Kosten des Rückbau von Kernkraftwerken

Noch mal zum Thema Rückbau von Kernkraftwerken:

Jahrelang wurde uns immer vorgehalten, daß der Strom aus Kernenergie doch so super umweltfreundlich und preiswert sei.

Kritiker wiesen schon immer auf die ungelöste Endlagerungsthematik und die Kosten für den Rückbau der AKWs hin. Bei ersterem wurde man immer vertröstet und bei letzterem wurde gesagt, die Energiekonzerne würden natürlich entsprechende Rücklagen bilden. Nun sollen die AKWs ein paar Jahre früher vom Netz gehen und Betreiber stellen sich hin und sagen, sie hätten nicht genügend Rücklagen (bilden können). Jetzt solle doch bitte der Staat einspringen. Das ist eine Frechheit. Das ist genau wie bei der “Bankenrettung”. “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren”. Anfangs kassieren die Konzerne reichlich, und nachher heben sie die Hand und überlassen der Allgemeinheit den Scherbenhaufen.

Man kann noch so sehr gegen Atomenergie sein, wir haben nun mal das Problem mit der Entsorgung. Wir haben die Scheiße am Hacken und auch wenn wir die Augen zu machen und sagen ich wollte daß nie und will das auch nicht, ist die Scheiße immer noch da und stinkt.

Die Kosten für einen ordentlichen Rückbau eines KKWs sind beachtlich, vielleicht hat sich auch jetzt gezeigt, daß die Annahmen in der Vergangenheit falsch waren. Aber hier sehe ich trotzdem die Stromkonzerne und nur die in der Pflicht. Und falls die Betreiber GmbH Insolvenz anmeldet, müßte es ein Durchgriffsrecht geben, bis zu der obersten Muttergesellschaft. Die haben in der Jahren zuvor doch schließlich Milliardengewinne mit den Kraftwerken gemacht.

Die Endlagerung des hochradioaktiven Materials wird aber eine noch viel größere Herausforderung werden. Im Grunde ist sie nicht realisierbar. Man muß sich nur mal die Zeiträume vorstellen, in denen der Atommüll sicher gelagert werden muß. Das sind locker mehrere zehntausend Jahre. Wenn man mal nur zehntausend Jahre zurückblickt, dann sieht man, daß im Prinzip die gesamte Entwicklung des modernen Menschen eben in diesen 10.000 Jahren stattfand. Nun soll man etwas schaffen, was länger hält und sicher ist? Die ägyptischen Hieroglyphen waren auch lange Zeit nicht zu entschlüsseln, und die sind erst ein paar Tausend Jahre alt. Wie soll man zukünftige Menschen oder andere intelligente Wesen davor schützen ein Endlager zu betreten?

Schaut man sich mal an, was in Schacht Konrad und in der Asse als “Versuchslager” in nur wenigen Jahrzehnten passiert ist, ist eigentlich klar, daß ein unkontrolliertes Wegschmeißen und Einmauern schädlich ist. Im Prinzip muß man die gesamten Atommüll, jedes einzelne Fass ständig unter Kontrolle haben, bergen, neu verpacken und lagern können. Ein Endlager muß also aktiv betrieben werden; wiederum mehrere zehntausend Jahre. Eine praktisch unmögliche Aufgabe. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.

Da es aber so schwierig ist einen Standort für so ein Lager zu finden, dieses zu bauen und zu betreiben, wundert es mich doch sehr, daß sich jedes Land einzeln auf die Suche macht. Wäre es nicht sinnvoller länderübergreifend zu suchen und nur wenige, aber dafür gute Endlager zu bauen? Man könnte das doch vielleicht im Rahmen der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) lösen.

Das alles für unseren, ach so billigen, Atomstrom.

“Wirtschaftsflüchtlinge”

Von den rechten Menschenhassern, die sich auch mal gerne “Asylkritiker” nennen (denn das klingt ja so toll, als würde man sich kritisch mit einem Thema auseinander setzen und alle Pro- und Kontra-Argumente abwägen), hört man ja oft, daß viele der Asylsuchenden ja nur “Wirtschaftsflüchtlinge” seien.

Dazu kommen mir mehrere Gedanken. Ist es schlecht, weil ein Mensch flieht, weil seine (wirtschaftliche) Lage so schlecht ist, daß er vielleicht verhungern müßte?

