Nukleare Katastrophe in Deutschland?

Vorgestern schrieb ich zur 3Sat-Reihe “Blackout”. Was vielen Menschen gar nicht bewußt ist, ist die Tatsache, daß auch Kraftwerke Strom benötigen. Wenn bei einem Stromausfall die Netze abgeschaltet werden, werden die Kraftwerke die Energie nicht mehr loswerden und müssen abgeschaltet werden. Das Wiederanfahren funktioniert aber nur, wenn das Kraftwerk selbst Strom zur Verfügung hat, etwa zur Steuerung. Einige Krafttwerkstypen wie etwa Wasserkraftwerke bilden hier eine Ausnahme; hier muß nur das Ventil geöffnet werden und schon treibt das Wasser die Turbinen und die Generatoren an.

Bei einem Kernkraftwerk (KKW) ist die Situation noch wenig kritischer. KKWs besitzen eine Reaktorschnellabschaltung (RESA), die in Notfällen den Reaktor schnell herunterfährt und die Kettenreaktion unterbindet. Diese RESA ist mehrfach ausgelegt, sogar oft auch rein mechanisch, daß die Steuerstäbe einfach zwischen die Brennstäbe fallen. Trotz unterbrochener Kettenreaktion finden aber noch radioaktive Zerfallsprozesse statt und erzeugen Wärme, die einen aktiven Kühlprozeß erfordert. Ohne Strom kann diese Kühlung nicht mehr gewährleistet werden und es kann somit zu einem unkontrollierten Zustand kommen.

Aber auch andere Ursache können zu einer Katastrophe in einem KKW führen. Die Liste der Störfälle ist lang und bei einigen hätte nicht viel gefehlt um eine Katastrophe auszulösen. Ich erinnere mich noch genau an die ersten Aussagen nach dem Erdbeben in Japan 2011. Kaum gab es Meldungen über ein schweres Erdbeben, wurde reflexartig behauptet, die KKWs seien aber sicher. Wie sicher hat dann die Katastrophe von Fukushima gezeigt.

Und bei allen Nuklearkatastrophen wurde die Gefahr zunächst herunter gespielt und kleingeredet. Und ich befürchte, es wird auch so sein, falls es in Deutschland mal zu einer nuklearen Katastrophe kommen wird. Die Verantwortlichen werden zuerst einen Störfall verneinen, dann werden sie behaupten, es gebe Probleme, aber man hätte die Lage in Griff. Erst nach und nach wird das Ausmaß ans Tageslicht kommen. NIEMAND wird von Anfang an sagen, welche Ausmaße die Katastrophe hat und NIEMAND wird den Mut haben, eine schnelle Evakuierung angrenzender Gebiete zu veranlassen.

Überhaupt ist bei Nuklearkatastrophen immer schwierig, die Wahrheit zu erfahren. Betreiber und Politik werden die Gefahren runterspielen und radikale Kernkraftgegner werden die tatsächliche Gefahr übertrieben darstellen. Dabei werden beide Seiten ihre Aussagen durchaus mit Meßwerten belegen. Nur ist es nicht so einfach Radioaktivität zu messen. Hält man den Geigerzähler in eine falsche Richtung oder an einem bestimmten Gegenstand kann man total verschiedene Ergebnisse bekommen. Auf jeden Fall wäre es besser, erst einmal auf “Nummer sicher” zu gehen und sich lieber in Sicherheit zu bringen.

Energiekonzerne kaufen sich vom Atommüll frei

Hui, was müssen das für Partys bei den Energiekonzernen letzte Woche gewesen sein…

Daß die Atomkraft ja unter anderem ein “kleines” Problem mit dem Atommüll hat, sollte ja mittlerweile jeder mitbekommen haben. Der Atomausstieg in Deutschland ist beschlossen, die Kraftwerke sind sicherlich alle so gut wie abgeschrieben, nun war nur noch das Problem mit dem Atommüll. Dafür gibt es jetzt aber eine Lösung, zumindest aus Sicht der Stromkonzerne. es werden einfach 23 Milliarden in einen Fond eingezahlt, Mehrkosten soll der Bunde zahlen. Die Konzerne haben also das unkalkulierbare Risiko der Endlagerung auf den Steuerzahler abwälzen können. – Danke für die gute Lobbyarbeit!

