Datenschutz: mehr Auskünfte an Betroffene

In der c’t 01/17 gab eine Artikelstrecke zu dem Thema, wie Verbraucher digital gebrandmarkt werden. Es ist schon erschreckend zu lesen, welche Firmen dort mit privaten Daten von Verbrauchern handeln und wie diese genutzt werden. Nach §34 BDSG hat man als Betroffener zwar ein Auskunftsrecht, allerdings muß man diese Auskunft explizit einfordern. Man kann zwar einmal jährlich auf Verdacht an alle bekannten Auskunfteien Anfragen schicken, sinnvoll ist dieses aber nicht, da man nicht sicher sein kann, wer alles Daten von einem hat.

Das brachte mich auf die Idee eine Petition beim Deutschen Bundestag einzureichen, in der gefordert wird, daß das Gesetz entsprechend geändert wird, daß die datenspeichernden Unternehmen die Betroffenen aktiv regelmäßig über die gespeicherten Daten informieren sollen. Das hat mehrere positive Auswirkungen: zum einen erhält man erstmals lückenlos Information wer über einen was speichert. Dadurch, daß auch Personen, die sich ansonsten noch nicht so für Datenschutz interessieren, diese Informationen bekommt, wird das Thema Datenschutz präsenter und öffnet dem Einen oder Anderen vielleicht die Augen. Daß den Datenunternehmen dadurch Kosten entstehen, ist ein gewollter Nebeneffekt. So wird klar, daß persönliche Daten nicht zum Nulltarif zu haben sind.

Leider ist die Petition noch nicht in der Mitzeichnung. Es sind angeblich zu diesem Thema viele ähnliche Petitionen eingegangen, so daß der Petitionsausschuß sich erst einen Überblick verschaffen muß

Die weiteren Entwicklungen veröffentliche ich natürlich hier im Blog.

„Entschlackungskur“

Bei uns gibt es ein Wochenblättchen, daß zweimal in der Woche verteilt wird. Die journalistischen Beiträge sind eher rar. Dagegen gibt es häufiger Beiträge aus der Geschäftswelt, also etwa über Geschäftseröffnungen und Anzeigenkunden oder sogenannte Service-Seiten. Manchmal stellt es sich heraus, daß es einfach nur PR-Texte von Unternehmen sind.

Neulich gab es einen ganzseitigen Artikel mit Tipps zu einer „Entschlackungskur“. Diese Fastenmethode kommt aus dem alternativ-medizinischen Bereich. Der Sinn und Erfolg ist mehr als umstritten. Es wird unterstellt, daß sich irgendwelche schädlichen Stoffe (sogenannte „Schlacke) im Körper ansammeln. Sind alle Organe gesund, baut der Körper diese Stoffe ab oder scheidet diese aus.

Es stehen in dem Artikel auch manche guten Ratschläge drin, die man sich allerdings tagtäglich zu Herzen nehmen sollte (kein Fertigprodukte essen, Sport treiben, ausreichende schlafen), aber auch viel Unfug. Ins Auge gestochen ist mir folgendes: „Während dem Entschlacken nein sagen zu Gluten, Milchprodukten, […]“ Da ist es wieder, dieses „böse“ Gluten. Im weiteren Text wird auf das Gluten nicht weiter eingegangen. Die Milchprodukte sollte man wegen des Fettgehaltes meiden, aber vielleicht kann man dem unbekannten Autor mal mitteilen, daß es auch fettreduzierte Milchprodukte gibt. Das Gluten ist wohl deswegen rein genommen, weil es ja gerade hipp ist, ohne medizinische Notwendigkeit auf Gluten zu verzichten.

Noch ein kurzes Zitat aus der Wikipedia zum Thema Entschlackung:

Die übelriechenden Stoffe, die Fastende nach einiger Zeit absondern, sind keine lange gespeicherten Gifte, sondern Produkte des Hungerstoffwechsels.

Zitat aus dem Artikel Entschlackung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

GMX-Werbegeschenke

Ich nutze den E-Mail-Dienst von GMX schon seit Ewigkeiten. Da sie gerade 20 Jahre feiern, wundert es mich, daß es erst 20 Jahre sind. Ich dachte ich hätte mein kostenloses GMX-Postfach schon länger. An sich läuft es ziemlich problemlos. Die regelmäßigen Werbenachrichten kann man lokal problemlos wegfiltern. Was mich aber wirklich stört, und meiner Meinung am Rande der Legalität ist, sind die aufdringlichen Angebote kostenpflichtige Dienste abzuschliessen. Das Ganze sieht dann so aus, daß nach dem Login auf der Website eine ganzseitige Werbeanzeige aufgeht. Meistens wird das Ganze als Geschenk angepriesen, da man den kostenpflichtigen Dienst für einen Monat gratis testen kann. Die Anlässe für diese „Geschenke“ sind vielfältig: Geburtstag, Weihnachten, Ostern, Sommer Geburtstag von GMX; die Grenzen setzt nur die Kreativität der Marketingleute.