Wir sollten aber die legale Zuwanderung erleichtern, damit nicht das Asylrecht mißbraucht wird. Deutschland braucht Zuwanderung, sonst ist es hier bald ziemlich leer.

Sind eigentlich die zigtausend Deutschen, die jedes Jahr ihr Land verlassen, auch “Wirtschaftsflüchtlinge”?

Selbst wenn jemand nicht direkt bedroht wird und ihm somit kein Asylrecht zusteht, kann ich jeden Menschen verstehen, der jede Chance, daß er ein besseres Leben führen will.

Was oft vergessen wird, ist die Tatsache, daß unser Wohlstand zum Teil auf der jahrhundertenlangen Ausbeutung anderer Länder beruht. Das ging los mit der Kolonisation und Sklaverei und findet heutzutage immer noch statt. Rohstoffe und Lebensmittel werden in armen Ländern unter erbärmlichen Arbeitsbedingungen gefördert, unseren Elektroschrott bringen wir nach Afrika, für die Energieversorgung werden Kriege geführt, wir richten unsere Umwelt zu Grunde worunter ärmere Länder besonders zu leiden haben. Und da wollen wir alle mit unserem dicken Hintern in dem bequemen Sessel sitzen und sagen: “Du darfst hier nicht rein, Du bist ein Wirtschaftsflüchtling”?

“Atommüll” in Lübeck

Ich bin Gegner der Atomkraft. Man kriegt die Kräfte nur mit riesigen Aufwand gebannt. Und jede Technik kann nicht wirklich 100% fehlerfrei sein, vor allem wenn auch noch der Mensch im Spiel ist.Und wenn es dann mal wirklich zu einem Unglück kommt, sind die Folgen bei der Kernkraft katastrophal.

Jahrzehnte lang wollte man uns immer erklären das es zwar tatsächlich ein Restrisiko gäbe, es aber so minimal sei, daß ein GAU praktisch unmöglich sei. Die großen Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben das Gegenteil bewiesen. Besonders letztere, weil Japan als High-Tech-Land gilt, und die Erdbebengefahr bekannt war und angeblich auch beim Bau berücksichtigt wurde. Deshalb gab es ja gleich reflexartig nach der Erdbeben- und Tsunamimeldung den Hinweis, daß die Kernkraftwerke nicht beschädigt wurden; was leider nicht stimmte.

Nun hat das Ganze aber dazu geführt, daß ser Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland wieder vorangetrieben wurde, nachdem die CDU mit ihrem Koalitionspartner FDP den Atomausstieg von der Vorgängerregierung zunächst wieder ausgesetzt hatte.

Jetzt werden also nach und nach alle KKWs abgeschaltet und müssen irgendwann zurückgebaut werden. In Schleswig-Holstein gibt es drei große KKWs (Brunsbüttel, Brokdorf, Krümmel) und den Forschungsreaktor Geesthacht. Beim Rückbau werden alle Teile nach ihrem Kontaminierungsgrad getrennt entsorgt. Für hochradioaktive Teile gibt es ebenso wie für die Brennelemente noch keine Lösung. Es fallen allerdings auch große Mengen Bauschutt an, die gar nicht, oder kaum belastet sind. Sofern diese nicht recycelt werden, können diese ganz normal deponiert werden. Und darüber wird gerade diskutiert.

Leider gibt es viele Menschen, die reflexartig sagen: “Schrott aus einem AKW? Wollen wir nicht. Wir wollen nicht verstrahlt werden”. Dann gibt es wieder das Argument, daß jede noch so kleine Strahlendosis Schäden verursachen kann. Das ist soweit richtig. Allerdings vergessen diese Leute, daß es in der Umgebung Materialien (auch natürliche) gibt, die stärker strahlen, als der zu Deponierung freigegebene Bauschutt. Vielleicht sollten sich solche selbst ernannten Umweltexperten vorher mal ein wenig informieren, bevor sie unberechtigt Angst verbreiten.

Natürlich muß unbedingt sichergestellt werden, daß kein stärker belastetes Material angeliefert wird. Aber ansonsten ist es mir egal ob der Bauschutt von einem abgerissenen Kernkraftwerk oder einer Kirche kommt.

