Schindluder mit Kundendaten

Früher war ich gelegentlicher Kunde beim Elektronikversand Conrad. Irgendwann nervten mich die regelmäßigen Newsletter, die immer häufiger zu kommen schienen. Ich wollte den Newsletter dann abbestellen. Es schien über die Weboberfläche geklappt zu haben und es kam der Hinweis, die Verarbeitung der Änderung können aber noch ein paar Tage dauern. Doch auch später kamen immer wieder unerwünschte Werbenachrichten. Wieder ein Versuch im Webinterface den Kram loszuwerden, mit gleichem Resultat.

Eine Beschwerdemail an den Kundenservice brachte dann, nach einiger Zeit das gewünschte Ergebnis.

Den Vogel hat Conrad aber mit einer anderen Aktion abgeschossen. Irgendwie wollten sie wohl ihre Kundendaten zu Geld machen. Aber nur wie? Die Daten einfach Dritten zu verkaufen, war denen wohl doch ein wenig zu illegal. Also verschickte man selbst einen Brief in denen man auf ein tolles Angebot eines Versicherungsunternehmens hinwies. Zumindest sah es so aus, als käme der Brief tatsächlich direkt von Conrad. Wie es tatsächlich ablief, ließ sich nicht feststellen.

Seitdem bin ich kein Kunde mehr bei Conrad.

Crypto-Wars ja/nein

Das Thema Verschlüsselung wird ja oft diskutiert. Meistens kommt dann aber heraus: Verschlüsselung schön und gut, aber am Ende sollten die Behörden doch irgendwie Zugang zu den unverschlüsselten Daten bekommen. Immerhin geht es ja um Terrorismus, Kinderpornografie oder andere schlimme Dinge, die sich ja wohl nur bekämpfen lassen, wenn die Bevölkerung lückenlos überwacht werden kann.

Allerdings gibt es auch von Politikern Bedenken starke Verschlüsselung zu verbieten oder Hintertüren einzubauen. Meistens beziehen sich die Bedenken aber auf die Wirtschaft, die ihre Geschäftsgehemnisse schützen können sollen. Die Privatsphäre der Bürger ist eher nachrangig, obwohl das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, daß es einen Kernbereich der Privatsphäre gibt, den nicht mal die üblichen Überwachungsmethoden erfassen dürfen.

Starke Verschlüsselung muß frei zugänglich bleiben, ohne Hintertüren. Die Bürger hat ein Recht auf Privatsphäre und dürfen diese mit geeigneten Mitteln schützen.

Kinopreise

Da geht man nach langer Zeit mal wieder ins “Großstadtkino” und muß feststellen, daß ihre Preisangaben immer noch ziemlich zweifelhaft sind. Zum Grundpreis kommt nicht nur je nach Film noch ein Zuschlag für Überlänge oder 3D, sondern auch noch ein Zuschlag für “Logenplätze”. Als die “Logenplätze” vor vielen Jahren eingeführt wurden, fragte ich mich, was die jetzt umgebaut haben oder für einen besonderen Service anbieten. Es wurde nichts gemacht, es waren weiterhin die normalen Plätze. Die einzige Neuerung war, daß diese Plätze einfach mehr Geld kosten. Es gibt auch Plätze wo man keinen Logenzuschlag zahlen muß, aber die sind aber ganz vorne. Beispielsweise sind bei einem Saal mit 12 Sitzreihen nur die vordersten drei in der Kategorie Parkett, für die kein Zuschlag fällig wird. Die hintersten drei Reihen kosten als Premium-Plätze noch mehr, haben dann aber auch tatsächlich größere Sitze. Aber wenn nur Rund ein Viertel aller Plätze den günstigeren Preis kosten, darf man diesen Preis doch nicht als Standardpreis ausweisen.

