Chilling Effect im Straßenverkehr

Das Bewußtsein überwacht zu werden verändert das eigene Verhalten. Befürworter von Überwachung sehen das als positiven Effekt, schließlich will man potentielle Straftäter von bösen Verhalten abbringen. Allerdings führt das Bewußtsein der Überwachung auch bei normalen Menschen zu einer Selbstzensur. Man überlegt sich, was man äußert oder wie man handelt und unterläßt Sachen, die nicht strafrechtlich relevant sind, aber vielleicht an der Grenze des gesellschaftlich akzeptieren liegt. Das ist der Chilling Effect.

Ein schönes, anschauliches Beispiel findet sich im Straßenverkehr. Viele Autofahrer fahren bei einer Blitzanlage, die sie kennen deutlich langsamer, als sie dürften. Wenn 50 km/h erlaubt sind, kann man diese auch problemlos fahren, ohne geblitzt zu werden, vor allem wenn man bedenkt, daß der Tacho immer ein wenig mehr anzeigt und die Blitzgeräte zusätzlich eine Toleranz eingestellt haben. Trotzdem tuckern einige Autofahrer dann mit 40 km/h durch die Meßstrecke und behindern so den Verkehr. Das Wissen um Kontrolle verändert unser Verhalten eben.

Nukleare Katastrophe in Deutschland?

Vorgestern schrieb ich zur 3Sat-Reihe „Blackout“. Was vielen Menschen gar nicht bewußt ist, ist die Tatsache, daß auch Kraftwerke Strom benötigen. Wenn bei einem Stromausfall die Netze abgeschaltet werden, werden die Kraftwerke die Energie nicht mehr loswerden und müssen abgeschaltet werden. Das Wiederanfahren funktioniert aber nur, wenn das Kraftwerk selbst Strom zur Verfügung hat, etwa zur Steuerung. Einige Krafttwerkstypen wie etwa Wasserkraftwerke bilden hier eine Ausnahme; hier muß nur das Ventil geöffnet werden und schon treibt das Wasser die Turbinen und die Generatoren an.

Bei einem Kernkraftwerk (KKW) ist die Situation noch wenig kritischer. KKWs besitzen eine Reaktorschnellabschaltung (RESA), die in Notfällen den Reaktor schnell herunterfährt und die Kettenreaktion unterbindet. Diese RESA ist mehrfach ausgelegt, sogar oft auch rein mechanisch, daß die Steuerstäbe einfach zwischen die Brennstäbe fallen. Trotz unterbrochener Kettenreaktion finden aber noch radioaktive Zerfallsprozesse statt und erzeugen Wärme, die einen aktiven Kühlprozeß erfordert. Ohne Strom kann diese Kühlung nicht mehr gewährleistet werden und es kann somit zu einem unkontrollierten Zustand kommen.

Aber auch andere Ursache können zu einer Katastrophe in einem KKW führen. Die Liste der Störfälle ist lang und bei einigen hätte nicht viel gefehlt um eine Katastrophe auszulösen. Ich erinnere mich noch genau an die ersten Aussagen nach dem Erdbeben in Japan 2011. Kaum gab es Meldungen über ein schweres Erdbeben, wurde reflexartig behauptet, die KKWs seien aber sicher. Wie sicher hat dann die Katastrophe von Fukushima gezeigt.

Und bei allen Nuklearkatastrophen wurde die Gefahr zunächst herunter gespielt und kleingeredet. Und ich befürchte, es wird auch so sein, falls es in Deutschland mal zu einer nuklearen Katastrophe kommen wird. Die Verantwortlichen werden zuerst einen Störfall verneinen, dann werden sie behaupten, es gebe Probleme, aber man hätte die Lage in Griff. Erst nach und nach wird das Ausmaß ans Tageslicht kommen. NIEMAND wird von Anfang an sagen, welche Ausmaße die Katastrophe hat und NIEMAND wird den Mut haben, eine schnelle Evakuierung angrenzender Gebiete zu veranlassen.

