Ich finde es immer wieder erstaunlich, daß es ständig Ranglisten über alles mögliche veröffentlicht werden. Städte werden verglichen, Staaten treten gegeneinander an, Ärzte und Krankenhäuser werden bewertet usw..
Noch erstaunlicher finde ich es aber, daß es tatsächlich Leute gibt, die sich danach richten. Nur weil der Focus gerade Hochschule XY zur Nummer eins im naturwissenschaftlichen Bereich ernannt hat, werde ich doch nicht extra meine Kinder dort hinschicken. Aber es leider tatsächlich Eltern, die so denken. Schließlich wollen sie ja nur das Beste für das Kind. Deswegen nur die beste Schule und die beste Uni. Ansonsten hätte das Kind ja später keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Muß man Kindern diese Karrieregeilheit so aufzwingen? Ist das das höchste Erziehungsziel? Wer etwas kann, hat immer die Chance “etwas zu werden”, wer nichts kann, dem hilft auch keine angebliche Eliteuni. Außerdem müssen ja nicht alle Vorstände bei Großbanken werden. Es muß ja auch noch ehrliche Leute geben, deren Leben nicht daran besteht von Termin zu Termin zu hetzen und möglichst früh den ersten Herzinfarkt zu bekommen.
Zurück zu den Bewertungen: Alle Listen und Bewertungen sind immer irgendwie falsch. Entweder es wird nur ein kurzer Zeitraum oder ein zu langer betrachtet, oder es waren zu wenige Befragungen. Wer sagt überhaupt, was nun gut ist? Wenn ich bei einem Arzt länger warten muß, weil der sich aber mehr Zeit für die Patienten nimmst, ist das nun gut oder schlecht? Außerdem kann sich das Bild ja ändern. Wenn nun alle Leute zum angeblichen Toparzt stürmen, sind vielleicht dort die Wartezeiten länger, er hat weniger Zeit pro Patient und arbeitet vielleicht mehr so genau. Oder das Niveau eine Tophochschule wird gemindert, weil nun zu viele Dumpfbacken sich dort einschreiben.
Auch finde ich die reißerische Bezeichnung “Testsieger” für absolut nutzlos. Die Zeitschrift c’t kürt übrigens nie Sieger in ihren Tests. Dort wird immer gesagt, für welchen Einsatzzweck welches Gerät eher zu empfehlen ist. Das ist viel besser, da man unterschiedliche Ansprüche haben kann.
Die ganzen Online-Bewertungen halte ich auch für wenig aussagekräftig. Viele Leute schreiben nur etwas, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Dann gibt es Leute, die Produkte zum Testen geschenkt bekommen, die bewerten eher positiv. Dann gibt es noch die ganzen gefakten Postitv-Bewertungen und gefakten Negativ-Bewertungen der Konkurrenz.
Daher gebe ich auf diese ganzen Bewertungsportale nichts.
Überhaupt mag ich diesen ganzen Bewertungskram nicht. Umfragen und Fragebögen nerven nur. Ein Anruf bei der Telekom, 15 Minuten Warteschleife, 1 Minute Gespräch ohne Ergebnis. Zweiter Anruf nötig. Und danach bekomme ich dann noch einen Anruf oder eine E-Mail, daß ich das Ganze doch bitte bewerten soll, für welchen der Anrufe überhaupt? Mache ich nicht, keine Zeit, keine Lust.
In der Autowerkstatt bekomme ich nach dem Bezahlen der Rechnung noch den Hinweis, daß ich doch bei einer telefonischen Nachfrage über die Kundenzufriedenheit doch bitte stets die Note 1 angeben soll. Nein, werde ich bestimmt nicht machen. Wenn ich tatsächlich mal selbst eine Bewertung abgebe, dann eine ehrliche. Es ist wie in der Schule. Wenn man alles gewußt hat, gibt es eine 2. Wenn man darüber hinaus noch was neues leisten konnte, gibt es eine 1. Wenn ich zufrieden bin, gebe ich also eine 2, wenn ich irgendwie positiv überrascht wurde, mit einer Leistung, die ich nicht erwartet habe, erst dann gebe ich eine 1.
Letztens bekam ich von einem Hotel, in dem ich Urlaub gemacht habe, auch einen Link zu einem Online-Fragebogen. Nicht daß im Hotel auch schon ein Fragebogen lag. Ich habe mich dann nicht damit beschäftigt. Meistens sind die Fragen entweder zu allgemein oder sie sind einfach nicht zutreffend, weil man zum Beispiel einen bestimmten Service gar nicht genutzt hat. Ist zwar einfach auszuwerten, wenn man dann sagen kann 80% aller Kunden haben uns mit 1 oder 2 bewertet. Bringen tut einem das dann leider gar nichts. Manchmal gibt es dann noch Felder für Anmerkungen, wo man vielleicht noch Details erläutern kann. Ich habe einfach eine E-Mail mit drei Verbesserungsvorschlägen geschickt. Das macht denen vielleicht etwas mehr Arbeit, aber ich denke es ist eine bessere Variante.