Mal wieder: Klimabremser FDP

Die aktuelle Debatte um die Klimawende ist mal wieder skurril.

Es sollen demnächst keine neuen Heizungen mehr eingebaut werden, die mit fossilen Brennstoffen laufen. So weit, so gut. Aktuell ist da eine Wärmepumpe die beste Variante. Die Grünen möchten diese Technologie verbreiten und wollen den Hausbesitzern auch ordentliche Zuschüsse gewähren. Die FDP bremst bei den Zuschüssen und faselt mal wieder etwas von Technologieoffenheit. Diesmal betrifft diese angebliche “Technologieoffenheit” nicht die E-Fuels, sondern Heizungen, die mit Wasserstoff laufen. Technisch ist das tatsächlich sinnvoller als die künstlichen Auto-Treibstoffe. Allerdings muss nicht nur die Heizung umgebaut werden, sondern das komplette Gasnetz muss wasserstofftauglich gemacht werden. Und wie eine Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff rein praktisch ablaufen soll, weiß auch niemand. Eine Umstellung im Netz bzw. Teilnetz, kann nur funktionieren, wenn alle verbliebenen Gaskunden bereits eine Heizung haben, die auch mit H2 läuft. Also wird eine solche Umstellung erst in zig Jahren stattfinden können, oder will die FDP etwa den Bürgern vorschreiben, dass man ein funktionierende Heizung zwangsweise ersetzen muss?

Die FDP bemerkt, zu Recht, dass das bestehende Stromnetz ausgebaut werden muss, um die zu erwartenden Strommengen transportieren. Beziehungsweise sie sagt, eigentlich könne man gar nicht auf Wärmepumpen setzen, weil die Stromleitungen das nicht schaffen werden. Punkt!

Spricht man die FDP dann auf die geringen Menge grünen Wasserstoffs an, die aktuell produziert werden, sieht sie allerdings kein Problem die Produktion hochzufahren. Die ganzen Anlagen, Leitungen und Speicher kann die FDP wohl einfach hinzaubern. Dass man auch für grünen H2 grünen Strom braucht, der nach der FDP ja auch viel zu knapp sei, wird geflissentlich ignoriert. Man braucht sogar sehr viel mehr Strom, als mit Wärmepumpen. Zunächst gibt es bei der Elektrolyse von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff immer Verluste, genauso bei der Verbrennung. Man bekommt also aus einer Kilowattstunde grünen Stroms nur einen Bruchteil als Heizleistung wieder heraus. Wärmepumpen sind dagegen scheinbare Wunderwerke sie können etwa mit einer Kilowattstunde Strom dreimal so viel Wärmeenergie bereitstellen. Das gelingt einfach dadurch, dass der Umgebungsluft Wärme entzogen wird.

Der einzige Vorteil von Wasserstoff ist die Speicherfähigkeit. Hier sollte aber daran denken Gaskraftwerke damit zu betreiben, als diesen kostbaren Stoff in alle Haushalte zu verteilen.

Und in den Medien? Da hört man fast nur Töne, die man sonst nur aus der rechten Blase kennt. Da kommt wenig bis nichts über die die FDP und deren über die Verhinderung einer sozialgerechten Entlastung. Stattdessen wieder nur Aufregung über Robert Habeck in Person, der angeblich der Oma ihre Heizung aus ihrem kleinen Häuschen reißen will.

Die große Strom-Verwirrung

Der Strommarkt ist ziemlich komplex. Aber er betrifft uns alle, da wir alle für die diversen Sachen direkt oder indirekt Strom benötigen. Und er wird immer wichtiger. Schließlich soll ein Großteil der Mobilität und der Gebäudewärme in Zukunft über Strom versorgt werden.

Es gibt da nicht nur die Stromversorger, bei denen wir alle einen Stromvertrag haben. Da gibt es etwa die Erzeuger, Großabnehmer, eine Börse, einige Händler und Spekulanten, sowie jede Menge Netzbetreiber auf den verschiedensten Ebenen.