Überhaupt ist bei Nuklearkatastrophen immer schwierig, die Wahrheit zu erfahren. Betreiber und Politik werden die Gefahren runterspielen und radikale Kernkraftgegner werden die tatsächliche Gefahr übertrieben darstellen. Dabei werden beide Seiten ihre Aussagen durchaus mit Meßwerten belegen. Nur ist es nicht so einfach Radioaktivität zu messen. Hält man den Geigerzähler in eine falsche Richtung oder an einem bestimmten Gegenstand kann man total verschiedene Ergebnisse bekommen. Auf jeden Fall wäre es besser, erst einmal auf „Nummer sicher“ zu gehen und sich lieber in Sicherheit zu bringen.

Fake-Demo gegen Katar

Aus vielen Bereichen des arabischen Raums kommen Anschuldigungen gegen Katar. Besonders das große Saudi-Arabien spielt da ganz vorne mit. Für mich ist das eher eine Schmutzkampagne auf staatlichem Niveau. Da tanzt ein kleines Land nicht nach der Nase der Großen und schon wird als Terrorunterstützer diskreditiert. Das klappt ja sonst auch immer gut mit Personen, die die Regierung kritisieren, die werden entweder selbst zu Terroristen ernannt oder zumindest als Unterstützer von Terroristen.

Am Rande des G20-Gipfels gab es eine kleine Anti-Katar-Demo. Bei näherem Hinsehen, waren das gekaufte Demonstranten. Das sind echt schmutzige Methoden, die da angewandt werden.

Stomausfall – und dann?

Zur Zeit läuft auf 3sat die achtteilige Reihe „Blackout“; eine fiktive Dokumentation über einen tagelangen Stromausfall in Europa.

Ich habe schon vor einiger Zeit das Buch „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg gelesen und war erschüttert, welche Auswirkungen ein längerer großflächiger Stromausfall haben kann. In wenigen Tagen versinkt die Zivilisation im Chaos. Man muß ja nicht gleich zum Prepper werden, aber man sollte sich doch mal Gedanken machen, wie man eine solche Situation angehen kann. Natürlich macht es einen großen Unterschied, wie lange der Strom ausfällt, je länger der Ausfall andauert umso bedeutend schwieriger wird es, mit der Situation klar zu kommen. Nach dem Schneechaos 2005 im Münsterland und dem damit einhergehenden Stromausfall haben sich meine damaligen Vermieter ein Notstromaggregat gekauft, damit sie zumindest die Heizung betreiben können.

Ohne Strom funktionieren nicht nur unsere heimischen Geräte nicht, sondern etwa auch die der Energie- und Wasserversorger, so wird dann auch irgendwann die Wasserversorgung zusammenbrechen. Auch die Benzin- und Dieselversorgung wird nicht mehr funktionieren. Wichtige Bereiche werden zwar mit Notstromgeneratoren abgesichert, aber auch die haben nur einen Treibstoffvorrat für eine bestimmte Zeit und wenn dann dann kein Nachschub geliefert werden kann, da die Pumpen an den Tankstellen nicht funktionieren, wird auch damit irgendwann Schluß sein.

Auch nahezu unsere gesamte Kommunikation wird wegfallen. Vielleicht wird es noch eingeschränkt Rundfunk gehen, aber wer hat, außer im Auto noch ein UKW-Radio, welches er mit Batterien betreiben kann? An dieser Stelle möchte ich auf eine Ungereimtheit in den ersten beiden Folge der 3sat-Reihe hinweisen. Ein Rolle spielt auch das Fernsehen bzw. der Rundfunk. Dort gab es auch Notstrom um den Sendebetrieb aufrecht zu erhalten. Allerdings gab es eine Szene, in der an einem Radio der Sender gewechselt wurde und auf dem einen Sender lief Musik. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man in so einer Situation den knappen Strom nutzen wird, um ein Unterhaltungsprogramm auszustrahlen. Die Information der Bevölkerung ist doch das Wichtigste.

Im ersten Teil der 3sat-Reihe sieht man wie eine Familie viele Kerzen anzündet, um es im Haus ein wenig heller zu machen. Wenn man wüsste, daß der Stromausfall deutlich länger dauern wird, würde man mit diesen Ressourcen sicherlich besser haushalten. Aber bei einem Stromausfall. Ich bin mal gespannt, wie lange der Akku in dem iPad aushält, mit dem die Tochter die Situation dokumentiert.