Vielleicht mag ja jemand sagen, daß 23 Milliarden doch eine Menge Geld sind. Aber die Frage der Endlagerung ist um Grunde genommen überhaupt noch nicht ansatzweise gelöst. Aktueller Stand ist, daß man die Endlagerung nicht so betreibt, daß man den hochradioaktiven Abfall irgendwo hinschüttet, wo keiner mehr ran kommt. Die “Forschungsanlage” Asse hat gezeigt, daß man selbst wenige Jahrzehnte den Atommüll nicht sicher lagern kann, wenn man nicht mehr herankommt. Deswegen ist das große Stichwort die Rückholbarkeit. Der Atommüll muß also einerseits sicher gelagert und andererseits rückholbar sein. Außerdem ist eine ständige Überwachung notwendig. Das bedeutet aber, daß man ein Endlager aktiv betreiben muß. Und das über unglaubliche Zeiträume. Man verlangt aktuell einen Zeitraum von einer Million Jahren, EINER MILLION JAHRE. Das ist wesentlich länger, als menschliche Zivilisationen bisher bestehen. Selbst die ägyptischen Pyramiden sind nur einige Tausend Jahre alt. Wie soll man so lange eine Anlage betreiben? Vielleicht stehen in 4000 Jahren Archäologen genau so fragend vor den Endlagern, wie die Forscher vor 200 Jahren vor den ägyptischen Grabmalen?

Was sind schon 23 Milliarden für eine Ewigkeit? Ich glaube die Kosten in den nächsten 100 Jahren werden schon deutlich höher sein.

Ich halte es außerdem für völlig sinnlos, daß jedes Land ein eigenes Endlager bauen soll. Klar, niemand will sich noch um den Müll der Anderen kümmern müssen, wenn er den eigenen schon nicht gescheit lagern kann. Aber manche Länder werden gar nicht über die geografischen und geologischen Möglichkeit haben, ein Endlager, in welcher Form auch immer einzurichten. Zudem ist natürlich mehr als fraglich, ob die heutigen Staatsgrenzen in 1000 oder mehr Jahren noch so bestand haben werden.

Die 23 Milliarden sind bzw. werden noch in die Stromkosten einfließen. Der Rest nicht, den zahlt der Steuerzahler direkt. Hört also bitte endlich auf, mit den Lügen vom günstigen Atomstrom!

Erneuerbare Energien nicht grundlastfähig?

Bei Gegner des Energiewandels hört man oft die Aussage, erneuerbare Energieträger seien nicht grundlastfähig. Der Begriff Grundlast ist eigentlich einer, der aus der Unzulänglichkeit der bisherigen Stromversorgung entstanden ist.

Kurz zur Erklärung: Der Stromverbrauch schwankt über den Tag. Tagsüber ist er höher, weil in der Industrie und den Haushalten mehr verbraucht wird. Nachts ist der Bedarf geringer. Aber auch tagsüber gibt es Schwankungen. Nun wird in Deutschland der Strom von verschiedenartigen Kraftwerken erzeugt. Früher war es vor allem Kraftwerke, die fossile Brennstoffen verbrannt haben oder Kernkraftwerke. Die meisten größeren Kraftwerke haben den Nachteil, daß die nur sehr schlecht regulierbar sind. Sie können nicht von jetzt auf gleich mal eben mehr oder weniger Strom produzieren. Das nennt man dann Grundlast. Die Spitzen, die nicht von diesen Kraftwerken abgefangen werden können, müssen dann aus leichter regulierbaren Kraftwerken kommen, das sind insbesondere Gasturbinenkraftwerke und Wasserkraftwerke.