OpenSource-Nutzung von Militär und Geheimdiensten

Beim Beitrag Hackerethik vom CCC-Podcast Chaosradio ging es darum, ob man Nutzung von Open-Source-Software (OSS) durch Geheimdienste und Militär einschränken/verbieten sollte und wie man das machen könnte. Im Grunde genommen ist der Ansatz ja nicht schlecht: Ich habe es etwas geschaffen, was der Allgemeinheit dient, allerdings soll es nicht von “den Bösen” genutzt werden dürfen.

Da ist aber schon eine große Unklarheit: Wer sind “Die Bösen”? Die Teilnehmer des Podcastes waren überwiegend der Meinung, daß Militär und Geheimdienst dazugehören. Aber auch diese Klassifizierung finde ich schon schwierig. Zählt denn als Militär auch eine Miliz, die gegen einen Diktator kämpft? Will man dieser die Nutzung OSS verbieten? Das muß ja keine Software sein, die direkt in Waffensystemen benutzt wird; das könnte auch einfach eine Bilbliothek sein, die ein E-Mail-Programm nutzt.

Ich bin auch grundsätzlich gegen Gewalt. Ich habe den Wehrdienst verweigert. Bei einem Vorbereitungstreffen wurden auch Fragen gestellt, die man eventuell beim Verweigerungsausschuß zu hören bekommt. Das sind stets Sitautionen, in denen man der einzige ist, der verhindern kann, daß zum Beispiel die ganze Familie/das ganze Dorf getötet werden, in dem man den/die Angreifer mit Waffengewalt davon abhält. Bei einer Weigerung, die Waffe zu benutzen, wird die Situation verschärft. Irgendwann sollte jeder Normaldenkende einsehen, daß es Situationen geben kann, in denen man sich mit Waffengewalt verteidigen muß.

Ich bin der Meinung, daß man freies Wissen nicht einschränken sollte. Jede Einschränkung verhindert Interoperabilität. Wir haben jetzt schon so viele inkompatible freie Lizenzen. Wenn ich etwas für die Allgemeinheit schaffe, dann soll es auch von jedem uneingeschränkt nutzbar sein, deswegen tendiere ich zu Public-Domain bzw. CC0. Wenn das ansonsten weiter denkt, wird es immer mehr Einschränkungen geben. Da gibt es vielleicht jemanden der, verständlicherweise, nicht möchte, daß seine Programme von Neonazis genutzt werden. Ein anderer Entwickler, der in den USA sitzt und generell gegen Moslems ist und sich völlig im Recht sieht, möchte nicht, daß diese seine Programme nutzen. Für einen saudiarabischen Programmierer, sind vielleicht alle westlichen Bürger und Christen die Bösen.

Man sollte solche Bewertungen aus OSS und anderem freien Wissen (Wikipedia, OpenStreetMap) heraus halten. Wenn die NPD mit OSM und meinen dortigen Eintragungen Anfahrtspläne für ihre Demo macht, gefällt mir das auch nicht. Aber so ist das halt bei OpenSource; es ist frei und ich kann, soll und darf nicht die Nutzung, aus irgendwelchen Gründen verhindern.

Ich mache das solange, wie ich überzeugt, dass die positive Nutzung überwiegt. Man sollte als Entwickler auch kein schlechtes Gewissen haben, nur weil zum Beispiel ein selbst entwickelter Komprimierungsalgorithmus in einer Überwachungssoftware genutzt wird. Solange man nicht direkt die Steuerung von Atomsprengköpfen programmiert, ist doch alles in Ordnung.

Bundesregierung und unserer guter Freund

Erst wird behauptet, man arbeite an einem No-Spy-Abkommen, mit den USA und dann kommt heraus daß es gar nicht so war.

Dann behauptet die Regierung, die USA hätten abgelehnt, daß die Selektorenliste an Bundestagsabgeordnete weitergegeben werden. Und nun erklärt Obama, daß die USA nichts gegen die Weitergabe hätten.

Im Nachhinein winden sich die Politiker, behaupten es wäre alles von ganz anders gemeint gewesen oder wäre aus ihrer Sicht tatsächlich so gewesen.

Was, in aller Welt, treibt die Bundesregierung da für ein böses Spiel? Ist das alles nur Unwissenheit? Wollen sie damit Rechtsbrüche in der Regierung und den Geheimdienste vertuschen? Oder will sie einfach nur das Volk für dumm verkaufen?

