Ich bin Freund von Open Source und freiem Wissen. Projekte wie Wikipedia oder OpenStreetMap sammeln weltweit das Wissen Vieler und stellen es Allen kostenlos und frei zur Verfügung.
Was mich insbesondere bei der deutschen Wikipedia stört, sind die restriktiven Regeln und deren noch restriktivere Auslegung und Kontrolle durch die Admins. Nahezu jeder neue Artikel wird mit einem Löschantrag oder Schnelllöschantrag bedacht. Wer das nicht kennt, der soll sich mal die Liste der aktuellen Löschdiskussionen ansehen. Anscheinend gibt es dort einen Wettbewerb, wer wie schnell die meisten Löschanträge stellt.
Die zwei meist genannten Kriterien für die Löschanträge sind “keine Relevanz” oder “schlechter Artikel”. Für “Relevanz” im Sinne der deutschen Wikipedia gibt es einen Haufen Regeln. Fiktionales ist hier überhaupt nicht zugelassen. Für Personen gibt es auch strenge Richtlinien. Das führte 2014 zu der absurden Situation daß, ein Artikel über Lila Tretikov, die damals die Geschäftsführung der internationalen Wikimedia-Foundation (die Oganisation hinter der Wikipedia), gelöscht werden sollte. Tretikov wäre “nicht relevant”. Die Diskussionen über die Relevanz sind teilweise noch recht sachlich. Schlimm sind aber die Diskussionen, über Artikel, die nicht den Qualitätsansprüchen entsprechen. Das ist echt peinlich, was dort in den Diskussionen steht. Daß ein Artikel vielleicht nicht gleich hundertprozentig fertig ist, ist doch normal. Man fängt an und dann wird der Artikel ergänzt und verbessert. Das war auch schon bei den allerersten Wikipedia-Artikeln so. Vor allem vor dem Hintergrund, daß neue Artikel noch wegen angeblich fehlender Relevanz gleich gelöscht werden, kann man die Autoren verstehen, daß sie nicht gleich stundenlang an einem Artikel schreiben, der sowieso bald wieder verschwindet.
Man könnte bei einem neuen Artikel auch aufrufen, diesen zu erweitern, gegen zu lesen und zu korrigieren. Aber man startet lieber eine Lösch-Diskussion.
Warum wundert man sich eigentlich, daß die Artikelanzahl der deutschen Wikipedia nicht nennenswert wächst und die Autorenanzahl sogar abnimmt?
Ich habe das Gefühl, daß OpenStreetMap (OSM) da offener ist. Es gibt wenig, was dort nicht gewünscht ist (z.B. personenbezogene Daten oder sich schnell verändernde Daten). Eine richtige Relevanzdiskussion habe ich bisher noch mitbekommen. Außerdem werden “Neulinge” oft von anderen Teilnehmern unterstützt, damit diese nicht so viele Fehler machen. Es gibt auch nur eine sehr niedrige Hierarchie. Außer den normalen Usern, gibt noch die “Data Working Group”, die in Konfliktfällen User temporär oder dauerhaft sperren können. Die meisten Sperrungen, die hier einsehbar sind, werden allerdings automatisch aufgehoben, wenn der User die entsprechende “Verwarnung” gelesen hat.