Der normale Verbraucher kriegt davon wenig mit. Vor ein paar Monaten machten Meldungen des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW die Runde. Dieser, in Baden-Württemberg ansässige Netzbetreiber, hat eine App namens “StromGedacht” heraus gebracht. Diese soll den normalen Endverbraucher “warnen”, wenn der Netzbetreiber angeblich zu wenig Strom zur Verfügung hat. Und so gab es tatsächlich ein paar Mal eine rote Ampel in der App, die darum bat, aktuell Strom zu sparen, zumindest in Baden-Württemberg.

Richtig erklärt wurde das allerdings nicht richtig. Auch die meisten Meldungen in den Medien haben einfach den Wortlaut der Pressemitteilung von TransnetBW übernommen. Die erklärten es so, dass es in Norddeutschland durch starken Wind “zu viel” Windstrom gäbe, der aber aufgrund mangelnder Stromnetzkapazität nicht in den Südwesten der Republik transportiert werden könne. Durch den “Stau” auf der “Stromautobahn” gäbe es in Baden-Württemberg zu wenig Strom und es müssten teure Redispatch-Maßnahmen ergriffen werden. Hier enden die meisten Beiträge. Was das genau für Maßnahmen sind, wurde nicht berichtet.

Die einfachste Frage, die sich jeder Journalist hätte stellen sollen, wäre, wo ansonsten der Strom für BW herkommt, wenn in Norddeutschland mal gerade nicht ordentlich Windstrom produziert wird. Dann kommt es doch auch zu keinem Mangel.

Das eigentliche Problem ist aber nicht die Stromproduktion oder die -verteilung, sondern der Strommarkt. Der Strompreis wird an der Leipziger Energiebörse festgelegt und zwar einheitlich für ganz Deutschland. Dabei gibt es einige Regeln. (Wenn ich hier Fehler mache, korrigiert mich bitte). Zunächst wird Ökostrom bevorzugt gehandelt. Ökostrom ist in der Regel auch der günstigste. Dann kommen die anderen Stromarten. Es wird so viel gehandelt, bis der Bedarf gedeckt ist. Im- und Export lasse ich hier mal unberücksichtigt. Die letzte Kilowattstunde die gehandelt wird, um den Verbrauch abzudecken, ist in der Regel auch die teuerste. Diese legt aber der Preis für den ganzen gehandelten Strom fest. Also bekommen auch die Erzeuger grünen Stroms diesen Preis. Deswegen ist letztes Jahr der Strompreis auch so enorm in die Höhe gegangen, weil die Gaskraftwerke oft die letzten Spitzen abdecken und der Gaspreis durch den Ukrainekrieg durch die Decke ging.

Wenn aber genug Strom von Windkraftanlagen vorhanden ist, dann ist auch der Marktpreis für den gehandelten Strom niedriger. Dann lohnt sich für fossile Kraftwerke in Süddeutschland die Produktion nicht mehr und sie fahren ihre Leistung runter, obwohl in Baden-Württemberg eigentlich mehr Strom benötigt wird.

Ein anderer Effekt ist, dass sich Speicherkraftwerke im Vorfeld schon Kontingente des günstigen Stroms gesichert haben, um die Speicher aufzufüllen. In BW kommt aber der Windstrom nicht an und die Kraftwerke sind runter gefahren. Der Netzbetreiber muss aber liefern und kauft deshalb im Ausland teuren Strom ein. Und damit er möglichst wenig kaufen muss, bittet er also die Verbraucher darum, Strom zu sparen.

Das Ganze hat also nichts damit zu tun, dass die Erneuerbaren Energien zu wenig liefern können, sondern sind vor allem auf die Marktmechanismen zurückzuführen. Ein Netzausbau könnte das Problem tatsächlich etwas entzerren. Eine andere Idee ist, den Markt in mehrere Regionen aufzuteilen. Der günstige Windstrom würde dann hier im Norden die Preise drücken, während der Süden einen höheren Preis festlegen kann.

