Als vor einigen Jahren meine beiden Kinder geboren wurde und meine Frau unter den Folgen einer beginnenden Schwangerschaftsvergiftung litt, wurde mir mehrfach empfohlen, bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe zu beantragen. Alle kannten welche, die auf schon Haushaltshilfen bekamen; dann sollte es dort erst recht bei Zwillingen und einer kranken Frau möglich sein.
Also machte ich mich auf den Weg in den Zweigstelle der “BKK vor Ort”, was auch schon ein Akt war, da ich nun meine kranke Frau mit den Kindern allein lassen mußte. Vorher hieß die Krankenkasse noch Dräger BKK, dann wurde sie aber von der BKK vor Ort übernommen. Von der Dräger BKK hörte man immer sehr viel Positives, rasches Handeln und versichertenfreundliches Entgegenkommen. Das muß sich aber mit der Übernahme geändert haben.
Zunächst wurde ich enttäuscht, daß es keine praktische Hilfe, sondern nur finanzielle Hilfe geben sollte. Ich hatte damit gerechnet, daß die Krankenkasse mir Namen von möglichen Haushaltshilfen gibt, die uns innerhalb der nächsten Tage auch schon helfen können. So funktioniert daß aber nicht. Man muß sich selbst um eine entsprechende Kraft kümmern; was natürlich auch wieder zusätzlich Zeit und Aufwand bedeutet. Die Kosten für diese Kraft würde die Kasse bei einem positiven Bescheid übernehmen.
Also rumgefragt, wer denn so etwas machen könnte. Wir fanden eine Person, die uns unter die Arme greifen wollte und so stellten wir den entsprechenden Antrag bei der Krankenkasse. Ein paar turbulente und für uns alle sehr anstrengende Wochen vergingen ohne etwas von der BKK zu hören, telefonisch bekam man nur die Auskunft: “Noch nicht entschieden.”. Dann trudelte ein Bescheid ein,. ein negativer, also ablehnender Bescheid. Begründung: ICH könnte doch NACH der Arbeit Frau und Kinder versorgen. Frechheit! Was sollte in der restlichen Zeit sein? Sollte ich unbezahlten Urlaub nehmen und meinen Job riskieren?
Bei einem Anruf bei der BKK vor Ort wurde mir dann mitgeteilt, wir könnten doch Einspruch einlegen. Das haben wir allerdings nicht gemacht. Im Nachhinein bereue ich das. Und wenn es nur darum gegangen wäre, der Krankenkasse zu zeigen, daß man im Recht ist. Das war uns allerdings zu anstrengend und ein positiven Bescheid hätte es dann wohl erst gegeben, wenn sich die Lage zu hause sowieso entspannt hätte und wir keine Hilfe mehr bräuchten. Eine Nachfrage in einem Online-Forum ergab, daß es wohl fast normal ist, daß ein Antrag auf Haushaltshilfe zunächst einmal abgelehnt wird. Die Intention dahinter ist klar: Die Kassen wollen sich die Kosten sparen. Ausgaben zu denen sie aber gesetzlich verpflichtet sind. Wobei es fraglich ist, ob die Kassen so günstiger fahren oder mehr Kosten durch Folgeschäden (z.B. Kuren) haben.
Wirklich Hilfe haben wir später durch die Initiative “Wellcome” erhalten. Die stellen wirklich nette Kräfte zur Verfügung, die einem helfen, in dem sie sich zum Beispiel stundenweise um die Kinder kümmern. Das Ganze kostete zwar auch ein paar Euro, die waren es aber wert.
Nachtrag: Die Kosten für Wellcome kann man auch in der Steuererklärung unter “haushaltsnahe Dienstleistungen” eintragen.