Dann gab es für die Kinder noch Popcorn. Im Gastrobereich ist die Gigantomanie der Fast-Food-Ketten mit XL, XXL und XXL auch angekommen. Große Portionen werden zum Standard erklärt, wenn man etwas anderes haben möchte (kleiner), muß man es extra sagen. Es gibt beim Popcorn neben der kleinen Portion auch noch eine Kinderportion, die ist noch kleiner. Die ist zwar nirgendwo ausgeschildert, aber es gibt sie und man kann sie bestellen und ist eigentlich auch ausreichend. Aber selbst dafür muß man 4,49 € bezahlen.

Und dann muß man noch mindestens 30 Minuten auf den Hauptfilm warten.

So macht Kino keinen Spaß!

Es gibt auch andere Kino, wo die Plätze alle gleich viel kosten und wo der Film 10 Minuten nach Vorstellungsbeginn anfängt.

VW: Alle Räder stehen still…

Früher hieß: Alle Räder stehen still. Wenn dein starker Arm es will. Das war ein Kampflied der Arbeiterbewegung. Nun stehen bei VW alle Bänder still, aber nicht wegen eines Streikes, sondern weil es Streit mit einem Zulieferer gibt.

Eigentlich ist das wieder ein Fall für “Selbst schuld!” Seit ein paar Jahrzehnten wird die Produktion in der Industrie, und vor allem in der Automobilindustrie, immer mehr optimiert. Lagerbestände sollen vermieden werden, weil sie Kapital binden. Produktionsbereiche werden ausgelagert, weil man sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren will 1. Die Just-In-Time-Lieferung ist ja schon allgemein bekannt. Waren werden zeitlich so knapp angeliefert, daß sie gleich weiterverarbeitet werden können. Die Autobahnen wurden so zum rollenden Lager. Daß es dabei leicht Probleme geben kann, wenn es zum Beispiel durch einen Stau Verzögerungen kommt, ist schnell zu erkennen. Deswegen wurden Produktionsanlagen zu Zulieferern direkt neben das Hauptwerk gebaut. Oft sind diese sogar mit Förderbändern verbunden. Ein Außenstehender würde nicht ohne Weiteres erkennen, daß hier verschiedene selbstständige Unternehmen angesiedelt sind.

Solche Zusammenarbeit erhöht die Abhängigkeit auf beiden Seiten ungemein. Natürlich haben die Unternehmen langfristige Verträge miteinander, aber wenn es zu einem Streit kommt, steht erst einmal die Produktion. Es ist ja nicht so daß es bei einem Streit immer nur einen Schuldigen gibt, oft fühlen sich beide Parteien im Recht. Doch welche Seite tatsächlich Recht hat, kann meist erst Jahre später durch Gerichte entschieden werden.

Vielleicht sollte Produktionsabläufe wieder überdenken. Lagerbestände sind nicht totes Kapital, sie bilden eine Reserve. Abhängigkeiten von Dritten sind zu vermeiden. Bauteile die ganz speziell sind, sollte man selbst fertigen. Standardteile, die von mehreren Herstellern beziehbar sind, kann man ruhig zukaufen.


Fußnoten:

1 Wobei es ja die Hauptbeschäftigung von Vorstandsvorsitzenden, neben Einführung von neuen Logos und Markennamen, ist, eine neue Strategie zu durchzusetzen. Mal will man sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, ein anderes Mal will man sich wieder breiter aufstellen. Was wäre ein Konzern, ohne ständige Umstrukturierung?

Burkaverbot

Aktuell wird ja mal wieder über ein “Burkaverbot” diskutiert, wobei die Meisten wohl gar nicht wissen, was eine Burka überhaupt ist, sie meinen sicherlich nur eine Verschleierung. Wirkliche Burkas sind in Deutschland kaum zu finden, eher eine Niqab, die die Augenpartie frei läßt. Die Unterschiede sollte man kennen, wenn man etwas verbieten will.

Vordergründig argumentiert man ja, die Burka, oder was auch immer, sei ein Zeichen der Unterdrückung der Frau, aber im Grunde genommen steckt dahinter mal wieder nur blanker Fremdenhass.