Keine Haushaltshilfe von der Krankenkasse

Als vor einigen Jahren meine beiden Kinder geboren wurde und meine Frau unter den Folgen einer beginnenden Schwangerschaftsvergiftung litt, wurde mir mehrfach empfohlen, bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe zu beantragen. Alle kannten welche, die auf schon Haushaltshilfen bekamen; dann sollte es dort erst recht bei Zwillingen und einer kranken Frau möglich sein.

Also machte ich mich auf den Weg in den Zweigstelle der “BKK vor Ort”, was auch schon ein Akt war, da ich nun meine kranke Frau mit den Kindern allein lassen mußte. Vorher hieß die Krankenkasse noch Dräger BKK, dann wurde sie aber von der BKK vor Ort übernommen. Von der Dräger BKK hörte man immer sehr viel Positives, rasches Handeln und versichertenfreundliches Entgegenkommen. Das muß sich aber mit der Übernahme geändert haben.

Zunächst wurde ich enttäuscht, daß es keine praktische Hilfe, sondern nur finanzielle Hilfe geben sollte. Ich hatte damit gerechnet, daß die Krankenkasse mir Namen von möglichen Haushaltshilfen gibt, die uns innerhalb der nächsten Tage auch schon helfen können. So funktioniert daß aber nicht. Man muß sich selbst um eine entsprechende Kraft kümmern; was natürlich auch wieder zusätzlich Zeit und Aufwand bedeutet. Die Kosten für diese Kraft würde die Kasse bei einem positiven Bescheid übernehmen.

Also rumgefragt, wer denn so etwas machen könnte. Wir fanden eine Person, die uns unter die Arme greifen wollte und so stellten wir den entsprechenden Antrag bei der Krankenkasse. Ein paar turbulente und für uns alle sehr anstrengende Wochen vergingen ohne etwas von der BKK zu hören, telefonisch bekam man nur die Auskunft: “Noch nicht entschieden.”. Dann trudelte ein Bescheid ein,. ein negativer, also ablehnender Bescheid. Begründung: ICH könnte doch NACH der Arbeit Frau und Kinder versorgen. Frechheit! Was sollte in der restlichen Zeit sein? Sollte ich unbezahlten Urlaub nehmen und meinen Job riskieren?

Bei einem Anruf bei der BKK vor Ort wurde mir dann mitgeteilt, wir könnten doch Einspruch einlegen. Das haben wir allerdings nicht gemacht. Im Nachhinein bereue ich das. Und wenn es nur darum gegangen wäre, der Krankenkasse zu zeigen, daß man im Recht ist. Das war uns allerdings zu anstrengend und ein positiven Bescheid hätte es dann wohl erst gegeben, wenn sich die Lage zu hause sowieso entspannt hätte und wir keine Hilfe mehr bräuchten. Eine Nachfrage in einem Online-Forum ergab, daß es wohl fast normal ist, daß ein Antrag auf Haushaltshilfe zunächst einmal abgelehnt wird. Die Intention dahinter ist klar: Die Kassen wollen sich die Kosten sparen. Ausgaben zu denen sie aber gesetzlich verpflichtet sind. Wobei es fraglich ist, ob die Kassen so günstiger fahren oder mehr Kosten durch Folgeschäden (z.B. Kuren) haben.

Wirklich Hilfe haben wir später durch die Initiative “Wellcome” erhalten. Die stellen wirklich nette Kräfte zur Verfügung, die einem helfen, in dem sie sich zum Beispiel stundenweise um die Kinder kümmern. Das Ganze kostete zwar auch ein paar Euro, die waren es aber wert.

Nachtrag: Die Kosten für Wellcome kann man auch in der Steuererklärung unter “haushaltsnahe Dienstleistungen” eintragen.

“Experten”

Heutzutage werden in den Medien ja immer gerne “Experten” zitiert. Dabei handelt es sich allerdings nur selten um richtige Experten, sondern entweder solche, die sich selbst dafür halten oder von der Redaktion als solche angesehen werden.

Über die tatsächliche Qualifikation sagt das nicht aus. Früher wurde ja noch erwähnt, daß der (tatsächliche) Experte ein Professor sei und gerade eine Arbeit zu diesem Thema veröffentlicht hat. Heute wird man z.B. “Experte”, weil man eine Meinung zu dem Thema hat und diese kundtun will. Oder weil sich in der Redaktion niemand mit der Materie auskennt. So sucht sie sich jemanden, der auch nur annähernd was damit zu tun hat. Und so wird dann der Fischverkäufer “Experte” für Meeresbiologie, der Mensch, der die Drucker repariert wird “Experte” für alles aus dem Bereich IT, usw.

