Ich habe letztens die aktuelle Ausgabe des CRE zum Thema Permakultur gehört. Ich kannte den Begriff nicht und war um so neugieriger. Im Einstiegs-Audio wurde erzählt, dass die Form der heutigen Landwirtschaft alles andere als natürlich oder nachhaltig sei. In einer unberührten Natur würden bei uns hauptsächlich Wälder vorherrschen. Die haben die Menschen auch lange Zeit ernährt, bis der Mensch angefangen hat, diese zu roden um Landwirtschaft zu betreiben. Das sei alles unnatürlich und man solle ein System doch sich selbst entwickeln lassen und dann nur soviel Nahrung entnehmen, wie das System verkraften kann.
Dem ersten Teil kann ich zustimmen, aber die Ernährung der Menschheit durch ein paar gesammelte Beeren oder Pilze aus dem Wald zu ermöglichen, scheint völlig absurd. Aber es stellte sich dann im Gespräch heraus, dass das Ganze auch nicht das Ziel ist. Das grundsätzliche Ziel, sei wohl, so wenig wie möglich zu machen und trotzdem etwas ernten zu können. Auch nicht nur in Mengen für den Eigenverbrauch, sondern durchaus auch zum Verkauf.
Es wurde auch erklärt, wie man versucht grundsätzliche Probleme (schlechte Bodenqualität, Trockenheit) zu bewältigen. Die Ansätze klingen für mich nicht so grundlegend neu. Manches wird sich auch in der normalen Bio-Landwirtschaft wiederfinden.
Was mich aber gestört hat, war wie das Ganze aufgezogen wird. Es gibt da wohl ein bis zwei “Gurus” weltweit, die diese Methode propagieren, natürlich auch mit den entsprechenden Büchern. Und dann wurde da auf einen Online-Kurs hingewiesen, der alles Notwendige in 72 Stunden erklären soll.
Danach soll man mit dem Design anfangen können. Der Begriff hat mich zunächst ein wenig irritiert, aber es geht um die Gestaltung des zur Verfügung stehenden Geländes. Das ist ein wichtiger Schritt.
Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass der Interviewgast, Falk Gärtner, sich teilweise widersprochen hatte. Mal sei es ein kaum wieder gut zu machender Schaden, wenn der Boden seine Natürlichkeit verloren hätte. Es würde Jahrhunderte dauern, bis wieder fruchtbarer Boden entstehen könne. Dann hat er erzählt wie schnell aus dem ausgelaugten Boden einen fruchtbaren Untergrund geschaffen hat.
Ich habe auch den Eindruck bekommen, dass dieses Konzept, mit den Kursen und Büchern auch oder sogar vor allem, für Leute gedacht ist, die mit Landwirtschaft oder gärtnern bisher wenig zu tun hatten. Auch der Gast war ursprünglich ein Stadtmensch. Ich finde ja Menschen, die Begeisterung zeigen in der Regel faszinierend. Auch Herr Gärtner ist sehr begeistert, von dem, was er tut.
Aber leider kam da auch ein wenig Überheblichkeit raus. Man hatte so den Eindruck, als wenn, alle anderen Landwirte, die nicht auf Permakultur setzen, als dumm angesehen werden. Da muss erst mal ein fachfremder, aber zivilisierter Großstadtmensch kommen, um denen auf dem Land mal zu zeigen wie das so alles läuft. Schließlich gibt es in Kreuzberg (oder wo er vorher gewohnt hat) mehr Bioläden, als jetzt bei ihm im ganzen Kreis. Ich vermute mal, dass der Stadtteil erstens mehr Einwohner hatte und zweitens ein anderes soziales Niveau hat. Wenn er das mit einem Berliner Problembezirk verglichen hätte, sähe es wohl auch nicht so gut aus.
Letztendlich ist das Bild, welches ich am Anfang des Beitrages im Kopf hatte, komplett weg. Übrig bleibt nur ein großer verwilderter Garten. Leider habe ich im Internet keine Bilder von dem Projekt gefunden, die meine Ansicht stärken oder widerlegen. Der verlinkte Blog ist leer.
Es zeigt sich aber, dass man vieles in der Landwirtschaft überdenken sollte. Viele von den angesprochenen Ideen sind nicht unbedingt neu. Das Gewese um die Permakultur hatte hier so ein bisschen was absolutes, fast schon religiöses. Das muss sicherlich auch nicht sein. Man kann sich sicherlich auch mit Landwirten austauschen. Denn man kann nicht nur von australischen “Gurus” etwas lernen.