- und Dieselmotoren etwa bis 2030 doch gar nicht ginge. Die Technik sei doch gar nicht so weit und könne den Bürger doch nichts wegnehmen.

Stimmt, noch gibt es kein entsprechendes Ladenetz, aber wir sprechen von 2030, das sind noch 13 Jahre, da kann man technisch viel erreichen, sofern man denn will. Und oft geht das nur mit gesetzlichen Bestimmungen. Beim Thema Breitbandausbau hat der Markt versagt. Hier wurde jahrelang nicht investiert und auf falsche Technologien gesetzt, obwohl es Glasfaser bereits gab. Erst jetzt, wo der Staat eingreift und Fördermittel zur Verfügung, wird zukunftsorientiert investiert. Auch erst das Verbot der klassischen Glühbirnen, hat einen Technologiewandel herbeigeführt. Die Energiesparlampen waren damals nur eine Brückentechnologie bis die LED-Technik ausgereift war. Ich denke, ohne diesen rechtlichen Zwang, wäre die Entwicklung auf dem Bereich der LED-Beleuchtung noch längst nicht so weit fortgeschritten. Heute verbrauchen wird mit LEDs nur einen Bruchteil des Stroms den wir früher für Beleuchtung mit Glühbirnen ausgegeben haben.

Das Ladenetz für E-Autos muß noch um mehrere Größenordnungen erweitert werden. Diejenigen, die einen festen Stellplatz für ihr Auto haben (etwa Garage oder Carport), werden ihr Fahrzeug einfach dort laden können. Für alle anderen muß man aber noch Lösungen finden.

Schick fand ich die Idee, die Batterien unterwegs nicht langwierig auf zu laden, sondern einfach gegen eine aufgeladene zu wechseln. Leider ging das nicht so einfach, da die Batterien viele verschiedene Bauformen haben und oft sehr stark in der Karosserie verbaut sind. Das kommt daher, daß die Batterien einfach sehr viel Platz einnehmen und aufgrund ihres Gewichtes so angeordnet sind, daß die Fahreigenschafen durch einen ungünstigen Schwerpunkt nicht beeinträchtigt werden sollen.

Dann war ja noch die Kritik, daß man den Leuten ja nichts wegnehmen dürfte. Also ich habe noch nicht gehört, daß irgendwo die Rede davon war, daß alte Autos mit Verbrennungsmotor generell verboten werden sollten. Es ging immer um Neuzulassungen. Die alten werden dann nach und nach sowieso verschrottet, wenn die Lebenszeit erreicht ist.

Also ich finde es grundsätzlich gut, wenn von staatlicher Seite Vorgaben gemacht werden, daß eine veraltete Technologie durch etwas Besseres ersetzt werden soll.

Teure Energiewende

Warum hört man eigentlich immer nur, wie teuer die Energiewende wird? Warum rechnet da mal nicht jemand richtig nach.

Klar müssen neue Kraftwerke und Stromtrassen gebaut werden. Kraftwerke müssen ständig neu gebaut werden, ob nun Kohle-, Kernkraft- oder Solarkraftwerke. Und am Stromnetz haben die Betreiber schon seit Jahren gespart. Ein Ausbau und Erneuerung wäre sowieso fällig gewesen.

Der Strompreis ist, zumindest für die Endverbraucher, in den letzten Jahren deutlich höher geworden. Dazu muß man aber bedenken, daß der Strompreis vorher eigentlich zu niedrig war. Die Stromkonzerne verbreiten ja teilweise auch heute noch die Lüge von dem angeblich so billigen Atomstrom. Der konnte nur so billig angeboten werden, weil ein Großteil der Kosten (Stichwort “Endlagerung”) nicht in die Kosten eingerechnet wurden. Jetzt haben sich die Energiekonzerne ja mit einem kleinen Betrag von dem Thema Endlagerung freikaufen können. Die bei einem größeren Störfall entstehenden Kosten wird sowieso kein Unternehmen und keine Versicherung zahlen. Auch diese Kosten würden wieder bei der Allgemeinheit hängen bleiben.

