Letztens gab es doch dieses geklaute Auto in Berlin, das der Dieb nicht ordnungsgemäß geparkt hat, sondern einfach so stehen gelassen hat und dabei sein selbstgebautes USB-Ladegerät vergessen hat. Was ist die Reaktion auf so eine Situation? Ganz klar, Bombenräumkommando – man weiß ja nie.
Dann vor kurzem die Unterbechung von Rock am Ring, wegen “terroristischen Gefährdungslage”. Später hat sich heraus gestellt, daß durch einen Schreibfehler des Namens eines Helfers zu den Terroralarm geführt hat.
Man könnte sicherlich noch weiter Beispiele aufführen, hinter jedem vergessen Rucksack wird ja von vielen Leuten, und den Behörden, gleich eine Bombe vermutet. Früher hätte man ihn einfach zum Fundbüro gebracht, heute kommt der Kampfmittelräumdienst.
Übt man Kritik an dieser Überreaktion, kommt dann immer das Argument: “Lieber einmal mehr …, als das wirklich was passiert”. Es ist ja nun nicht so, daß hier ständig tatsächliche Bomben entschärft werden. Meistens bestand zu keinem Zeitpunkt eine reale Gefahr. Wenn man aber das Konzertgelände eines Musikfestivals mit mehreren Zehntausend Besuchern räumt, dann ist das nicht ohne. Auch wenn gerade nach der Katastrophe von Duisburg die Sicherheitskonzepte bei solchen Veranstaltungen verbessert wurden, kann so eine Räumung doch eine Panik und unkontrollierte Reaktionen hervorrufen, die durchaus auch zu eine Katastrophe hätte führen können.
Und scheinbar ist es den Leuten egal, wenn Hauptverkehrsstraßen stundenlang gesperrt werden, weil jemand etwas Verdächtiges gesehen hat. “Lieber einmal mehr, das Bombenräumkommando rufen, als das wirklich eine Bombe explodiert. Lieber noch einmal mehr und noch einmal, wir wollen ja sicher leben. Aber wie weit soll das gehen? Unsere Gesellschaft, die Politiker und die Polizei reagieren zu stark. Dadurch wird eine Angst vor Bedrohungen geschürt, die in diesem Ausmaße nicht existieren.
Bombendrohungen gab es schon immer. Gerne mal in der Schule wenn Prüfungen anstanden. Da gab es einen Anruf im Sekretariat und dann mußten alle rausgehen. Nach spätestens einer Stunde auf dem Sportplatz durfte man wieder reingehen. Natürlich war nie etwas. Vielleicht gab es im Nachhinein noch einen Artikel in der Lokalzeitung, in dem hingewiesen wurde, das die Anrufer mit saftigen Strafen zu rechnen haben.
Wenn wir alle stets nur das Schlimmste und Schlechteste vermuten und uns vor Angst nicht mehr unserem normalen Leben nachgehen, ist das gut, weil ja niemand von einer Bombe getötet wird? Wir sitzen dann alle in Notunterkünften und freuen uns, daß uns nichts passiert. Und das obwohl ja gar nichts ist. Wollen wir das?
Vielleicht ist es nach noch nicht zu manchen Leuten vorgedrungen, aber früher oder später wird jeder von uns sterben. Ja, es gibt eine Menge Gefahren, durch die man früher sterben kann, etwa Krankheiten, Verkehrsunfälle oder auch Terrorismus. Aber man sollte die Gefahren mal richtig bewerten. Wieviel wahrscheinlicher ist es, als Radfahrer von einem LKW überfahren zu werden, als von einer Bombe getötet zu werden? Niemand würde auf die Idee kommen, den LKW-Verkehr deswegen zu stoppen. Lieber einmal mehr, als das noch ein Radfahrer über den Haufen gefahren wird. Es wird immer Gefahren geben, man die Menschheit nicht komplett vor allen Gefahren schützen. Auch Terroristen werden immer einen Weg finden, Gewalt anzuwenden und Angst und Schrecken zu verbreiten.
Terrorismus wirkt. Er wirkt durch die modernen Medien, die in Sekundenschnelle Neuigkeiten, Gerüchte, Berichte und Falschmeldungen weltweit verbreiten, noch viel mehr als je zuvor. Aber wir sollten uns davon nicht einschüchtern lassen und lieber unserer Leben leben. Eine Gesellschaft die sich verkriecht und vor Angst nicht mehr ihr gewohntes Leben führt, verliert seine Freiheit!