Die erneuerbaren Energien haben den großen Vorteil, daß die Anlagen alle hervorragend steuerbar sind. Wenn zu viel Strom vorhanden ist, kann man einfach Anlagen vom Netz nehmen. Damit stets genug Strom vorhanden ist, braucht man natürlich auch einen Mix von Energieträgern und eine ausreichende Anzahl von Anlagen.

Überhaupt ist es bei der Energiewende ja nicht damit getan ein paar Windräder oder Photovoltaikanlagen aufzustellen. Ein weiteres Thema sind Speicherung, Steuerung und Anpassung des Verbrauchs. Das sind Themen an den zur Zeit viel geforscht und entwickelt wird. Die Erweiterung der Elektromobilität ist einerseits eine zusätzliche Herausforderung, bietet aber auch zusätzliche Chancen. So werden die Fahrzeuge überwiegend nachts geladen, wenn die Stromnachfrage eher gering ist. Außerdem könnten die Autos mit ihren Akkus auch Spitzenlasten abdecken, in dem sie Strom ins Netz einspeisen. Energiewende bedeutet halt eine komplette Umstrukturierung der Strominfrastruktur. Aber nur so können wir von fossilen Brennstoffen wegkommen (die irgendwann aufgebraucht sind und noch mehr CO2 freisetzt) und der unberechenbaren Kernkraft, für deren Abfall es keine sichere Langfristlagerung gibt.

Wer von Grundlast redet, zeigt nur das in seinem Kopf kein Umdenken stattfinden kann. Es gibt nur ein “Weiter so!”. Er verkennt auch die Probleme und läßt keine Lösungen zu.

Kosten des Rückbau von Kernkraftwerken

Noch mal zum Thema Rückbau von Kernkraftwerken:

Jahrelang wurde uns immer vorgehalten, daß der Strom aus Kernenergie doch so super umweltfreundlich und preiswert sei.

Kritiker wiesen schon immer auf die ungelöste Endlagerungsthematik und die Kosten für den Rückbau der AKWs hin. Bei ersterem wurde man immer vertröstet und bei letzterem wurde gesagt, die Energiekonzerne würden natürlich entsprechende Rücklagen bilden. Nun sollen die AKWs ein paar Jahre früher vom Netz gehen und Betreiber stellen sich hin und sagen, sie hätten nicht genügend Rücklagen (bilden können). Jetzt solle doch bitte der Staat einspringen. Das ist eine Frechheit. Das ist genau wie bei der “Bankenrettung”. “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren”. Anfangs kassieren die Konzerne reichlich, und nachher heben sie die Hand und überlassen der Allgemeinheit den Scherbenhaufen.

Man kann noch so sehr gegen Atomenergie sein, wir haben nun mal das Problem mit der Entsorgung. Wir haben die Scheiße am Hacken und auch wenn wir die Augen zu machen und sagen ich wollte daß nie und will das auch nicht, ist die Scheiße immer noch da und stinkt.

Die Kosten für einen ordentlichen Rückbau eines KKWs sind beachtlich, vielleicht hat sich auch jetzt gezeigt, daß die Annahmen in der Vergangenheit falsch waren. Aber hier sehe ich trotzdem die Stromkonzerne und nur die in der Pflicht. Und falls die Betreiber GmbH Insolvenz anmeldet, müßte es ein Durchgriffsrecht geben, bis zu der obersten Muttergesellschaft. Die haben in der Jahren zuvor doch schließlich Milliardengewinne mit den Kraftwerken gemacht.

Die Endlagerung des hochradioaktiven Materials wird aber eine noch viel größere Herausforderung werden. Im Grunde ist sie nicht realisierbar. Man muß sich nur mal die Zeiträume vorstellen, in denen der Atommüll sicher gelagert werden muß. Das sind locker mehrere zehntausend Jahre. Wenn man mal nur zehntausend Jahre zurückblickt, dann sieht man, daß im Prinzip die gesamte Entwicklung des modernen Menschen eben in diesen 10.000 Jahren stattfand. Nun soll man etwas schaffen, was länger hält und sicher ist? Die ägyptischen Hieroglyphen waren auch lange Zeit nicht zu entschlüsseln, und die sind erst ein paar Tausend Jahre alt. Wie soll man zukünftige Menschen oder andere intelligente Wesen davor schützen ein Endlager zu betreten?

