Ich habe doch nichts zu verbergen… Teil 1

Natürlich gehe ich davon aus, daß alle guten Menschen brav sind, keine Straftaten begehen und sich nicht einmal einer Ordnungswidrigkeit schuldig machen. Warum sollten dann also alle diese guten Menschen was gegen staatliche oder private Überwachungsmaßnahmen haben? Sie haben doch nichts zu verbergen.

So hört man es immer wieder, wenn es um das Thema “Überwachung” geht. Viele Menschen würden sich einer totalen Kontrolle unterwerfen, schließlich wird Ihnen dafür scheinbare (!) Sicherheit versprochen. Und wenn man sich die Nachmittagstalkschow ansieht, merkt man, daß manche Leute tatsächlich sämtliche Schamgefühle verloren haben. Aber das Gros der Bevölkerung würde sicherlich nicht öffentlich über ihre letzten Sexualkontakte diskutieren. Aber warum eigentlich nicht? Sie haben doch nichts zu verbergen.

Warum faxen die Leute, die nichts zu verbergen haben, einfach ihre Kontoauszüge in der Welt herum, leiten Ihre privaten E-Mails an alle Bekannten und Unbekannten weiter. Sie haben doch nichts zu verbergen. Oder etwa doch? Vielleicht meinen Sie doch, das solche privaten Dinge andere Leute nichts angehen. Mit dem sogenannten “Bundestrojaner” ist das aber alles möglich. Selbst die privatesten Fotos in der hintersten Ecke der Festplatte werden für die Überwacher zugänglich. Und ich kann es mir schon bildlich vorstellen, wie ein Polizeibeamter, der gerade eben diese Fotos entdeckt hat, seine Kollegen herbeiruft, um sich darüber zu amüsieren. Wenn sie demnächst also ein Polizist auf der Straße angrinst, könnte es vielleicht daran liegen.

Es ist übrigens nicht so, daß nur Terroristen überwacht werden. Jeder ist ein potentielles Überwachungs-Opfer. Es gibt immer wieder Verfahrensfehler oder Fahndungspannen, durch die Unschuldige ins Visier der Terrorfahnder gelangen. Hier nur ein Beispiel ist Der US-Kunstprofessor Hasan Elahi ist als Terrorist verdächtigt worden. Sein “Fehler”: er hat in den USA einen arabischen Namen, hatte einen Lagerraum, den er kurz nach den Anschlägen vom 11.09.2001 kündigte und dann ins Ausland flog. Auch habe man bei ihm Sprengkörper gesehen. Seine “Flucht” war allerdings nur eine ganz normale Auslandsreise, wie er sie mehrfach durchführt. Das mußte er alles erklären, als er bei seiner Wiederkehr in die USA bereits am Flughafen von FBI empfing. Nun holt er zum Gegenschlag und macht sein komplettes Leben öffentlich. Einerseits will er damit die Sinnlosigkeit einer Totalüberwachung demonstrieren, andererseits kann er diese zigtausend Fotos als tägliches Alibi, wogegen auch immer, nutzen.

Ein Gedanke zu „Ich habe doch nichts zu verbergen… Teil 1

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