Grundsätzlich ist die Idee die die App suggeriert ja nicht verkehrt. Strom lieber dann nutzen, wenn er im Überfluss vorhanden ist. Da gab es ja auch schon mehrfach Diskussionen, ob etwa ein E-Auto immer sofort geladen werden muss oder ob der Netzbetreiber da eingreifen und den Zeitpunkt verschieben kann.

Die meisten installierten Wallboxen (private E-Auto-Ladepunkte) sind technisch dafür ausgerüstet. Das war auch eine Voraussetzung um die Wallbox staatlich gefördert zu bekommen. Vom Netzbetreiber sind solche Regelungen technisch bisher nicht vorgesehen.

Auch bei anderen großen Verbrauchern wie Wasch- oder Spülmaschine könnte man eine externe Steuerung einbauen. Man müsste nur sagen, dass die Geräte bis zu einer bestimmten Uhrzeit fertig sein sollen, oder ob man im Zweifelsfall bereit wäre, einen höheren Strompreis zu bezahlen.

Ebenso bei dem Elektroauto. Hier könnte man noch feiner differenzieren. Also dass der Akku auf jeden Fall voll sein soll oder ob er zumindest bis zu einem bestimmten Akkustand geladen sein soll. Dafür müsste die Technik aber noch mehr vernetzt sein. Auch die Bedienung sollte einfacher sein. Wenn ich sehe, wie umständlich es ist, die programmierten Ladezeiten in meinem Auto zu ändern, dann ist da noch viel Verbesserungsbedarf.

Auf jeden Fall bringt es nichts, wenn Netzbetreiber Alle verwirren und einen nicht existierenden Strommangel vortäuschen.

Letzte Generation

Auf die Proteste der “Letzten Generation” (LG) gibt es ja sehr starke, emotionale Reaktionen. Anfangs haben sie ja auch noch in Museen Kunstwerke angegriffen, jetzt fallen sie sich ja vor allem durch ihre Straßenblockaden auf.

Ziel ist es, die Politik dazu zu bewegen, dem Klimaschutz höhere Priorität zu gewähren. In meinen Augen sind die Proteste durchaus gerechtfertigt. Wir müssen nicht nur das Pariser Abkommen erfüllen, auch das Bundesverfassungsgericht hat geurteilt, dass der Gesetzgeber mehr für den Klimaschutz machen muss. Die Mittel der LG halte ich aber nicht für zielführend.

Die meisten, oder sogar alle, Kunstwerke, die die Aktivisten angegriffen haben, hatten einen zusätzlichen Schutz, wie eine Glasscheibe, so dass die Kunstwerke nicht beschädigt wurden. Wer aber wertvolle Kulturgüter absichtlich beschädigt oder zerstört, der beweist nur, das er selbst keine Kultur besitzt.

Die Straßenblockaden sind da durchaus angebrachter. Aber auch sie verfehlen das Ziel. Die Politik interessiert sich, abgesehen von einigen Populisten, wenig für die Proteste. Stattdessen verstärken sie die Wut vieler Autofahrer. Medien wie die Bild-“Zeitung”, springen auf den Zug auf und schaffen etwa den schrecklichen Begriff “Klimakleber”.

Bei den Blockaden rasten manche Autofahrer aus und werden sogar handgreiflich. In meinen Augen beweisen solche Tätlichkeiten allerdings nur, dass die entsprechenden Personen eigentlich nicht die geistige Reife besitzen, ein Kraftfahrzeug zu führen.

Völlig daneben sind auch Äußerungen, die Demonstranten mit Terroristen gleichsetzen. Der bayerische Staat hat dann ja auch gleich mal eine neue Anwendung des Polizeigesetzes gefunden und die Protestler in präventiv ins Gefängnis gesteckt.

Dabei sind die Forderungen ja nun gar nicht mal so extrem:

  1. Tempolimit
  2. 9-Euro-Ticket
  3. Einrichtung eines “Gesellschaftsrates”

Das sind alles Maßnahmen, die sich leicht durchsetzen lassen. Aber die Politik, die Öffentlichkeit und die Medien diskutieren gar nicht um diese oder andere Maßnahmen, sondern nur darum, wie und welcher Art man solche Proteste bestrafen kann.