Die Serie zeigt aber nicht nur die ganz großen naheliegenden Auswirkungen des Ausfalls, sondern auch andere, die für die Betroffenen durchaus deutliche Auswirkungen haben. So funktioniert in einem Altersheim etwa die Rufanlage nicht mehr, so daß man eigentlich nachts mehr Personal bräuchte um Wache zu halten.

Ich sehe die Gefahr eines langen Stromausfalls durchaus als realistisches Szenario. Die Steuerung des Netzes wird durch die Dezentralisierung sicher nicht einfacher, aber ich sehe hier auch Chancen, daß bei einem Komplettausfall mehr Stominseln geben wird, die sich autark versorgen können.

Datenschutz ist zu abstrakt

Immer wieder behaupten die Leute, sie hätten nichts zu verbergen, deshalb wäre es ja auch egal was mit ihren Daten passiert. In der Tat sehen die Gefahren, die Datenschützer immer wieder hervorheben recht abstrakt aus. Das sind doch alles internationale Konzerne, die die Daten sammeln, warum sollten sie sich ausgerechnet für meine Daten interessieren? Fragt man aber Jemanden persönlich nach Daten, die er online stellt, wird es sie sicherlich verweigern, ebenso nach noch privateren Daten, wie etwa Einkommen oder Krankheiten. Aber zu verbergen hat man ja angeblich nichts.

Ich denke, daß ist ähnlich wie in der Sauna; sich vor Fremden, einer unbekannten Masse, nackt zu zeigen ist nicht so problematisch, aber wenn dann Arbeitskollegen oder Verwandte auftauchen wird einem das dann doch unangenehm.

Man ist also Fremden gegenüber offener, weil man denkt, sie können mit Daten oder Wissen über einen selbst nicht so viel anfangen. Die negativen Auswirkungen der Datensammelei werden wird aber immer stärker zu spüren bekommen.

Daß „smarte“ Haushaltsgeräte schon vor Gericht gegen uns „aussagen“ ist ja schon Realität. Ich denke der große Aufschrei wird erst kommen, wenn unsere Autos alle so schön richtig „smart“ sind und Hersteller, Versicherer und Bußgeldbehörden die Daten gut zu nutzen wissen. Denn beim Auto hört für den Deutschen der Spaß auf.

Responsives Webdesign

Webdesigner setzten ja heutzutage auf „responsives Design“, das bedeutet, daß Websiten auf unterschiedlichen Geräten mit verschiedenen Bildschirmgrößen immer optimal dargestellt werden. Dahinter steckt nicht nur SEO-Schwachsinn, sondern einfach die technische Möglichkeit, den Nutzer eine les- und nutzbare Webseite zu präsentieren.

Flash ist im Web ja glücklicherweise mittlerweile so gut wie tot. Allerdings benutzen viele Webdesigner andere Techniken, die sicherheits- und datenschutzmäßig sehr bedenklich sind. Da werden Javascript-Bibliotheken von verschiedenen Servern geladen, APIs von externen Dienstleistern eingebunden und aktive Elemente noch und nöcher eingesetzt. Klar das heutige Web ist nicht mehr das von 1995. Aber für mich ist eine gute Website, eine, die mir auch Informationen anzeigt, wenn ich ohne aktives Javascript unterwegs bin und nicht zu Zugriff von x weiteren Webservern zulasse. DAS ist für mich respsonsives Design. Und damit meine ich gar nicht mal die Seiten, die externe Werbung einblenden, die sind noch viel schlimmer.