Gestern bin ich durch einen Link aus Versehen auf Focus-Online gekommen. Und dort gab es die Rubrik “Forum für unsere Experten”. Und wer war dort zu sehen? Bernd Lucke! Ja genau DER Bernd Lucke. Der AfD ALFA-Lucke! Dieser Rechtspopulist ist also ein “Experte” bei Focus-Online. – Ich weiß schon warum ich diesen Medium ansonsten meide und warum ich es jetzt erst recht meide.

P.S. Lustig finde ich die Formulierung “Wissensexperte”, die jeden Morgen in der Rubrik “Stimmts” bei NDR2 verwendet wird. Das erinnert mich an die Auszeichnung, die Homer Simpson bekam. es war die “Montgomery Burns-Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Tüchtigkeit”.

Ein Blick in die Zukunft

Ich frage mich oft, wie meine Kinder in 30 Jahren leben werden. Gibt es dann noch ein Privatleben oder ist alles öffentlich und überwacht?

Ich bin leider ziemlich pessimistisch, was diese Aspekte betrifft. Die Entwicklung, insbesondere in den letzten 14 Jahren ist doch, daß die freiheitlichen Grundrechte immer mehr, Stückchen für Stückchen, eingeschränkt werden.

Die Überwachung Einzelner wird immer stärker. Zum einen durch staatliche (eigener Staat und fremde Staaten) Einrichtungen. Aber auch große Unternehmen sammeln immer mehr Daten über die Bürger. Und die Bürger überwachen sich gegenseitig auch immer mehr. Da sind nicht nur die Rentner, die den ganzen Tag am Fenster hocken, und jeden, den sie nicht kennen, misstrauisch beäugen. Es sind auch immer mehr private Webcams, Überwachungskameras, Drohnen und “Wildkameras”. Rechtlich ist das zwar vieles nicht legal, aber schwierig dagegen vorzugehen. Schon jetzt muß man befürchten selbst bei einem Waldspaziergang von versteckten Kameras erfaßt werden. Wird es also in der Zukunft für ein Liebespaar unmöglich sein, sich in ungestört freier Natur zu vergnügen?

Selbst jetzt gibt es schon viele Eltern, die ihre Kinder mittels technischer Mittel auf Schritt und Tritt überwachen. Und das wird in Zukunft sicherlich noch viel mehr werden. Die technischen Möglichkeiten werden einfacher und günstiger. Ältere Eltern sind generell ängstlicher. Und die Medien schüren Ängste, indem sie den Anschein erzeugen, die Kriminalität gegenüber Kindern würde zunehmen. – Laßt doch einfach mal die Kinder Kinder sein und laßt Ihnen räumliche und zeitliche Freiräume! – Ich schweife ab…

Wird es in Zukunft Standard sein, daß Krankenversicherungen, laufend über unsere körperliche Aktivität und Ernährung automatisch informiert werden, und danach die Beiträge berechnen?

Wird die Black Box im Auto Standard, die nicht nur das Fahrverhalten an die Kfz-Versicherung übermittelt, sondern Geschwindigkeitsübertretungen gleich der Polizei meldet?

Ist das alles undenkbar? Nein, ich halte, es leider auch für sehr wahrscheinlich. Werden unsere Kinder das als Einschränkung sehen oder ist für sie dann normal? Ist es wie mit dem Frosch, der nicht mitbekommt, daß er gekocht wird, wenn man die Wassertemperatur nur langsam erhöht?

Oder wird es irgendwann einen großen Knall geben, wie 1989?

Ich denke und hoffe aber, daß die internetbasierten sozialen Netzwerke, schon bald keine große Rolle mehr spielen werden, da die Leute eingesehen haben, daß das alles blöder Quatsch ist und die Anbieter nur eine Plattform für ihre Werbung brauchen. Ich denke, die Leute werden selbst bald sehen, wie blöd es ist, daß im Netz Fotos von ihnen und ihren Ex-Partnern kursieren und sie darüber keine Kontrolle haben. Sie werden sehen, welche Nachteile sich im realen Leben ergeben. Das ist wie mit dem Filesharing; das hat früher auch fast jeder gemacht; hat sich über Napster ganze Diskografien unbekannter Künstler geladen. Nachdem aber Massenabmahnungen verschickt werden und praktisch jeder einen kennt, der so eine bekommen hat, traut sich kaum noch einer illegal Musik, Filme und Games zu laden. – Wenn die Wahrheit im realen Leben ankommt, denken viele um.