Es gibt dann zwei Buttons, um die Anzeige zu schliessen: ein hellgrauer auf dem dann steht „Weiter zum Postfach“ und einen auffällig knallig grünen, auf dem „Kaufen“ steht. Immerhin muß GMX jetzt die Buttons mit „Kaufen“ oder „kostenpflichtig bestellen“ beschreiben, früher waren da weniger klare Aussagen zu lesen. Das ist ja schon mal ein Erfolg der Verbraucherschützer. Aber trotzdem bin ich nur Klick von einer kostenpflichtigen Leistung entfernt, die ich gar nicht haben will. Ich finde das nicht OK. Mich würde ja mal interessieren, wie viel Prozent der Leute, die diesen Button klicken, gar nichts kaufen wollten.

„Ich bin schließlich nicht irgendwer“

Ich habe bei meiner Arbeit zum Glück nicht direkt mit Kunden zu tun. Ab und zu bekomme ich aber einzelne Gesprächsfetzen aus dem Kundenbereich mit; meistens wenn die Kunden etwas lauter werden. Dabei ist doch längst bewiesen, daß nicht derjenige Recht hat, der am lautesten schreit, oft ist es sogar genau anders herum.

Neulich wurde es mal wieder etwas lauter bis schließlich die Kunden rief: „Ich bin schließlich nicht irgendwer“. Ich hoffe mein lautes Lachen ist nicht im Kundenbereich angekommen. Natürlich ist sie nicht irgendwer; wie jeder Mensch. Jeder Mensch ist etwas Eigenes,  etwas Besonderes, etwas im besten Wortsinne Eigenartiges. Aber jeder Mensch hat (oder sollte zumindest) die gleich Rechte. Niemand steht über anderen, nur aufgrund der Herkunft, Aussehens, Einkommens oder Vermögens. Zum Glück wissen das hier auch unsere Kundenbetreuerinnen.

Aber irgendwie tun mir solche Leute immer leid, die tatsächlich denken, daß sie etwas besser/wichtiger oder was auch immer sind, als andere Leute; und das dann auch noch lauthals verkünden.

Webhoster und SSL-Zertifikate

SSL-verschlüsselte Verbindungen sollten im Web eigentlich Standard sein. Nicht verschlüsselte Seiten werden deswegen auch bei Suchmaschinen schlechter bewertet. Wer ein Webhostingpaket bei einem der großen Hoster hat, der mußte in der Vergangenheit tief in die Tasche greifen, wenn er ein SSL-Paket kaufen wollte. Da kamen die Hoster auf die grandiose Idee SSL als Feature anzurpeisen, natürlich nur in den höherpreisigen Paketen. Nun kann man also einfach seinen Webauftritt auch SSl-verschlüsselt anbieten.

Allerdings gibt es natürlich einen (oder auch mehr) Haken. Es gibt nämlich meistens nur EIN Zertifikat für genau EINE Domain. Zusätzliche Domains können mit diesem Zertifikat also nicht benutzt werden, auch Subdomains sind außen vor.

Ich vestehe das nicht ganz „Let’s encrypt“ existiert. Hoster könnten so ihren Kunden beliebig viele kostenlose SSL-Zertifikate anbieten. Die „Marketingstrategen“ haben wohl noch nicht erkannt, daß Kunden das wollen. Wahrscheinlich sind den Providern die Vermittlungsprovsionen von Thawte und Co. aber lieber, als zufriedene Kunden.

Türkischer Wahlkampf in EU

Aktuell wollen ja diverse türkische Politiker in der EU auftreten, um dort Wahlkampf zu machen. Sie wollen damit die im Ausland lebenden Türken. In der EU ist man natürlich nicht begeistert, schließlich ist die Türkei mit Erdogan auf direktem Wege in eine Diktatur. Deshalb werden viele Wahlkampfveranstaltungen unter teilweise fadenscheinigen Begründungen von den örtlichen Regierungen oder Behörden abgesagt.

