Nach 1 ¾ Jahren mit meinem E-Up ist es nun endlich mal an der Zeit, einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Als Erstes vorweg ich bin noch liegen geblieben und mein Auto ist auch noch nie abgebrannt.
Ende April 2021 konnte ich den Kleinen endlich abholen. Seit dem habe ich mit ihm über 28.000 km rein elektrisch zurück gelegt. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Kauf zufrieden. Für meine Einsatzzwecke reicht der Wagen vollkommen aus. Das Raumangebot ist nicht riesig, aber ich fahre ja eigentlich schon immer Kleinwagen, daher weiß ich damit umzugehen. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass wir in der Familie noch ein zweites, größeres Auto mit Verbrennungsmotor haben.
Für mich ist es ja erst der zweite Neuwagen, den ich mir gekauft habe und obwohl ich nicht viele Extras bestellt habe, finde ich den Wagen sehr gut ausgestattet . Die Bluetooth-Integration ins Entertainment-System ist heute sicherlich Standard; für mich war es neu. Gerade, weil ich viele Podcasts und Musik über das Handy laufen lasse, ist das sehr praktisch. Auch die feste Halterung ist gut, allerdings blockiert ein dort installiertes Smartphone den Luftstrom aus den Lüftungsschlitzen. In einem Forum habe ich mal ein schwenkbaren Aufsatz gesehen, vielleicht werde ich den mal ausprobieren, um noch bessere Sicht auf das Display zu haben.
Was mich erst während der Nutzung richtig begeistert hat, war die Einparkhilfe in Form von hinteren Abstandssensoren und Rückfahrkamera. Da habe ich es in so manche Parklücke geschafft, in die ich mich ohne Einweisen nicht rein getraut hätte.
Die Fahreigenschaften sind super. Der Wagen liegt, auch dank der schweren Akkus im Unterboden sehr gut auf der Straße und hat trotz des Gewichtes eine gute Beschleunigung. Wie bei Elektromotoren üblich steht dass volle Drehmoment, anders al bei Verbrennern, schon im niedrigen Drehzahlbereich zur Verfügung. Der Motor ist fast geräuschlos. Bei offenem Fenster kann man ein leise Sirren hören. Ansonsten nur die Wind- und Reifengeräusche. Außerdem gibt es keinerlei Vibrationen vom Motor. Man hat das Gefühl, man gleitet. Der Wagen wird bei 130 km/h elektronisch abgeregelt. Mehr will man eigentlich auch nicht fahren, weil dann der Verbrauch ziemlich in die Höhe geht. Das ist bei Verbrennern zwar auch so, aber zum einen haben die einen gewissen “Grundverbrauch” und selten sind Anzeigen über den momentanen Verbrauch so präsent wie bei E-Autos. Außerdem ist die Reichweite ja noch deutlich geringer als bei Diesel- oder Benzin-Fahrzeugen. Daher will man ja gerne besonders sparsam fahren.
Mein Verbrauch schwankt enorm. Im Sommer kann ich auf einigen Strecken 10 kWh/100 km erreichen, an sehr kalten Wintertagen aber auch 20 kWh/100 km benötigen. Im Jahresschnitt sind 14 kWh/100 km realistisch. Aber man muss sich mal verdeutlichen wie effizient so ein Elektroantrieb ist. Bei Benzin oder Diesel kann man davon ausgehen, dass diese eine Kapazität von rund 10 kWh pro Liter haben. Ein Verbrauch von 6 l/100 km entspricht also 60 kWh/100 km, oder umgekehrt bei meinem E-Up 1,4 l/100 km
Einen Großteil des Mehrverbrauchs kommt von der Heizung des Fahrzeuginnenraumes. Verbrenner erzeugen die Leistung, wie der Name schon sagt, durch Verbrennung von Treibstoffen. Dabei wird Wärme frei, die zum Heizen genutzt werden kann. Bei Elektroautos entsteht so gut wie keine Abwärme. Daher muss elektrisch geheizt werden. Bessere Autos haben dafür eine Wärmepumpe, beim E-Up ist es im Prinzip ein Heizlüfter und der kann schon ordentlich Strom ziehen. Gerade wenn der Wagen noch kalt ist, geht der Verbrauch dann ordentlich durch die Decke. Moderne E-Autos temperieren allerdings auch die Batterie, wodurch der Verbrauch auf den ersten Kilometern auch verhältnismäßig hoch ist. Mit einer kalten Batterie steht nicht so viel Leistung zur Verfügung, wie mit einer warmen. Ähnlich ist es beim Laden: ein warmer, aber nicht zu heißer Akku lässt sich schneller laden, als ein tiefgefrorener.
Ich habe die Möglichkeit zu Hause zu laden. Anfangs hatte über die normale Schukosteckdose im Carport geladen. Das hätte grundsätzlich ausgereicht, wenn man den Wagen nachts lädt. Leider war die Stromleitung vom Carport zum Haus nicht so gut, dass der Ladevorgang von dem Ladegerät immer wieder unterbrochen wurde bzw. gar nicht erst startete. Deswegen haben wir ein neues Kabel gelegt und eine Wallbox installiert.
Der E-Up ist wahrlich kein Schnelllader, auch wenn man die Schnellladefunktion extra bestellt hat. Beim Laden über Schuko, kommt man auf maximal 3,6 kW-Ladeleistung. Die Wallbox hat zwar die Kapazität von 11 kW, allerdings kann der VW nur über zwei Phasen, also mit höchstens 7 kW laden. Auch an öffentlichen Ladesäulen ist das so.