Wer sich mal im Browser mit diversen Tools ansieht, von welchen Servern überall Seitenelemente geladen werden, wird staunen. Google ist Standard, oft auch Facebook oder Twitter. Mit jeder Anfrage erhalten auch diese Serverbetreiber auch Informationen darüber das man sich gerade eine bestimmte Webseite ansieht. Oft versuchen diese Dritt-Server ebenfalls Cookies abzulegen. Mein Browser ist relativ restriktiv eingestellt. Ich lehne Cookies ab und lasse sie nur in Ausnahmefällen zu. Des weiteren nutze ich NoScript, das die Freigabe von Javascript steuert, und uMatrix. Letzteres läßt zunächst nur Anfragen vom eigentlichen Server durch. Für Drittserver kann man explizit freischalten, welche Elemente nachgeladen werden dürfen. Es ist erschreckend, wie viel man oft freigeben muß, damit die Seite überhaupt irgendwas anzeigt; manchmal erhält man aber auch falsche Fehlermeldung wie etwa „Ihr Browser ist nicht aktuell“. Für mich ist das immer ein Zeichen, daß die Webdesigner ihren Job nicht verstehen. Es gibt aber auch immer wieder positive Ausnahmen, der Seiten auch ohne weiteren Freigaben funktionieren.

Warum müssen etwa Javascriptbibliotheken immer extern geladen werden? Wenn man sie selbst hostet, steht sie immer zur Verfügung, auch wenn der externe Server gerade nicht erreichbar ist. Außerdem kann man sich sicher sein, daß nicht plötzlich eine neue Version der Bibliothek online ist, die plötzlich inkompatibel ist.

Vielleicht kommt ja mal Google darauf, Seiten danach zu bewerten, wie datensparsam sie sind und wie viele externe Server sie kontaktieren. Dann hätten die ganzen SEO-Leute wieder eine Menge zu tun und würden dabei gleich etwas Gutes machen.

Versagen der Polizei beim G20-Gipfel

Die G20-Proteste in Hamburg machen in zweierlei Hinsicht auf sich aufmerksam. Zum einen sind da die Chaoten, die in der ganzen Stadt zig Autos anzünden und auch ansonsten ein Bild der Verwüstung hinterlassen und zum anderen ist da die Polizei die recht provokant und aggressiv vorgeht.

Das folgende Bild wird wohl in den Köpfen bleiben:

Eine friedliche Frau, die auf einem Polizeiwagen steht, wird von zwei Seiten mit Pfefferspray angesprüht. Und das zur gleichen Zeit, in der der Mob durch die Hamburger Straßen zieht. Weit und breit ist nicht ein einziger Polizist zu sehen.

(direkter Link zu Youtube)
Hinweis: beim Anklicken des Videos oder des Links wird eine Verbindung zu Youtube aufgebaut

Man muß sich mal vorstellen, wenn diese Bilder nicht aus Hamburg, sondern aus Istanbul, Moskau oder aus den USA kämen?

Ich denke, nach dem Gipfel wird es sicherlich noch viele Diskussionen geben und der eine oder andere Kopf wird rollen. Die, die dieses Chaos und die Gewalt zugelassen haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden.

Global Citizen Festival

Parallel zum G20-Gipfel und den Gegendemonstrationen, gab es auch ein „Protest-Festival“ in Hamburg. Es war kein Open-Air-Festival wie ansonsten bei politischen Musikveranstaltungen üblich, sondern es fand in einer großen Mehrzweckhalle statt. Karten konnte man nicht kaufen, sondern gab es kostenlos für „politisch engagierte Menschen“. Im Fernsehen erzählte eine Besucherin, wie sie an die Karten gekommen ist. Sie mußte drei (!) Tweets (!) an Politiker schicken und wurde dann ausgelost. Das ist für mich eher eine Gewinnspielaktion, als politisches Engagement.

Das Line-Up klingt zwar mit Herbert Grönemeyer, Coldplay, Shakira, Ellie Goulding, Pharrell Williams, Andreas Bourani und Lena sehr interessant. Allerdings erwarte ich da keine großen Protestsongs oder Aussagen, die die Welt nachhaltig verändern werden. Ich habe nur kurze Ausschnitte gesehen und das alles sah zwar nach einem schönen Popkonzert mit vielen Stars aus, aber für eine Protestveranstaltung war das alles viel zu glatt gebügelt.

Ich bin in Zeiten von Live Aid oder Konzerten vor der Berliner Mauer aufgewachsen. DAS waren für mich politische Konzerte.