Cem Özdemir forderte, daß dann auch deutsche Politiker in der Türkei öffentlich auftreten sollten:

Ich wäre ja dafür, daß einfach auch die türkische Opposition zu Wort kommen lässt; vielleicht in einem Rede-Duell. Aber ne, alle die nicht Erdogans Meinung sind, sind ja sowieso Terroristen. Dann wären die Deutschen nicht nur Nazis, sondern auch noch Terroristenunterstützer.

Forscher tüftelt an Alkoholersatz

Alkohol ist eine in unser Gesellschaft weitgehend akzeptierte Droge. Das kommt vor allem daher, weil Alkohol nun mal beim Herstellungsprozess von bestimmten Getränken entsteht. Alkohol macht nicht nur betrunken, sondern auch krank und süchtig. Deshalb kam einen britischen Forscher die Idee, einen künstlichen Alkoholersatz zu schaffen, der aber weder krank noch süchtig machen soll.

Bin ich der Einzige, der diese Idee absolut absurd findet? Ich selbst trinke keinen Alkohol, weil ich mich nicht künstlich berauschen möchte und gerne Herr meine Sinne bleibe. Den Rausch sah ich meistens als schlechte Nebenwirkung von Alkohol. Ich kenne eine Menge Leute die nicht gemerkt haben, wann mit dem Alkohol Schluß sein sollte. Der Rausch hat sie in erster Linie aggressiv gemacht und die schlechtesten Eigenschaften der Personen nach außen gekehrt.

Was wäre, wenn der Forscher eine Alternative zu anderen Drogen gesucht hätte, mit den gleichen Intentionen (nur Rausch, keine Sucht, keine Schädigung des Körpers)? Hätte er dafür auch öffentliche Gelder bekommen?

Die gute Nachricht: Bei Getränkeherstellern ist er mit seiner Idee abgeblitzt. Aber warum sollte seine Droge überhaupt in Getränke? Er könnte sie doch auch als Tabletten, zu schnupfendes Pulver oder zum Rauchen anbieten.

Streusalzverbot

Bei uns in der Gegend ist privater Gebrauch von Streusalz verboten. In jedem Zeitungsartikel zum Thema Räum- und Streupflicht, in jeder Gemeindesatzung wird darauf hingewiesen, daß man kein Salz streuen darf. Man darf nur Sand, Granulat oder andere abstumpfende Mittel streuen.

Geht man dann aber zum örtlichen Supermarkt oder Baumarkt, findet man dort palettenweise Säcke mit Streusalz. Fragt man dann das Personal nach Granulat, bekommt man den Hinweis, daß man das nicht führe. Immer wenn ich doch irgendwo was finde, decke ich mich gleich mit einem größeren Vorrat ein.

Irgendwie passt das nicht zusammen. Warum verkauft der Einzelhandel so viel Streusalz, wenn es niemand benutzen darf? Und warum bietet der Einzelhandel keine legalen und ökologischeren Alternativen an?

Scareware-Anzeige von 1&1 und Anderen

Es gibt ja im Internet diese Anzeigen, die einem vorgaukeln, es drohe irgend eine Gefahr auf dem Rechner und man müsse auf einen Link klicken, um die Gefahr zu beseitigen. Meistens holt man sich erst man Ungeziefer auf den Rechner. Programme die angeblich den Rechner reinigen/schützen/beschleunigen infizieren aber tatsächlich den Rechner. Solche Programme/Anzeigen werden auch „Scareware“ genannt, da sie dem potentiellen Opfer erst einmal Angst einflößen und der verängstigte User oft genug das Gehirn ausschaltet und alles blind befolgt.

Nun ist mein Provider 1&1 wohl auch auf diesen Zug aufgesprungen. Neulich begrüßte mich folgendes Bild beim Einloggen in den Kundenbereich:

„80 versuchte Angriffe“. Klingt ja erst einmal bedrohlich. Ich habe tatsächlich den Link angeklickt, um mehr zu erfahren, was das denn nun für „versuchte Angriffe“ waren. Hinter dem Link verbarg sich aber eine Werbeseite von 1&1. Man könnte irgend so ein 1&1-Sicherheitspaket kostenpflichtig buchen. Darauf habe ich dankend verzichtet. Vielleicht waren diese „versuchten Angriffe“ ja böse Portscans oder misslungene Loginversuche. Man weiß es nicht und 1&1 hat auch kein Interesse Details herauszurücken, ob die „Hacker“ nicht noch versuchen nichtexistierende Seiten aufzurufen.1&1 möchte nur den verängstigen Kunden ein „Sicherheitspaket“ verkaufen.