Ich habe allerdings die Schnellladefunktion als Extra gekauft. Damit lädt man dann mit Gleichstrom bis zu 40 kW über einen CCS-Stecker. Das ist im Vergleich zu anderen Fahrzeugen die mit 150 kW oder mehr laden können natürlich wenig. Allerdings ist beim E-Up der Akku kleiner und der Verbrauch geringer. Irgendwo las ich mal einen Vergleichstest mehrerer Stromer und fand dort für die Ladegeschwindigkeit die Einheit km/h.
Die Ladedauer beim VW kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein. Wie schon geschrieben hängt diese unter Anderem von der Temperatur ab, aber auch von dem Ladestand. Um den Akku zu schonen wird bei fast voller Batterie der Ladestrom reduziert. Das kennt man ja auch vom Smartphone, bei dem die letzten 10% viel langsamer geladen werden.
Es gibt ja viele Mythen um Akkus und den behutsamen Umgang damit. Ein Teil wird wie gerade schon beschrieben von der Ladeelektronik bewältigt. Aber nach meinem Stand, schont es den Akku, und somit dessen Lebensdauer, wenn man ihn nicht ständig auf 100% volllädt. 90% oder besser 80% sollten es nur sein. Wobei es wohl nicht direkt um das Laden selbst geht, sondern wie lange der Akku die volle Kapazität halten muss. Wenn man also unmittelbar nach dem Ladevorgang losfährt, sollte es OK sein.
Generell gibt es zwei Lademodi: Sofortladen und geplantes Laden. Bei ersterem startet der Ladevorgang sofort und läuft bis die maximale Ladegrenze erreicht ist. Beim zweiten wird zunächst nur geladen, sofern die untere Ladegrenze erreicht ist, dann pausiert das Laden und wird zeitgesteuert so fortgesetzt, dass der Ladevorgang zu einer vorher festgelegten Abfahrtszeit beendet ist.
Diese Ladegrenzen und Abfahrtszeiten kann man aber nicht direkt im Auto einstellen; dazu ist die VW-App “Maps & More” nötig. Das finde ich nicht gut. Hier werden unnötig zusätzliche Abhängigkeiten geschaffen. Und ob in 10 Jahren, die App noch so verfügbar ist, darf bezweifelt werden. Für ein Auto sind 10 Jahre kein Problem, für eine Mobiltelefon-App ist das eine Ewigkeit. Ohne die App kann man aber nicht mehr alle Einstellungen vornehmen und somit auch nicht den kompletten Umfang des Autos nutzen.
Zusätzlich zu den Abfahrtszeiten kann man in der App auch einstellen, ob das Auto dann klimatisiert werden soll. Also im Winter vorgeheizt und im Sommer gekühlt. Eigentlich eine tolle Sache, aber mir funktioniert das nicht immer. Und gerade in den letzten Tagen mit deutlichen Minusgraden, erwartete mich dann ein vereistes Auto.
Das Vorheizen kann man theoretisch auch über eine weitere App auslösen, die sich “We Connect” nennt. Leider funktionierte die App sehr oft nicht und wurde nach einem Testzeitraum auch kostenpflichtig.
Mit dem Verbrauch schwankt entsprechend auch die Reichweite. Im Sommer konnte ich gut 250 km erreichen, jetzt im Winter nicht mal 150 km. Im Alltagsgebrauch ist das aber nicht so relevant, da man eher häufiger lädt, als den Wagen leer zu fahren. Tatsächlich lade ich sogar noch häufiger. Da ich den Akku nicht zu 100% lade und auch nicht auf 0% runterfahre, ist das Batterienutzungsfenster entsprechend geringer.
Die Anzeige über die Restreichweite darf man nicht überbewerten. Sie passt sich, wie bei Verbrennern, nach dem aktuellen Verbrauch an, allerdings sind die Werte stets zu optimistisch. Bei meinen Fahrten habe ich immer deutlich mehr Restreichweite “verbraucht”, als ich gefahren bin. Hier könnte VW noch Einiges nachbessern. Aber mit der Zeit bekommt man ein Gefühl, wie lange der Akku wohl noch reicht.
Wenn man den Akku leer fährt, kommen verschiedene Warnungen und Stromsparmodi. Bei 50 km Restreichweite kommt eine Warnung im Display. Erreicht man einen bestimmten Prozentwert Restkapazität wird der Eco-Modus aktiviert, den man anfangs noch wieder deaktivieren kann. Ab einem bestimmten Wert lässt sich dieser nicht mehr abschalten. Später wird dann in den Eco+-Modus gewechselt und wenn die Batterie fast leer ist kann man im “Kriechmodus” nur noch max. 70 km/h fahren.
Den Eco- und Eco+-Modus kann auch manuell aktiviert werden. Dadurch kann man Strom sparen. Erreicht wird es vor allem dadurch, dass die Heizung und Klimaanlage begrenzt oder ganz abgestellt werden und dass die Motorleistung abgeregelt wird. So kann man, besonders im Winter, tatsächlich Energie sparen, allerdings zu dem Preis eines kalten Fahrzeuges.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit den Auto. Es ist allerdings eine gewisse Umgewöhnung notwendig. Ich muss zwar nicht mehr an die Tankstelle fahren, aber so alle 2-3 Tage das Auto laden. Wenn man dann losfahren will, braucht man noch 1-2 Minuten, um das Kabel abzuziehen und zu verstauen, bevor man dann starten kann. Vor “längeren” Strecken sollte man sich überlegen, ob man vorher noch mal nachladen sollte. Überhaupt macht man sich viel Gedanken über die jeweiligen Fahrten. Aber ich denke, dass ist generell nicht verkehrt, dass man sich bewusster überlegt, wo man hin will, ob das auch anders geht oder ob man das mit etwas Anderem verbinden kann.