Warum wird Wohnen immer teurer? Warum wird in den letzten Jahren völlig falsch gebaut?
Da ich bei OpenStreetMap recht aktiv bin, verfolge ich auch wo und was in meiner Umgebung gebaut wird und ich finde das erschreckend, was ich ansehen muss. Es werden vor allem teurere Immobilien gebaut. Eigentumswohnungen in einigernaßen guter Lage zu bauen scheint ja mittlerweile Standard zu sein. In Strandnähe entstehen dazu viele Ferienwohnungen. Wird ein Baugebiet für Einfamilienhäuser ausgeschrieben, dann sind es dort meist Besserverdiener, die sich dort ansiedeln oder als Zweitwohnsitz nutzen. Die Einwohner der Gemeinde können sich das selbst kaum leisten. Es wird zwar immer davon gesprochen, Angebote für Familien zu machen, aber irgendwie scheint davon wenig umgesetzt zu werden, ansonsten hätten wir in den Schulen und Kindergärten davon schon etwas mitbekommen.
Ganz selten werden Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen gebaut, die sich auch Menschen mit weniger Einkommen leisten können. Der Markt scheint das herzugeben, darunter leiden müssen aber mal wieder die Schwächeren der Gesellschaft. Früher wurden viele Sozialwohnungen gebaut. Die Sozialbindung entfällt nun bei vielen Wohnungen und es werden nicht genügend neue gebaut. Die Stadt Lübeck hat zwar eine Quote für Sozialwohnungen bei Neubauten und meint auch, daß sie diese einhält, nur sind leider die wenigsten Neubauten städtisch und Sanierung des Haushaltes verkauft man lieber gute Grundstücke an Investoren, die dort hochwertige Eigentumswohnungen errichten.
In den Innenstädten scheint es ja mittlerweile lukrativ zu sein, seine eigene Wohnung als Ferienwohnung anzubieten. Plattformen wie AirBnB machen es möglich. Das treibt die Preise zusätzlich.
Bei uns war es so, daß der Strandbereich im Hauptort modernisiert wurde, dadurch wurde er “schick” und war schnell sehr beliebt bei Leuten mit Geld oder welche die gerne zu tun als hätten sie welches. Diese Popularität wirkte sich auch auf das Binnenland aus. Schließlich ist die ganze Gemeinde postalisch unter dem Namen des Hauptortes zu erreichen. Seit dem finde ich mindestens einmal im Monat ein Werbezettels eines Maklers im Briefkasten, ob ich nicht mein Haus verkaufen möchte oder jedenfalls mal schätzen lassen möchte. Nein, möchte ich nicht! Ich möchte gerne weiter wohnen.
Zurück zum Thema: die Kommunen sollten viel mehr tun, auch die Investoren einzuwirken, um bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Da werden die Vermarkter aber sicherlich trotzdem noch einen guten Schnitt machen.
Neulich gab es übrigens ein Gutachten von Wirtschafts(!)-Wissenschaftlern, das zum Ergebnis kommt, Mietpreisbremsen seien kein Mittel, um die Wohnungsknappheit zu verringern, stattdessen sollte man lieber mehr Wohngeld zahlen. Ja, ne, schon klar, Mietpreisbremsen wirken sich ja auch negativ auf das Einkommen der Investoren aus, während Wohngeld ja im Endeffekt Subventionen für die, ach so armen, Immobilienspekulanten sind. Da sieht man mal, dass die unsichtbare Hand des Marktes eben nicht alles regelt. Ist ein Wirtschaftsgut knapp und notwendig, können die Anbieter nahezu beliebige Preise verlangen. Der Markt hat nicht das Ziel, alle mit Wohnraum zu versorgen, sondern die Gewinne zu maximieren.