Wenn Frauen unterdrückt werden, ist das nicht gut, dagegen muß man etwas tun. Aber wenn die verschleierten Frauen wirklich unterdrückt werden und sie deswegen verschleiert sind, bringt es dann etwas, ein Zeichen dieser Unterdrückung zu verbieten? Wenn sich Frauen gegen ihren sich Willen verschleiern müssen, was passiert dann, wenn dieser Schleier in der Öffentlichkeit nicht getragen werden darf? Sie dürfen nicht mehr raus auf die Straße. So kämpft man nicht für Frauenrechte. Es wäre als wenn man sagte, man wolle den Hunger bekämpfen und deswegen dürfen nur noch Dickbäuchige auf die Straße.

Und wenn argumentiert werde, Verschleierung oder Burkinis passten nicht in unsere Gesellschaft, muß man fragen, was ist das für eine Gesellschaft. Eigentlich leben wir doch in einer freien Gesellschaft, wo jeder machen kann, was er möchte, sofern er nicht in die Freiheiten anderer eingreift. Bestimmte Kleidungen zu verbieten ist deswegen absolut albern. Sie tun doch niemand weh. Klar mancher Anblick ist nicht schön. Aber jeder findet etwas anderes schön oder abstoßend. Manche aktuelle Mode von Jugendlichen finde ich nur lächerlich, dicke Männer in Sandalen und Deutschlandtrikot sind auch nicht anzusehen. Aber etwas verbieten wollen, nur weil es MIR nicht gefällt? Das geht zu weit.

Ab und zu wirft ja mal ein Populist sogar mal ein Kopftuchverbot in den Raum. Meine Oma war Bäuerin, ihre Vorfahren kamen seit Generationen aus Deutschland; natürlich trug sie Kopftuch, es war einfach und praktisch. Man schaue sich mal ein alten Hollywoodklassiker an. Die vornehmen Damen trugen dort bei widrigen Wetter stets Kopftuch. Also das Kopftuch ist nun wirklich nicht auf den Islam beschränkt.

Nachtrag 21.08.2016:

Gegen Neoprenanzüge von Wassersportlern hat sicher keiner was. Die verstecken da sicherlich keine Bomben. Obwohl, die Gasflaschen der Taucher sehen schon etwas verdächtig aus…

Was ist eigentlich mit Nonnen am Strand?

Tatortverbot

Im populistischem Verbietenwollen sind Politiker ja ganz groß. Immer wieder gerne genommen wir das Verbot von sogenannten “Killerspielen”. Damit sind wohl in erster Linie First- oder Third-Person-Shooter. Meistens werden dann auch den meist verbreiteten Spiele überhaupt wie zum Beispiel Counter-Strike oder Spiele der Grand-Theft-Auto-Serie genannt. Die Wahrscheinlichkeit so ein Spiel bei einem Amokläufer zu finden, ist bei der Verbreitung nicht verwunderlich. Vielleicht ist die Wahrscheinlich kein so ein Spiel bei einem x-beliebigen Jungen zwischen 17 und 25 ähnlich hoch.

Das irgendwelche äußeren Einflüsse von Medien, egal welcher Art, Physischkranke negativ beeinflussen kann, daß ist sicherlich so. Aber es können alle Medien sein, daß müssen nicht die “bösen Killerspiele” sein. Die Spiele werden in der Tat immer realistischer in der Darstellung. Aber die Hersteller passen schon aus eigenem Interesse darauf auf, daß es eben nicht zu realistisch und somit zu ekelig wird. Ansonsten würde sich der Titel nicht mehr so gut verkaufen. Das sooft genannte Counter Strike (CS) grafisch sehr unspektakulär, da das Spiel schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Außerdem geht es bei dem Spiel nicht um sinnloses Umherballern, sondern um taktische Züge innerhalb eines Teams. CS wäre sicherlich nicht das, was man verbieten wollte.

Ich bin der Meinung, man sollte vielleicht mal ernsthaft darüber nachdenken, ob man die “Krimikultur” nicht ein wenig einschränken sollte. Überall gibt es Krimis. Gefühlt jedes zweite Buch, das verkauft wird, ist ein Krimi, in den Fernsehprogrammen der ARD läuft jeden Tag mindestens ein Tatort, dann gibt es noch viele skandinavische Krimis und die unzähligen US-Serien.