Schaut man sich mal an, was in Schacht Konrad und in der Asse als “Versuchslager” in nur wenigen Jahrzehnten passiert ist, ist eigentlich klar, daß ein unkontrolliertes Wegschmeißen und Einmauern schädlich ist. Im Prinzip muß man die gesamten Atommüll, jedes einzelne Fass ständig unter Kontrolle haben, bergen, neu verpacken und lagern können. Ein Endlager muß also aktiv betrieben werden; wiederum mehrere zehntausend Jahre. Eine praktisch unmögliche Aufgabe. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Da es aber so schwierig ist einen Standort für so ein Lager zu finden, dieses zu bauen und zu betreiben, wundert es mich doch sehr, daß sich jedes Land einzeln auf die Suche macht. Wäre es nicht sinnvoller länderübergreifend zu suchen und nur wenige, aber dafür gute Endlager zu bauen? Man könnte das doch vielleicht im Rahmen der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) lösen.

Das alles für unseren, ach so billigen, Atomstrom.

“Atommüll” in Lübeck

Ich bin Gegner der Atomkraft. Man kriegt die Kräfte nur mit riesigen Aufwand gebannt. Und jede Technik kann nicht wirklich 100% fehlerfrei sein, vor allem wenn auch noch der Mensch im Spiel ist.Und wenn es dann mal wirklich zu einem Unglück kommt, sind die Folgen bei der Kernkraft katastrophal.

Jahrzehnte lang wollte man uns immer erklären das es zwar tatsächlich ein Restrisiko gäbe, es aber so minimal sei, daß ein GAU praktisch unmöglich sei. Die großen Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben das Gegenteil bewiesen. Besonders letztere, weil Japan als High-Tech-Land gilt, und die Erdbebengefahr bekannt war und angeblich auch beim Bau berücksichtigt wurde. Deshalb gab es ja gleich reflexartig nach der Erdbeben- und Tsunamimeldung den Hinweis, daß die Kernkraftwerke nicht beschädigt wurden; was leider nicht stimmte.

Nun hat das Ganze aber dazu geführt, daß ser Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland wieder vorangetrieben wurde, nachdem die CDU mit ihrem Koalitionspartner FDP den Atomausstieg von der Vorgängerregierung zunächst wieder ausgesetzt hatte.

Jetzt werden also nach und nach alle KKWs abgeschaltet und müssen irgendwann zurückgebaut werden. In Schleswig-Holstein gibt es drei große KKWs (Brunsbüttel, Brokdorf, Krümmel) und den Forschungsreaktor Geesthacht. Beim Rückbau werden alle Teile nach ihrem Kontaminierungsgrad getrennt entsorgt. Für hochradioaktive Teile gibt es ebenso wie für die Brennelemente noch keine Lösung. Es fallen allerdings auch große Mengen Bauschutt an, die gar nicht, oder kaum belastet sind. Sofern diese nicht recycelt werden, können diese ganz normal deponiert werden. Und darüber wird gerade diskutiert.

Leider gibt es viele Menschen, die reflexartig sagen: “Schrott aus einem AKW? Wollen wir nicht. Wir wollen nicht verstrahlt werden”. Dann gibt es wieder das Argument, daß jede noch so kleine Strahlendosis Schäden verursachen kann. Das ist soweit richtig. Allerdings vergessen diese Leute, daß es in der Umgebung Materialien (auch natürliche) gibt, die stärker strahlen, als der zu Deponierung freigegebene Bauschutt. Vielleicht sollten sich solche selbst ernannten Umweltexperten vorher mal ein wenig informieren, bevor sie unberechtigt Angst verbreiten.

Natürlich muß unbedingt sichergestellt werden, daß kein stärker belastetes Material angeliefert wird. Aber ansonsten ist es mir egal ob der Bauschutt von einem abgerissenen Kernkraftwerk oder einer Kirche kommt.