Ich rechne ja sowieso damit, daß die fossilen Energieträger immer teurer werden, wenn die Vorräte zu Neige gehen. Auch dann hätten wir steigende Preise. An einer Energiewende kommt man ohnehin nicht vorbei. Wir können aus verschiedenen Gründen nicht einfach so weitermachen, wie bisher. Die Kernkraft hat bewiesen, daß sie nicht berechenbar ist, auch wenn man vorher uns was Anderes erzählt hat. Neue Kernkraftwerke sollen natürlich noch sicherer sein, aber auch vorher sollte die Technik ja schon sicher sein. Fossile Brennstoffe gehen irgendwann zu Ende und wir können nicht noch mehr CO2 in die Atmosphäre pusten.

Außerdem können wir unsere Abhängigkeit von unsicheren Krisenstaaten und Willkürherrschern deutlich verringern, wenn wir nicht mehr auf deren Lieferungen von Energieträgern abhängig sind.

Nukleare Katastrophe in Deutschland?

Vorgestern schrieb ich zur 3Sat-Reihe “Blackout”. Was vielen Menschen gar nicht bewußt ist, ist die Tatsache, daß auch Kraftwerke Strom benötigen. Wenn bei einem Stromausfall die Netze abgeschaltet werden, werden die Kraftwerke die Energie nicht mehr loswerden und müssen abgeschaltet werden. Das Wiederanfahren funktioniert aber nur, wenn das Kraftwerk selbst Strom zur Verfügung hat, etwa zur Steuerung. Einige Krafttwerkstypen wie etwa Wasserkraftwerke bilden hier eine Ausnahme; hier muß nur das Ventil geöffnet werden und schon treibt das Wasser die Turbinen und die Generatoren an.

Bei einem Kernkraftwerk (KKW) ist die Situation noch wenig kritischer. KKWs besitzen eine Reaktorschnellabschaltung (RESA), die in Notfällen den Reaktor schnell herunterfährt und die Kettenreaktion unterbindet. Diese RESA ist mehrfach ausgelegt, sogar oft auch rein mechanisch, daß die Steuerstäbe einfach zwischen die Brennstäbe fallen. Trotz unterbrochener Kettenreaktion finden aber noch radioaktive Zerfallsprozesse statt und erzeugen Wärme, die einen aktiven Kühlprozeß erfordert. Ohne Strom kann diese Kühlung nicht mehr gewährleistet werden und es kann somit zu einem unkontrollierten Zustand kommen.

Aber auch andere Ursache können zu einer Katastrophe in einem KKW führen. Die Liste der Störfälle ist lang und bei einigen hätte nicht viel gefehlt um eine Katastrophe auszulösen. Ich erinnere mich noch genau an die ersten Aussagen nach dem Erdbeben in Japan 2011. Kaum gab es Meldungen über ein schweres Erdbeben, wurde reflexartig behauptet, die KKWs seien aber sicher. Wie sicher hat dann die Katastrophe von Fukushima gezeigt.

Und bei allen Nuklearkatastrophen wurde die Gefahr zunächst herunter gespielt und kleingeredet. Und ich befürchte, es wird auch so sein, falls es in Deutschland mal zu einer nuklearen Katastrophe kommen wird. Die Verantwortlichen werden zuerst einen Störfall verneinen, dann werden sie behaupten, es gebe Probleme, aber man hätte die Lage in Griff. Erst nach und nach wird das Ausmaß ans Tageslicht kommen. NIEMAND wird von Anfang an sagen, welche Ausmaße die Katastrophe hat und NIEMAND wird den Mut haben, eine schnelle Evakuierung angrenzender Gebiete zu veranlassen.

Überhaupt ist bei Nuklearkatastrophen immer schwierig, die Wahrheit zu erfahren. Betreiber und Politik werden die Gefahren runterspielen und radikale Kernkraftgegner werden die tatsächliche Gefahr übertrieben darstellen. Dabei werden beide Seiten ihre Aussagen durchaus mit Meßwerten belegen. Nur ist es nicht so einfach Radioaktivität zu messen. Hält man den Geigerzähler in eine falsche Richtung oder an einem bestimmten Gegenstand kann man total verschiedene Ergebnisse bekommen. Auf jeden Fall wäre es besser, erst einmal auf “Nummer sicher” zu gehen und sich lieber in Sicherheit zu bringen.