Mit Angst zu werben finde es sowieso immer doof. Das erzeugt bei mir eher ein Gefühl der Ablehnung. Meister der Angst-Werbung sind ja Versicherungen. Wenn man so ein normales Werbeprospekt einer Versicherung durchblättert, fühlt man sich ja gleich schlecht.

Gerne wirbt ja auch die GEZ der Beitragsservice mit Angst. „Du hast nicht gezahlt!“ war doch früher ihr Spruch. Die Urheberindustrie hat aber den Vogel abgeschossen mit ihrer Kampagne „Hart aber gerecht – Raubkopierer sind Verbrecher“. Es gab da unter anderem einen Spot in dem Kinder vor einem Gefängnis ein Geburtstagslied singen und dann die Mutter fragen, wann Papa wieder da sei. „Noch viermal singen“ lautet die Antwort der Mutter.

Adressiert war diese ganze Kampagne an den gemeinen Filesharer („Raubkopierer“), der sich ein paar Lieder aus dem Internet herunterlädt. Man kann hier aber auch sehen, wie nicht nur Angst geschürt wird, sondern gezielt desinformiert wurde. Das Herunterladen von Musik war immer eine Grauzone, auf jeden Fall rechtlich unzulässig ist aber das Hochladen. Viele Filesharingprogramme stellen die runtergeladenen Teile gleich zum Upload bereit. Das sind auch die Fälle, die bis heute massenhaft abgemahnt werden und vor allem für die Anwälte eine Goldgrube sind.Die Abgemahnten sind nicht dadurch nicht verurteilt und somit auch keine Verbrecher.

Tatsächlich strafrechtlich verurteilt wurden nur vereinzelt Einige. Und waren eher Leute, die ganze Websites mit illegalen Downloads anboten. Und auch da wurde oft nicht das volle Strafmaß „fünf Jahre“ ausgenutzt.

Für mich neu im Bereich der Angstwerbung ist die Business Software Alliance (BSA), die so gut die alle großen Softwarefirmen vertritt. Im Büro trudelte letztens ein Schreiben rein, daß man uns ja angeblich schon vor einigen Monaten geschrieben habe, wie wichtig die richtige Lizenzierung der Software sei und als Hilfe böte die BSA ein Softwaretool an. Nun haben die festgestellt, daß wir das Tool noch nicht heruntergeladen haben. Das mögen wir doch schnellstens nachholen, schließlich drohen hohe Strafen, wenn man unlizenzierte Software einsetzt.

Warum immer so negativ, warum so drohend? Bei den Rundfunkgebühren gab es mal eine Kampagne vom WDR(?) mit dem Motto „Danke, daß sie gezahlt haben – und das bieten wir Ihnen dafür“. Das ist in meinen Augen der bessere Weg, als die Mehrheit der Unschuldigen unter Generalverdacht zu stellen.

Wie viel Überwachung noch?

Nach jedem Terroranschlag, ob in Deutschland oder sonst wo in der „westlichen Welt“, nach jeder schlimmen Gewalttat, kommen sie aus den Löchern und rufen „Mehr, mehr, mehr…“. Mehr Überwachung, mehr Einschränkungen der Freiheit, mehr Kontrolle, mehr Geheimdienste, mehr Speicherung von Daten, mehr Polizei mehr Macht…

Ich habe mich gefragt, ob eigentlich irgendwann mal Schluß ist. Wann wären die Innenminister, Rechtspopulisten, Hinterbänkler, Präsidenten von Geheimdienst- und Polizeibehörden und Vorsitzende von Polizeigewerkschaften eigentlich zufrieden? Wie sähe ein Staat aus, in dem sie zufrieden wären? So zufrieden, daß sie nicht nach jeder (vermeintlichen) Bedrohung wieder „Mehr, mehr, mehr“ rufen müssen. Bitte liebe Überwachungsbefürworter: Karten auf den Tisch! „Wünsch Dir was!“

Vielleicht sollten mal ein paar Journalisten den entsprechenden Personen nachfragen, wie ihr Konzept für einen wirklich „sicheren“ Staat aussähe.

Ich fürchte das wäre für die Bürger, die Demokratie und die Freiheit ein Schreckensszenario. Aber wie weit wollen wir denn noch gehen? Es gibt ja dieses Bild von dem Frosch der sofort wieder aus dem Wasser springt, wenn er merkt, daß es zu heiß ist. Erhöht man jedoch die Wassertemperatur nur langsam merkt er das nicht und wird am Ende bei lebendigen Leibe gekocht. Wir dürfen uns nicht kochen lassen!