Daher habe ich zumindest die Hoffnung, daß ein wenig mehr Bewußtsein für Datenschutz in der Bevölkerung ankommt. Ich hoffe, daß die Menschen dann versuchen, von sich aus weniger Informationen aktiv preiszugeben.

 

Android bändigen

Ich bin zwar technikbegeistert, muß aber nicht immer alles sofort haben. Zeit und vor allem finanzielle Mittel begrenzen das sehr oft.

Ich hatte erst recht spät ein Mobiltelefon, weil ich nicht unbedingt die Notwendigkeit sah. Ich will nicht immer erreichbar sein. Ich will auch nicht ständig kommunizieren. Ich hatte aber dafür recht früh einen kleinen Video-/Audioplayer mit Festplatte von Archos, zu einer Zeit, als Apple iPods noch reine Musikabspieler waren. Ich dachte mir, wenn ich mir mal ein Handy kaufe, dann sollte es eine Mischung aus dem Archos-Player, einer mobilen Spielkonsole und ebend einem Handy sein. Das sollte aber noch dauern. Mein erstes (und auch zweites, weil das erste verschwunden war) Mobiltelefon, war ein ganz einfaches Telefon mit Prepaid-Vertrag. Es war auch nicht ständig eingeschaltet und auch nicht immer dabei. Genutzt wurde es nur selten.

Deshalb war die Verlockung auch nicht so groß, später auf ein Smartphone umzusteigen. Erst als ich nach einem Nachfolger für mein verlorenes Garmin-Outdoor-GPS suchte, wurde mir ein Smartphone empfohlen. Ich beschäftigte mich mich der Sache und begann zu recherchieren. Ganz klar war, daß ich mich nicht an einen Google- (oder Microsoft- Apple- oder wasweißich-) Account binden wollte. Daher hielt auch gleich Ausschau nach einem Gerät, daß ich gleich mit Cyanogen-Mod (CM) versorgen konnte. Da das ganze auch etwas robuster sein und nicht so viel kosten sollte, entschied ich also für das, damals schon betagte, Defy+ von Motorola. Dank einer guten Anleitung im Web war CM schnell installiert. Interessanterweise findet man bei den Anleitungen, dann den Hinweis die Google-Appes (GApps) zu installieren. Nein, warum sollte ich? Das ist doch genau der Grund warum ich CM und kein Stock-ROM installiert habe.

Ich beziehe die Apps hauptsächlich über FDroid, welches nur freie Software anbietet. Leider muß man dann auf die 20.000 Furz-Apps und 300.000 Freemium-Spiele verzichten, bei denen man nur die ersten Level kostenfrei spielen kann und dann aber (regelmäßig) zahlen muß. Aber irgendeine Kröte muß man halt schlucken, wenn man sich nicht ganz von einer Datenkrake abhängig machen will. 😉

Als meine Frau auch ein Smartphone wollte, mußte ich mich beschäftigen, wie ich die Daten auf meinem Geräte mit ihrem synchronisieren kann. Die Wahl fiel auf Owncloud und als Client auf dem Handy DAVDroid für die Termine und Adressen. Beides OpenSource.

Ich habe Owncloud auf dem Minirechner Cubietruck installiert, der permanent über einen bestimmten Port vom Internet aus erreichbar ist. Dabei ist natürlich darauf zu achten, daß stets alle Sicherheitsupdates eingespielt werden. Die größte Hürde war die Einrichtung eines eigenen SSL-Zertifikates. Das war sowohl auf der Server- wie auch auf der Clientseite etwas kniffelig.

Nun läuft das Ganze schon seit 1 ½ Jahren problemlos. Man muß sich mit der Technik und deren Risiken beschäfitgen und man verzichtet dann vielleicht auf die eine oder andere “Komfortfunktion” der Smartphones, ist aber Herr seiner Daten.

P.S. Ein Tag nachdem ich das neue Smartphone hatte, rief das Fundbüro der Deutschen Bahn an und man teilte mir mit, daß mein Garmin gefunden wurde.