Datenreichtum – warum?

Immer wieder wird gesagt, Daten seien das neue Öl. Damit wird unterstellt, daß die Daten Reichtum bringen und einen Fortschritt vorantreiben. Eigentlich ist das Bild bei genauerer Betrachtung gar nicht mal so schlecht. Öl hat ein paar wenige Menschen sehr reich gemacht, viele Unternehmen profitieren davon. Viele sind davon abhängig. Die Nutzung des Öls (also das Verbrennen) hat nachhaltig negative Folgen, die man erst später wahrgenommen hat. Jetzt wird weltweit versucht vom Öl los zu kommen, da die Umweltfolgen katastrophal sind und wichtige Rohstoffquellen in unsicheren oder autoritären Staaten liegen.

Natürlich hat Öl einen wirtschaftlichen Schwung gebracht, aber mit welchen Konsequenzen? Wenn jetzt jemand vor negativen Konsequenzen von der übermäßigen Erfassung, Sammlung und Auswertung von Daten warnt, wird nur stets gesagt, er stelle sich damit dem Forschritt in den Weg. Aber vielleicht wäre es mal gut, etwas zu hinterfragen, ob das alles wirklich so gut ist, oder da vielleicht etwas reguliert, gebremst oder gar verboten werden sollte?

Die Industrielle Revolution brachte ja nicht nur gute Dinge. Die Arbeitskraft der Menschen wurde nun auch industriell ausgebeutet. Erst später wurden den Arbeitnehmern mehr Rechte zugesprochen. Könnte man nicht einmal nachdenken, bevor man handelt?

Müssen den überhaupt überall Daten erfasst werden? Warum sollen Unternehmen Daten über mich, mein Verhalten und MEINE gekauften Gegenstände (Fernseher, Auto) nutzen, wenn ich das gar nicht möchte?

Ich habe neulich das Buch “Zero – Sie wissen, was du tust” von Marc Elsberg gelesen. Dort wurde die Datensammelwut von Unternehmen auf die Spitze getrieben, der Mensch war nur noch so viel wert wie seine Daten, stets in Konkurrenz zu allen anderen. Ausgedrückt durch den Manrank der laufend aus allen zur Verfügung stehenden Daten aktualisiert wurde. Es gibt in dieser Geschichte nur Verlierer, die einen verlieren ihre Privatheit und ihre Eigentümlichkeit, im positiven Sinne und die anderen die nicht mitmachen wollen oder ganz unten an der Skala sind, sind praktisch von allem ausgeschlossen.

Ich versuche möglichst datensparsam zu sein. Ich nutze ein abgespecktes Smartphone von dem ich zumindest vermute, daß es nichts oder nicht so viel von mir ausplaudert. Regelmäßig aktiviere ich den Flugmodus, um weniger Bewegungsdaten zu erzeugen. Ich habe bewusst einen dummen Fernseher gekauft, der ohne smarte Funktionen auskommt. Onlinekommunikation versuche ich größtenteils über eigene Server laufen zu lassen. Soziale Netzwerke nutze ich nicht und online, etwa in Foren, nutze ich unterschiedliche Pseudonyme mit unterschiedlichen E-Mail-Adressen. der Webbrowser ist sehr restriktiv eingestellt mit Adblocker, NoScript, uMatrix usw.

Ich möchte das auch weiterhin können, nicht weil ich Unternehmen nicht ihren Erfolg gönne, sondern ganz einfach weil es andere einen Scheißdreck angeht, was ich mache. Wenn ich möchte, das Samsung weiß, das ich letztens RTL2 gesehen habe, werde ich mich bei denen schon melden und es selbst mitteilen.

Die deutschen Unternehmen sollten den Datenschutz nicht als Hemmnis sehen, sondern als Chance.

Das Auto ist ja für viele Deutsche ja der Heilige Gral. Ich hatte gehofft, daß es hier zumindest einen Aufschrei gibt, wenn klar wird, welche Daten in welchem Umfang an welche Empfänger gehen. Aber leider kam es bisher nicht dazu, und ich befürchte, daß die Datensammelei bald so integraler Bestandteil eines PKWs sein wird, daß man sich dann gar nicht mehr dagegen wehren kann. Jedem der nicht versteht, daß diese Datensammlung schlecht ist, sage ich dann provokant, daß die Daten auch automatisch an die Bußgeldbehörden gehen, die so ganz leicht Geschwindigkeitsübertretung oder ähnliches ahnden können.

Selbst autonome Fahrzeuge müssen ihre Daten nicht an die Hersteller, Versicherungen oder andere interessierte Stellen weitergeben. Hier würde eine Kommunikation von Auto zu Auto genügen. Das muß nicht über zentrale Server laufen und Herr Oettinger muß auch nicht Netzneutralität abschaffen.