Viele Leute meinen ja, wir leben in so unsicheren Zeiten, ständig läuft man Gefahr Opfer einer Gewalttat zu werden. Früher gab es allerdings vielmehr Gewalttaten. Nur wird heute viel mehr, heftiger, häufiger und länger drüber berichtet. Die Boulevardmedien quetschen jeden Fall bis zum letzten privatesten Detail aus der Umgebung des Opfers und des Täters aus. Rechte Parteien schüren Angst gegenüber Fremden. Soziale Medien verbreiten Informationen (richtige, aber auch falsche) in Echtzeit. Und wenn man dann noch Bücher liest oder Filme sieht, in denen ständig gemordet wird, verfestigt sich natürlich das falsche Weltbild.

Den Tatort will ich natürlich nicht verbieten lassen, aber man könnte mal darüber nachdenken, ob man nicht mal mehr auf andere Genres setzt

Staatliche Hintertüren

Immer wieder wenn es um Verschlüsselung geht, kommt die Forderung auf, daß staatliche Institutionen die Möglichkeit haben sollten, diese zu umgehen; mit in der Software eingebauten Hintertüren. Technikkenner kontern gleich damit, daß Hintertüren auch von Anderen, zum Beispiel Kriminellen, ausgenutzt werden könnten. Das wird natürlich bestritten und darauf verwiesen, daß ja schließlich nur staatliche Stellen Zugriff darauf hätten.

Nun sind aber doch Hacking-Werkzeuge der NSA in die Händen Dritter gelangt und veröffentlicht worden. Darunter war eine Sicherheitslücke von Cisco Firewalls, die bisher nicht bekannt war. Solche Sicherheitslücken, sogenannten Zero-Day-Exploits, werden vom kriminellen Hackern auf dem Schwarzmarkt gehandelt; und dort hat die NSA wohl auch eingekauft. Cisco hat die Lücke sofort gestopft, allerdings müssen als Admins die Software noch einspielen.

Allerdings zeigt dieser Fall schön anschaulich, wie sehr man Sicherheitsbehörden vertrauen kann.

De Maizière will…

“Der Innenminister will/fordert” so fangen seit Jahren Nachrichten an, in denen es darum geht, die Bürger mehr zu überwachen; oft nach geplanten, erfundenen, angeblich verhinderten oder tatsächlichen Terroranschläge irgendwo in der westlichen Welt.

Nun hat Thomas de Maizière einen ganzen Forderungskatalog veröffentlicht. Und selbst wenn man alle Maßnahmen, unter Umgehungen der bürgerlichen Grundrechte, unter Umgehung bestehender Gesetze, unter Umgehung Ignorierung höchstrichterlicher Urteile tatsächlich umsetzen würde, selbst dann, könnte es Verbrechen und Terror geben. Und dann wird der jeweilige Bundesinnenminister wieder hervorspringen und einen neuen Überwachungskatalog präsentieren.

Es ist wirklich erstaunlich, wie leicht sich die Menschen terrorisieren lassen. Terroristen wollen Angst verbreiten, die Politiker spielen den Terroristen in die Hände und verstärken Ängste. Das Ganze ist völlig irrational. Die waren Gefahren, denen wir im Alltag ausgesetzt sind, vernachlässigen wir. Es sterben im Durchschnitt jeden Tag ca. 9 Menschen im Straßenverkehr. Wo bleiben da die Maßnahmenkataloge der Politiker?

Verglichen mit den Risiken aufgrund von Rauchen, Alkoholkonsum oder ungesunder Ernährung sind diese Zahlen aber auch noch zu vernachlässigen. Aber der Deutsche Michel läßt sich viel lieber überwachen, als auf seine Zigaretten zu verzichten. Ein Tabakverbot wäre ja natürlich ein viel zu großer Eingriff in den privaten Bereich.